Nvidia: ARM-Angriff gegen AMD, Intel, Apple und Qualcomm

Nvidia bildet ein Trio mit ARM und Mediatek. Zusammen bereiten sie offensichtlich einen Rundumschlag vor, fasst Mark Mantel zusammen.

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Renderbild von Nvidas GB10

Renderbild von Nvidias GB10 – der Prozessor im Mini-PC Project Digits.

(Bild: Nvidia)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

2025 werden die Karten im Prozessormarkt neu gemischt; die alten Schlachtrösser müssen aufpassen. Was die Gerüchteküche schon lange munkelte, ist inzwischen Realität: Nvidia zielt mit eigenen Prozessoren auf Windows on ARM. Dafür tut sich Nvidia mit ARM und Mediatek zusammen – ein Trio mit viel Wumms, das für neue Verhältnisse sorgen könnte.

ARM steuert die CPU-Kerne bei, Nvidia die Grafikeinheit und Mediatek verwebt alles zu einem sogenannten System-on-Chip (SoC). Wer noch nie von Mediatek gehört hat: Mobilprozessoren der Firma sitzen in den meisten Android-Smartphones und Smart-TVs. Die High-End-Prozessoren der Firma sind zuweilen unkonventionell – etwa mit dickeren, aber niedrig getakteten Rechenkernen anstelle von speziellen Effizienzkernen.

Ein Kommentar von Mark Mantel
Ein Kommentar von Mark Mantel

Mark Mantel ist seit 2019 Redakteur bei heise online und c't. Er kümmert sich hauptsächlich um die Online-Berichterstattung rund um PC-Hardware.

Initial stellt Nvidia den Mini-PC Project Digits als Dev-Kit für KI-Entwickler vor, mit nur vagen Spezifikationen. Ausgerechnet ARM selbst verrät als Erster mehr Details: Der eingesetzte GB10-Prozessor kombiniert zehn Cortex-X925-Kerne mit zehn Cortex-A725. Der X925 ist ARMs bis dato schnellster CPU-Kern, Codename Blackhawk. Er soll explizit Apples starke M-CPU-Kerne unter Druck setzen.

Hier übte sich Nvidia zunächst in der Kunst, einen Prozessor für Windows on ARM anzukündigen, ohne einen Prozessor für Windows on ARM anzukündigen. Bisher scheint Qualcomm nämlich ein Exklusivrecht auf CPUs für Windows-on-ARM-Geräte zu haben. Im Sommer soll der Deal ablaufen.

Inzwischen hat Nvidia-Chef Jensen Huang bestätigt, dass auch Prozessoren für Windows-on-ARM-Systeme kommen. Laut Gerüchten soll die Mediatek-ARM-Nvidia-Kooperation bei Notebooks ab September 2024 Früchte tragen.

Nvidia und Mediatek sind aktuell die einzigen beiden großen Firmen, die Flaggschiff-Prozessoren mit Cortex-Kernen von ARM bestücken. Der Dimensity 9400 für Smartphones und Nvidias Prozessoren müssen beweisen, dass die ARM-Standardkerne mit Apples M-Serie und Qualcomms Oryon mithalten können. Auch andere ARM-Kunden können mit Blackhawk dann einen Kern zukaufen, der ganz oben mitspielt. Damit will ARM letztlich mehr verdienen.

Zurzeit findet ARM fĂĽr diesen Angriff auf den CPU-Markt keine anderen Partner auĂźer Nvidia und Mediatek. Apple und jetzt Qualcomm haben ohnehin eigene CPU-Kerne. Samsung kommt mit seiner Exynos-Familie seit Jahren nicht aus dem Quark. Und Google ist mit seinen Tensor-Prozessoren ebenfalls recht weit abgeschlagen. Amazon, Microsoft und andere Firmen interessieren sich wiederum nur fĂĽr Serverprozessoren.

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Für die etablierten Größen braut sich ein Sturm zusammen, den Nvidia nutzen kann: Intel hat erhebliche Probleme und eine ungewisse Roadmap. Microsoft scheint bei Windows on ARM endlich ernst zu machen – das Betriebssystem ist mittlerweile brauchbar. Und ARM liefert mit dem Cortex-X925 einen potenziell konkurrenzfähigen Rechenkern. Gleichzeitig führt Nvidia bei der Software für KI-Anwendungen, die momentan so einen großen Hype erfahren.

In Sachen Prozessoren wird das zweite Halbjahr 2025 also richtig spannend.

(mma)