USA soll das KI-Herz werden – wie in der Automobilbranche

Amerika sollte maximalen Nutzen aus KI schlagen, schreibt OpenAI in einem Entwurf zu Regulierungsfragen. Die Technologie fĂĽhre zu einer Reindustrialisierung.

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Das Logo von OpenAI an der Fassade des Bürogebäudes in San Francisco.

(Bild: Shutterstock/ioda)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

OpenAI vergleicht Künstliche Intelligenz mit der Erfindung des Autos. Offenbar habe damals Amerika alles richtig gemacht – im Vergleich zu Europa, meint OpenAI. Das wolle man wiederholen. Das KI-Startup meint, Entwickler, die KI voranbringen, würden die gesamte Wirtschaft mitziehen, sodass jeder profitieren würde. In dem Blueprint, der sich an die Regierung richtet, heißt es auch, das sei eine Chance für eine Reindustrialisierung.

Autos seien in Europa erfunden worden. Soweit dürften sich alle Experten einig sein. OpenAI meint allerdings, dass Europa einen falschen Weg eingeschlagen habe. Man habe nämlich die Geschwindigkeitsbegrenzung beziehungsweise den Red Flag Act eingeführt – das allerdings nur in Großbritannien. Dieses Gesetz sah vor, dass jemand mit roter Fahne vor einem Auto herlaufen müsse, um andere Straßenverkehrsteilnehmer zu warnen.

"Amerika hingegen verfolgte beim Auto einen ganz anderen Ansatz, indem es Visionen und Innovationen des Privatsektors mit denen des öffentlichen Interesses zusammenbrachte, um die Technologie und ihren wirtschaftlichen Nutzen zu erschließen – auch angesichts des drohenden Ersten Weltkriegs." Das habe dazu geführt, dass die USA zum "Herz der weltweiten Automobilindustrie" wurden. Das könnte die deutsche Automobilindustrie anders sehen.

Und auch die weiteren Schlüsse, die OpenAI zieht, sind wahrscheinlich nicht mehrheitsfähig. In den USA habe man nämlich anders als in Europa vonseiten der Regierung die Umstellung von Pferdekutschen auf das Auto unterstützt, statt Kutschen den Vorrang zu geben. Außerdem habe man in bessere Straßen investiert – auf Bundesebene und nicht mit bundesstaatlichen einzelnen Straßennetzen. Derzeit gibt es zwar ein Dekret, das der noch amtierende US-Präsident Joe Biden erlassen hat, die Bundesstaaten können jedoch weitere Gesetze erlassen. Davon soll es mittlerweile mehr als 700 geben. Dahinter steckt freilich auch die Analogie zur Infrastruktur und der Frage nach Energie, die KI benötigt.

OpenAI CEO Sam Altman ist zudem kein Befürworter von Gesetzen, wie dem Chips Act. Der soll zwar eigentlich der US-Industrie zugutekommen, führe aber laut Altman nicht zu den erwünschten Erfolgen. Biden hat zuletzt das sogenannte "Export Control Framework for Artificial Intelligence Diffusion" vorgelegt. Auch dieses soll durch Export-Beschränkungen die US-Wirtschaft und Sicherheitsinteressen schützen. Chipdesigner dürfen ihre fortschrittlichen GPU-Beschleuniger demnach etwa nur noch uneingeschränkt in 18 Länder verkaufen – darunter Deutschland, aber nicht China.

In dem Blueprint warnt Chris Lehane, Vice-President Global Affairs von OpenAI auch, wenn die USA das Rennen um die Vorherrschaft im Bereich KI nicht gewinne, würde China gewinnen und damit die chinesische Regierung an weltweitem Einfluss gewinnen. Passend zum Absatz, dass Altman am 30. Januar einen Termin in Washington D.C. habe, also nach dem Amtseintritt Donald Trumps als erneuter US-Präsident, heißt es in dem Entwurf: "Wir glauben an Amerika, weil Amerika an Innovation glaubt." Chips, Daten, Energie und Talent seien Schlüssel zum Sieg. Amerika werde das Rennen gewinnen.

Zusammengefasst wird in dem Entwurf konkret gefordert, dass KI tendenziell wenig reguliert wird und wenn auch nur einheitlich auf Bundesebene. OpenAI betont zwar, dass KI allen zugutekommen werde, schreibt dann aber, dass es in dem Blueprint ausschließlich um Large Language Models handeln solle. KI-Anwendungen, wie jene, die genutzt werden, um Krebs frühzeitig zu erkennen, fallen nicht darunter. Zudem solle die US-Regierung sicherstellen, dass KI-Unternehmen eine sichere Infrastruktur nutzen könnten, wie klassifizierte Computercluster, um Sicherheitsrisiken und Schutzmaßnahmen bewerten zu können. Wie sie das sicherstellen soll, bleibt offen.

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Konkreter wird es hier: Die US-Regierung solle Behörden den Zugang zu KI-Diensten erleichtern, damit der Steuerzahler von einer schlankeren Struktur profitieren könne. Auch Donald Trump plant Stellen innerhalb der Regierung abzubauen. Statt also Menschen für ihre Arbeit zu bezahlen, soll der Staat lieber OpenAI dafür bezahlen, Software bereitzustellen.

Sinnvoll erscheint hingegen, zu verbieten, dass KI-Unternehmen Dienste anbieten, mit denen es möglich ist, Inhalte zu erstellen, die sexuellen Kindesmissbrauch (CSAM) zeigen. Ebenso hält OpenAI eine Pflicht zu Wasserzeichen für wünschenswert. Abschließend gibt es eine Reihe Forderungen, Menschen zu schulen und eine nationale KI-Strategie für den Bereich Bildung auszuarbeiten.

Das Papier ist als Blueprint ein "living document", es kann also jederzeit weiter ausgearbeitet und verändert werden.

(emw)