KI-Update kompakt: Aleph Alpha, Stargate, Britische Regierung, GEMA vs. Suno
Das "KI-Update" liefert werktäglich eine Zusammenfassung der wichtigsten KI-Entwicklungen.
- Isabel GrĂĽnewald
- The Decoder
Aleph Alpha stellt mit AMD neue KI-Architektur vor
Das Heidelberger Start-up hat eine tokenizer-freie KI-Architektur vorgestellt. Gängige Sprachmodelle basieren auf Textdaten, die vor dem Training in kleinere Einheiten, sogenannte Token, zerlegt werden. Diese Token repräsentieren Worte oder Wortbestandteile und dienen als Grundlage, um Wahrscheinlichkeiten und Zusammenhänge zu lernen. Ein großer Teil des Trainingsmaterials ist jedoch auf Englisch, was dazu führt, dass solche Modelle primär für die englische Sprache optimiert sind. Deutsch wird oft noch gut unterstützt, doch bei Sprachen wie Finnisch stoßen viele Modelle schnell an ihre Grenzen.
Zwar kann ein Sprachmodell durch Feintuning auf neue Sprachen oder spezifisches Fachwissen angepasst werden. Doch wenn die englische Sprachstruktur tief im Modell verankert ist, wird die Integration einer anderen Sprache oder eines spezialisierten Wissensbereichs kostspielig und ressourcenintensiv.
Hier setzt die Innovation von Aleph Alpha an: Durch den Verzicht auf Tokenizer entfällt eine zentrale Hürde. Modelle können effizienter um neue Sprachen und Fachinhalte erweitert werden. Laut einer Pressemitteilung von Aleph Alpha ist ihre Methode bis zu 70 Prozent effizienter als beispielsweise Metas Llama-Modell, wenn es darum geht, eine Sprache wie Finnisch zu integrieren.
Die ersten Anwendungsbereiche sollen Behörden sein, für die Aleph Alpha bereits mit Pharia ein KI-Betriebssystem entwickelt hat, das speziell auf ihre Bedürfnisse abgestimmt ist.
500 Milliarden US-Dollar fĂĽr KI-Rechenzentren
Der neue US-Präsident Donald Trump nimmt gleich zu Beginn seiner Amtszeit KI in den Fokus. Nachdem er noch am Tag seiner Vereidigung den Erlass seines Vorgängers Joe Biden zu Leitplanken bei der Entwicklung Künstlicher Intelligenz gekippt hat, präsentierte er an seinem zweiten Tag im Amt das KI-Projekt Stargate. Dahinter steckt ein Gemeinschaftsunternehmen des ChatGPT-Entwicklers OpenAI, des Software-Riesen Oracle und des japanischen Technologiekonzerns Softbank. Gemeinsam wollen sie insgesamt 500 Milliarden US-Dollar in neue Rechenzentren für KI stecken.
Trump gab das Projekt, das 100.000 Jobs in den USA schaffen soll, im Weißen Haus bekannt. Stargate solle mit Rechenzentren in Texas starten, erklärte Oracle-Gründer Larry Ellison bei dem Termin mit Trump. Er verwies darauf, dass KI das Gesundheitswesen mit der Auswertung von Patientendaten verbessern werde. Das Investitionsvolumen von 500 Milliarden Dollar solle in vier Jahren erreicht werden, ergänzte Softbank-Chef Masayoshi Son. Nach Ansicht von OpenAI-CEO Sam Altman werde Stargate eines der wichtigsten Projekte für die USA werden. Er zeigte sich auch überzeugt, dass mithilfe von KI Krankheiten besser bekämpft werden können.
OpenAI finanzierte heimlich Entwicklung eines Mathe-Benchmarks
OpenAI hat heimlich die Entwicklung des als unabhängig geltenden Mathematik-Benchmarks FrontierMath finanziert. Das wurde erst bekannt, als das Unternehmen dort mit seinem neuen Modell o3 einen Rekord von 25,2 Prozent gelöster Aufgaben aufstellte. Der Benchmark testet die mathematisch-logischen Fähigkeiten von KI-Modellen anhand schwieriger Mathematik-Aufgaben. Bisherige Modelle erreichten nicht mehr als zwei Prozent.
Epoch AI, der Entwickler des Benchmarks, war bis zur Bekanntgabe des neuen o3-Modells vertraglich verpflichtet, die finanzielle Beteiligung von OpenAI nicht offenzulegen. Die mehr als 60 beteiligten Mathematik-Fachleute wurden nicht systematisch darüber informiert. Laut Epoch AI gab es eine mündliche Vereinbarung, dass OpenAI die Benchmark-Daten nicht zum Training verwenden darf. Dennoch hatte OpenAI vorab Zugang zu einem Großteil der Aufgaben und Lösungen erhalten. Ein separater Datensatz blieb jedoch unter Verschluss, um unabhängige Überprüfungen zu ermöglichen. Epoch AI räumt Fehler in der Kommunikation ein und will in Zukunft bei Kooperationen von Anfang an auf volle Transparenz bestehen.
