Facebook: Meta macht trotz Sanktionen Geld mit russischer Desinformation

Eine russische, Kreml-nahe Propagandaorganisation hat trotz europäischer und US-amerikanischer Sanktionen über 8000 politische Anzeigen auf Facebook geschaltet.

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(Bild: Dilok Klaisataporn/Shutterstock.com)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Meta hat allein zwischen August 2023 und Oktober 2024 mit politischen Anzeigen einer russischen Propagandaorganisation im Rahmen einer einzigen Desinformationskampagne auf Facebook rund 338.000 US-Dollar verdient. Und das nur in Europa und obwohl die letztlich dem Kreml unterstellte Trollfabrik bereits auf Sanktionslisten der EU, der USA und Großbritanniens stand. Dies geht aus dem Bericht "Einfluss durch Design" hervor, den das finnische Forschungsinstitut Check First zusammen mit Reset.Tech in London und AI Forensics in Paris am Freitag veröffentlicht hat. Die Autoren unterstreichen: Die Ergebnisse würfen "ernsthafte Fragen über Metas Rolle beim Ermöglichen staatlich geförderter Einflussoperationen auf".

Im Mittelpunkt der Analyse steht eine Propagandaoperation mit über 8000 Werbebannern auf Facebook, hinter der die russische Social Design Agency (SDA) steht. Die Moskauer Agentur gehört neben Structura und Argon Labs zu den Initiatoren der vom Kreml gesteuerten Doppelgänger-Kampagne, die seit zwei Jahren läuft. In deren Zentrum stand die Initiation bekannter Medienmarken und zugehöriger Webseiten, über die Falschmeldungen verbreitet wurden. Bei der nun untersuchten Kampagne, die nur einen kleinen Ausschnitt russischer Propagandaaktionen beleuchtet, soll es sich um eine Weiterentwicklung des Doppelgänger-Ansatzes handeln.

Die Experten schätzen, dass die untersuchten Anzeigen zu mehr als 123.000 Klicks durch Facebook-Nutzer in Deutschland, Frankreich, Polen und Italien führten. Die Doppelgänger-Operation wurde zuvor auch mit Einflussoperationen in den USA, Israel & Co. in Verbindung gebracht. Deutlich wird, wie präzise und raffiniert die SDA teils vorgeht. Ihre Werbebeiträge sind auf aktuelle politische Ereignisse zugeschnitten und verwenden dem Bericht zufolge "aufrührerische Narrative und visuell ansprechende Inhalte, um Reichweite und Wirkung zu maximieren".

Als Beispiele stellen die Autoren Banner heraus, die aktuelle Vorfälle wie den von Hamas-Angriff im Oktober 2023 auf Israel ausnutzten und die Polarisierung innerhalb der anvisierten Gesellschaften zu verstärken suchten. Anlass für Falschmeldungen sei etwa auch der Terroranschlag in einem Moskauer Vorort im März 2024 gewesen, bei dem 145 Menschen ums Leben kamen. Die Anzeigen erschienen oft binnen 48 Stunden nach solchen Ereignissen und versuchten, deren öffentliche Wahrnehmung zu beeinflussen. Nach den Hamas-Anschlägen vom 7. Oktober verbreitete die SDA etwa die falsche Behauptung, die Ukraine habe Waffen an die Terrororganisation verkauft.

Die Anzeigen erreichten innerhalb von zwei bis drei Tagen mehr als 237.000 Accounts und unterstrichen laut den Verfassern "die Fähigkeit der Operation, aktuelle Ereignisse als Waffe für geopolitische Narrative zu nutzen". Auffällig sei, dass die SDA schier alle Berichte über die Kampagne genau verfolgt und so deren Effizienz ausgewertet habe.

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Die Resultate deuteten "auf erhebliche Lücken bei Metas Einhaltung seiner eigenen Richtlinien zur Inhaltsmoderation und seiner Verpflichtungen gemäß dem Digital Services Act (DSA)" hin, heißt es. "Trotz Behauptungen, strenge Maßnahmen zur Identitätsüberprüfung und Transparenz für politische Anzeigen durchzusetzen, hat die Plattform wiederholt versäumt, mit dem SDA verbundene Kampagnen zu blockieren." Stärkere Aufsichts- und Durchsetzungsmechanismen seien nötig. Social-Media-Betreiber müssten sicherstellen, "dass ihre Systeme nicht als Waffe eingesetzt werden, um demokratische Prozesse zu untergraben". Der neue, auf Donald Trump ausgerichtete Meta-Kurs, weist in die entgegengesetzte Richtung.

(nen)