Robuste und schnelle Server-SSDs mit MLC- statt SLC-Flash

Server-SSDs mit MLC- statt SLC-Flash sind im Kommen. Die Schwächen der MLC-Technik wollen die Hersteller durch neue Controller kompensieren.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Boi Feddern

Aktuelle MLC-Flash-Chips speichern zwei bis vier Bit pro Zelle und erlauben bei gleichen Siliziumkosten höhere Speicherdichten als SLC-Flash, das nur ein Bit pro Zelle speichert. MLC-Speicherzellen verkraften üblicherweise aber nur 10.000 bis 30.000 Löschzyklen. Für Server-SSDs, bei denen es in besonderem Maß auf Zuverlässigkeit ankommt, verwenden die Hersteller deshalb bislang bevorzugt Bauelemente mit SLC-Technik, für die bis zu 100.000 Löschzyklen spezifiziert sind und die oft schneller arbeiten.

Um Server-SSDs mit hoher Speicherkapazität zu günstigeren Preisen anbieten zu können, greifen nun aber immer mehr Hersteller auch auf das günstige MLC-Flash zurück und versuchen dessen Schwächen durch neue Controller-Technik zu kompensieren. Das israelische Startup-Unternehmen Anobit ("add another bit") etwa hat eine Technik namens Memory Signal Processing (MSP) entwickelt, die Fehlerkorrekturverfahren wie ECC von Flash-Disk-Controllern verbessert und so angeblich mindestens 50.000 Löschzyklen für herkömmliche MLC-Chips garantiert. Nachdem Anobit die Technik bislang nur an andere "namhafte" Hersteller weiterverkauft hat, will das Unternehmen jetzt auch eigene MLC-SSDs mit MSP-Technik auf den Markt bringen.

Die MLC-Flash-Chips in den Genesis-SSDs von Anobit sollen mehr als 50.000 Löschzyklen verkraften.

(Bild: Anobit)

Die auf den Namen Genesis getauften Server-Disks speichern wahlweise 200 oder 400 GByte und sollen konstante Dauertransferraten von 220 MByte/s beim sequenziellen Lesen sowie 180 MByte/s beim Schreiben erreichen, sowie 30.000 IOPS (Ein-/Ausgabeoperationen pro Sekunde) bei verteilten Lese- und 20.000 IOPS bei verteilten Schreibzugriffen bewältigen. Die SSDs sollen das Tempo auch dann erreichen, wenn bereits komprimierte Daten geschrieben werden, wie Anobit mit Seitenhieb auf Konkurrent Sandforce betont.

Das US-amerikanische Startup-Unternehmen Sandforce, in dessen Führungsriege ehemalige Mitarbeiter von Nvidia und SanDisk sitzen, hat sich ebenfalls auf die Fahnen geschrieben, MLC-SSDs servertauglich zu machen. Sandforce hat dazu einen Controller entwickelt, der sich unter anderem des Tricks der Datenkompression bedient, um Schreibzugriffe zu reduzieren. Außerdem soll eine mit RAID verwandte Technik namens RAISE (Redundant Array of Independent Silicon Elements), die angeblich den Ausfall ganzer Speicherblöcke kompensieren kann, für mehr Zuverlässigkeit sorgen. Zu finden ist der Sandforce-Controller derzeit auch in vielen für den Massenmarkt gedachten SSDs, etwa von Corsair oder OCZ.

Die Firma STEC liefert derweil inzwischen auch eine Low-Cost-Version seiner ZeusIOPS-Platten mit SAS- und Fibre-Channel-Interface und MLC-Flash für Server. Gerüchten zufolge plant auch Intel im Herbst den Umstieg auf MLC-Technik bei Server-SSDs. (boi)