"Free Our Feeds" will Bluesky und soziale Netze sicher vor Milliardären machen

Bluesky ist zuletzt stark gewachsen, den versprochenen Schutz vor einer Übernahme wie bei Twitter gibt es aber bislang nicht. Das soll sich bald ändern.

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Bluesky-Startbildschirm auf einem Smartphone

(Bild: Diego Thomazini/Shutterstock.com)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Prominente aus der Technik- und Kulturszene unterstützen eine neue Initiative, die auf Basis des Fundaments unter dem Kurznachrichtendienst Bluesky ein Ökosystem für soziale Netzwerke bauen will, das vor Milliardären geschützt ist. Das geht aus der Vorstellung des Projekts namens "Free Our Feeds" hervor, für dessen Ziele unter anderem der Wikipedia-Gründer Jimmy Wales, der Hollywood-Schauspieler Mark Ruffalo, der Autor Cory Doctorow und die EU-Abgeordnete Alexandra Geese (Grüne) werben. Erklärtes Ziel ist unter anderem der Aufbau einer unabhängigen Infrastruktur, über die man auf Inhalte aus Bluesky zugreifen können soll, ohne auf die Server des US-Startups angewiesen zu sein.

Finanzieren will die Organisation außerdem die Entwicklung von sozialen Anwendungen, die alle auf dem AT-Protokoll aufbauen und damit untereinander verbunden sind. Das Protokoll liegt bislang vor allem Bluesky zugrunde. Im Prinzip planen die Verantwortlichen damit auf Basis dieses Protokolls ein Netzwerk aus Diensten, das mit dem sogenannten Fediverse vergleichbar ist. Dem liegt mit ActivityPub ein anderes Protokoll zugrunde, beide sind zueinander sogar kompatibel. "Free Our Feeds" will demnach sowieso nicht, dass man sich zwischen beiden Protokollen und den darauf aufbauenden Diensten entscheiden muss. Ziel sei stattdessen eine Interoperabilität zwischen offenen sozialen Netzwerken durch Zusammenarbeit.

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Als Begründung für das ambitionierte Ziel eines unabhängigen offenen Netzwerks, das kein Milliardär einfach übernehmen kann, verweisen die Verantwortlichen nun auf die Erfahrungen nach der Twitter-Übernahme durch Elon Musk. Man habe die negativen Folgen in den eigenen Accounts bemerkt: "Wir können das nie wieder zulassen." Das Bluesky-Team habe eine "unglaubliche Grundlage" für die Vision eines sozialen Netzwerks gelegt, das Nutzern und Nutzerinnen die Kontrolle zurückgebe. Letztlich handle es sich dabei aber erneut um ein Unternehmen, das unter finanziellen Druck geraten könnte. Deswegen müssten auf Basis ihrer Technik nun Dienste entwickelt werden, die auch noch funktionieren, sollte Bluesky etwa übernommen werden.

Für das erklärte Ziel sammelt die Organisation jetzt Spenden, angepeilt werden vier Millionen US-Dollar. Im Vergleich zum Budget etwa des Facebook-Konzerns Meta ist das eine immens niedrige Summe. Auch dort hat der verantwortliche Milliardär zuletzt mit angekündigten Kursänderungen für Frust unter einigen Nutzern und Nutzerinnen gesorgt. Gleichzeitig ruft die Vorstellung von "Free Our Feeds" aber auch in Erinnerung, dass mit dem Fediverse bereits ein Ökosystem aus sehr unterschiedlichen sozialen Netzwerken besteht, die über ein Protokoll miteinander verknüpft sind. Mit Abstand bekanntester Teil davon ist der Kurznachrichtendienst Mastodon, dessen Weiterentwicklung jetzt auf sicherere juristische Grundlagen gestellt werden soll.

(mho)