Britische Regierung entwickelt KI-Tools fĂĽr Minister und Beamte
Die britische Regierung entwickelt KI-Tools zur Vorhersage von Abgeordnetenreaktionen. Ein Tool namens "Parlex" kann prognostizieren, welche Themen bei den eigenen Abgeordneten auf Schwierigkeiten stoßen könnten. Es kann auch verwendet werden, um Positionen von Politikern in den parlamentarischen Debattenmaterialien zu suchen.
Es ist Teil einer Reihe von KI-Systemen, die unter dem Namen "Humphrey" fĂĽr Minister und Beamte entwickelt werden, darunter Tools zur Zusammenfassung von Ministerbesprechungen, zur Analyse von Gesetzesauswirkungen, zur Automatisierung von Vorlagen an Minister und zur Verbesserung des Konsultationsprozesses.
Die Regierung will den Einsatz von Technologie in öffentlichen Diensten ausweiten, etwa bei der Registrierung von Todesfällen oder in Jobcentern. Premierminister Keir Starmer stellte einen Plan vor, der nach Ansicht einiger Minister KI in die "Adern der Nation leiten" soll. Dazu sollen auch anonymisierte NHS-Gesundheitsdaten für Forscher und Innovatoren zur Verfügung gestellt werden, um KI-Modelle zu trainieren.
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Chinesisches KI-Startup Moonshot AI präsentiert den nächsten o1-Konkurrenten
Das chinesische KI-Unternehmen Moonshot AI hat mit Kimi k1.5 zwei neue Reasoning-Modelle vorgestellt, die durch den Einsatz von Reinforcement Learning sehr gute Ergebnisse beim maschinellen Schlussfolgern erzielen. In Benchmarks halten sie mit Modellen wie OpenAIs o1 und DeepSeeks R1 mit.
Kimi k1.5 wurde zunächst mit einem großen Datensatz vortrainiert, dann mit einem speziellen Datensatz feinabgestimmt und schließlich per Reinforcement Learning trainiert. Dabei generiert es Antworten und ein Belohnungsmodell bewertet deren Korrektheit, um zu lernen, welche Strategien zum Erfolg führen. Anders als DeepSeek hat Moonshot AI seine Kimi k1.5-Modelle bisher nicht veröffentlicht.
GEMA fordert LizenzgebĂĽhren von Suno
Die Gesellschaft für musikalische Aufführungsrechte (kurz GEMA) hat beim Landgericht München Klage gegen den KI-Audiogenerator Suno eingereicht. Die Verwertungsgesellschaft wirft dem Anbieter vor, ihren Generator auf unzulässige Weise mit urheberrechtlich geschützten Musikwerken trainiert zu haben. Mit der Klage will die GEMA erreichen, dass Unternehmen wie Suno für die Nutzung von Musik Lizenzgebühren an die Urheber ausschütten. Konkret betroffen sind laut der Verwertungsgesellschaft unter anderem Songs wie "Forever Young" von der Münsteraner Popband Alphaville, das durch Helene Fischer bekannt gewordene "Atemlos" von Kristina Bach, das vom Popproduzenten Frank Farian geschriebene Boney M.-Lied "Daddy Cool" und Werke des Modern Talking-Duos Dieter Bohlen und Thomas Anders.
Diese und weitere Titel würden in Melodie, Harmonie und Rhythmus identifizierbar repliziert, ist sich die GEMA sicher. Sie versucht mit der jetzigen Klage den Druck auf die Anbieter generativer KI-Dienste weiter zu erhöhen. Durch die Verfügbarkeit der App überall in Deutschland ist die Gerichtsbarkeit frei wählbar. Die GEMA sitzt selbst in München und hatte bereits im vergangenen Jahr dort Klage gegen OpenAI eingereicht. Hier lautete der Vorwurf jedoch nicht, dass der ChatGPT-Entwickler die Musik selbst unzulässig nutze, sondern dass die Urheberrechte bei den Texten verletzt würden, da dafür keinerlei Lizenzen erworben worden seien.
Apple schaltet Apple Intelligence kĂĽnftig automatisch an
Noch ist Apples hauseigene Intelligence nur als Beta gekennzeichnet. Das heißt, dass noch so einiges im Alltag schiefgehen kann. Dennoch hat sich Apple nun dazu entschieden, den Hauptschalter der Funktion standardmäßig zu aktivieren. Das geht aus den Release Notes von iOS 18.3, iPadOS 18.3 und macOS 15.3 hervor. Die Updates sollten in den nächsten Tagen, vermutlich Anfang kommender Woche, erscheinen. Der automatische Start dürfte dazu dienen, dass mehr Nutzende Apple Intelligence ausprobieren.
Nicht vorgesehen scheint jedoch zu sein, dass potenziell problematische Funktionen wie die Zusammenfassung von Benachrichtigungen standardmäßig aktiv sind. Apple Intelligence steht aktuell nur auf Englisch zur Verfügung, das Gerät muss dazu entsprechend eingestellt sein. Innerhalb der EU dürfte die Freigabe erst ab April erfolgen, zusammen mit einer deutschen Sprachversion.
Das war das KI-Update von heise online vom 22. Januar 2025. Eine neue Folge gibt es jeden Werktag ab 15 Uhr.
(igr)