Chinesischer Frachter unter Verdacht: Wohl Datenkabel vor Taiwan beschädigt

Nach mehreren Ausfällen von Unterseekabeln in der Ostsee trifft es nun Taiwan. Der Inselstaat verdächtigt einen Frachter, der die Gewässer schon verlassen hat.

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Computergenerierte Darstellung eines Unterseekabels

(Bild: JesperG/Shutterstock.com)

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Ein unter der Flagge Kameruns fahrendes chinesisches Frachtschiff soll vor dem Wochenende ein Internetkabel vor der Küste Taiwans beschädigt haben. Das berichtet die Taiwan Times und ergänzt, dass es der Küstenwache wegen schlechter Wetterbedingungen nicht gelungen sei, an Bord des verdächtigten Schiffs zu gelangen. Der Frachter sei stattdessen auf dem Weg in Richtung Südkorea, wo er die Hafenstadt Busan in den kommenden Tagen erreichen soll. Taiwans Behörden hätten Südkorea bereits um Hilfe bei den Ermittlungen ersucht. Der Vorfall erinnert an mehrere ähnliche Begebenheiten in europäischen Gewässern in den vergangenen Wochen.

Laut der Taiwan Times handelt es sich bei dem beschädigten Unterseekabel um einen Teil des Trans-Pacific Express Cable Systems, das Taiwan mit China, Südkorea und der Westküste der USA verbindet. Unmittelbar nach dem Vorfall seien Notfallsicherungsmechanismen aktiviert worden, die die Daten über andere Kabel umleiten würden. Alle Dienste seien dadurch umgehend wiederhergestellt worden, habe der betroffene Provider Chunghwa Telecom versichert. Bei dem mutmaßlich dafür verantwortlichen Schiff handelt es sich demnach um einen Frachter mit dem Namen "Shunxing39". Der fahre zwar unter kamerunischer Flagge, gehöre aber einer in Hongkong registrierten Firma eines Chinesen.

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Der jetzt bekannt gewordene Vorfall in den Gewässern nördlich von Taiwan erinnert an mehrere Begebenheiten in der Ostsee, die in den vergangenen Wochen für viel Aufsehen gesorgt haben. Nachdem Ende November ein Datenkabel zwischen Finnland und Deutschland sowie eins zwischen Schweden und Litauen mutmaßlich von einem chinesischen Schiff beschädigt worden war, fielen in den Weihnachtstagen sogar gleich vier Unterseekabel vor der Küste Finnlands aus. Das dafür mutmaßlich verantwortliche Schiff wurde festgesetzt und befindet sich weiter in den Händen finnischer Behörden. Zugeschrieben wird die Beschädigung der russischen Schattenflotte, mit der das Land Sanktionen etwa beim Öltransport umgeht.

Die Beschädigung des Unterseekabels vor Taiwan erfolgt jetzt vor dem Hintergrund zuletzt wieder zunehmender Spannungen zwischen dem Inselstaat und der Volksrepublik China. Die betrachtet Taiwan (beziehungsweise die Republik China) als Bestandteil des eigenen Territoriums und strebt offiziell eine "Wiedervereinigung" an. Sollte der Konflikt eskalieren, sorgt man sich in Taiwan auch, dass China die Kommunikationsinfrastruktur attackieren könnte. Vor dem Hintergrund arbeitet das Land bereits an Alternativen zum Satelliteninternet Starlink, um im Falle eines chinesischen Angriffs nicht von der Außenwelt abgeschnitten zu werden.

(mho)