TikTok schreibt Mitarbeiter an – Creatoren verabschieden sich

Der Countdown für TikTok läuft. Creatoren verabschieden sich bei ihren "chinesischen Spionen" und wechseln zu einem anderen chinesischen Dienst.

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Rednote im App Store

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(Bild: Rednote)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Die Entscheidung, ob TikTok auf dem US-amerikanischen Markt verfügbar bleibt oder nicht, wird in Kürze erwartet. Das Schicksal des Dienstes obliegt dem Surpreme Court. Er entscheidet, ob das Gesetz, das TikTok verbietet, zugelassen wird. Dann wäre spätestens am 19. Januar Schluss. Auf TikTok verabschieden sich bereits Menschen von dem Dienst – aber auch von ihren "chinesischen Spionen". Da scheint der Galgenhumor von betroffenen TikTokern durchzukommen. Fast schon ein Treppenwitz: Viele von ihnen wechseln zu einem anderen chinesischen und viel fragwürdigeren Dienst.

Die App RedNotes heißt eigentlich Xiaohongshu, was "kleines rotes Buch" bedeutet. Das dürfte eine Anspielung auf die Mao-Bibel sein – ein kleines rotes Buch, das während der Kulturrevolution und auch in Deutschland der 1968er verbreitet war. Die App ist derzeit in den Download-Charts der USA auf Platz eins, obwohl der Dienst schon seit Jahren existiert. Eigentlich stehen im Vordergrund der App Shopping-Funktionen. Diese richten sich an wohlhabende Chinesinnen, die Produkte aus dem Ausland über die App kaufen können. RedNotes wird von Xingin Information Technology betrieben und dürfte nicht weniger Nähe zur chinesischen Regierung haben als TikToks Mutterkonzern Bytedance. Anders als bei Tiktok gibt es auch keine Büros oder Server außerhalb Chinas.

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Unterdessen verabschieden sich zahlreiche Menschen bereits bei und von Tiktok, allerdings nicht mit einem vorzeitigen Abschalten der App, sondern mit warmen Worten an ihre "chinesischen Spione". Die US-Regierung wirft Tiktok beziehungsweise der chinesischen Regierung vor, die amerikanische Gesellschaft ĂĽber den Dienst auszuspionieren und zu beeinflussen. Dadurch werde der Videodienst zur Gefahr fĂĽr die nationale Sicherheit. Die Abschiede sind amĂĽsant gehalten, etwa: "Nobody understands me like my spy.", also "Niemand versteht mich wie mein Spion." Oder: "Bye bye. I love you, you're my Bestie.", was so viel bedeutet wie beste Freundin.

Laut The Verge soll Tiktok verschiedene Szenarien durchspielen, was passieren könnte, wenn der Surpreme Court das Verbot passieren lässt. Zunächst werden derzeit noch die Mitarbeiter in einem Brief beruhigt, dass ihre Arbeitsverhältnisse bestehen und die Büros offen blieben.

Infrage kommt offenbar ein Kauf des Dienstes durch Elon Musk – das soll die chinesische Regierung selbst in Betracht ziehen. Auch der ehemalige Besitzer der LA Dodgers, Frank McCourt, hat sich selbst als Käufer ins Spiel gebracht.

Donald Trump, der am 20. Januar 2025 erneut US-Präsident wird, hatte in seiner ersten Amtszeit noch selbst versucht, Tiktok aus den USA zu verbannen. Nun möchte er den Dienst schützen, allerdings geht das offenbar eben nur über einen Verkauf. Das Gesetz zum Verbot greift einen Tag vor seinem Amtseintritt, sofern das oberste Gericht der USA nicht eingreift.

(emw)