Nano-Pionier weist Kritik an Gefahren der Technologie zurück

Befürchtungen, nach denen eine molekulare Nanotechnologie unkontrollierbare Risiken mit sich bringt, hat der Nanotech-Visionär Eric Drexler als überholt zurückgewiesen.

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Von
  • Niels Boeing

Befürchtungen, nach denen eine molekulare Nanotechnologie unkontrollierbare Risiken mit sich bringt, hat der Nanotech-Visionär Eric Drexler als überholt zurückgewiesen. Im Interview mit Technology Review weist er darauf hin, dass "im Gegensatz zu früheren Überlegungen Selbst-Replikation nicht notwendig" für eine derartige künftige Produktionstechnik sei.

Drexler selbst hatte diese Bedenken 1986 mit seinem ersten Buch Engines of Creation ausgelöst, in dem er autonom agierende und sich selbst vervielfältigende Nanoroboter -- so genannte Assembler -- als Grundlage einer nanotechnologischen Industrieproduktion der Zukunft beschrieben hatte. Damals hatte er die Möglichkeit nicht ausschließen wollen, dass solche Assembler außer Kontrolle geraten und Lebewesen zersetzen könnten. Dieses Szenario ist seitdem unter dem Begriff "Grey Goo" bekannt geworden. Bislang galt es unter Kritikern als der GAU der Nanotechnik.

Drexler betont nun, dass eine molekulare Nanotechnologie "vollkommen nicht-biologisch" konzipiert werden könnte. Auf selbst-replizierende Maschinen zu setzen, sei "unnötig kompliziert und ineffizient" -- eine Auffassung, die er bereits im Juni in der Fachzeitschrift Nanotechnology dargelegt hatte. Seinen neuen Ansatz beschreibt er so: "Vorstellbar ist ein Produktionsgerät, das problemlos auf einen Schreibtisch passt und eine große Vielfalt an Gegenständen herstellen kann". Die Entwicklung der Nanotechnologie zu solchen Produktionssystemen hin hält Drexler für "unvermeidbar".

Den Widerstand gegen dieses Konzept führt er auch auf die Angst in der Forschergemeinde zurück, "die Industrie könnte überreguliert werden". Dies hat unter anderem dazu geführt, dass Drexlers Ansatz der molekularen Nanotechnologie im "21st Century Nanotechnology Research and Development Act", den US-Präsident George W. Bush im Dezember 2003 unterzeichnet hatte, nicht berücksichtigt wurde. (Niels Boeing) / (wst)