Wer soll jetzt nochmal Tiktok kaufen? Etwa MrBeast?
Tiktok soll verkauft werden, das möchten Trump und seine Tech-Bros – einige stehen parat. Bytedance will aber gar nicht verkaufen.
(Bild: Luiza Kamalova/Shutterstock.com)
Wenige Stunden lang war Tiktok in den USA nicht mehr erreichbar. Da kein Käufer gefunden wurde, griff am vergangenen Sonntag das Verbot, für das sich sowohl die Republikaner als auch Demokraten unter dem ehemaligen US-Präsidenten Joe Biden starkgemacht hatten. Doch der neue amtierende Präsident, Donald Trump, gewährt Tiktok einen Aufschub. 75 Tage lang kann nun erneut ein Käufer für den Dienst gefunden werden. Einige superreiche Freunde von Trump haben sich bereits in Stellung gebracht. Es gibt nur einen großen Haken, Tiktok-Mutter Bytedance sagt bisher, dass sie gar nicht verkaufen werden.
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Sicher ist, dass Tiktok und Trump in Kontakt stehen. Dabei gibt sich Trump als Retter der App. Und auch der Tiktok-CEO, Shou Zi Chew, wehrt sich nicht dagegen. Nach zwölf Stunden Abwesenheit kam Tiktok mit dem Hinweis zurück, man danke Donald Trump – dank ihm sei der Dienst wieder verfügbar. Chew gehörte zu den Tech-Milliardären, die bei Trumps Amtseinführung in der vordersten Reihe saßen. Er stammt aus Singapur, Tiktok bekanntlich aus China.
Trump will aus Tiktok US-Dienst machen
Nichtsdestotrotz: Auch Trump möchte, dass Tiktok an einen US-Unternehmer verkauft wird. Bei der Vorstellung des Projekts Stargate, dem Investitionspaket für eine KI-Infrastruktur, sagte Trump, ihm sei es besonders lieb, wenn Elon Musk oder Larry Ellison zuschlagen würden. Ellison ist einer der Oracle-Gründer und seit Langem enger Freund von Trump. Aber nicht nur sollen die beiden Tiktok kaufen, Trump hat auch gesagt: "Kauf es und gib die Hälfte den USA." Offenbar gibt es nur dann eine Betriebsgenehmigung.
Es gibt aber noch weitere Menschen, die sich selbst ins Spiel gebracht haben. Frank McCourt ist Besitzer des französischen Fußballvereins Olympique Marseille und hat zugleich das Project Liberty gegründet, das ein dezentrales soziales Netzwerk aufbauen will. Nun hat auch Jimmy Donaldson sein Interesse angemeldet. Donaldson ist besser bekannt als MrBeast. Der Youtuber schrieb auf X: "Na gut, ich kaufe es, damit es nicht gesperrt wird." Und er bestätigte sein Interesse in der Folge. Allerdings ist Donaldson nur ein Teil einer potenziellen Investorengruppe, die sich bereits mit anderen Tech-Milliardären getroffen haben soll.
Zuletzt hatte sich außerdem Perplexity ins Spiel gebracht. Die KI-Suchmaschine soll konkret ein Angebot abgegeben haben. Das Unternehmen wolle Tiktok laut TechCrunch nicht nur übernehmen, sondern auch mit dem eigenen Dienst verschmelzen lassen. Die Videos sollen dann in der Suche auffindbar sein. Es gibt einen Plan für die bisherigen Partner von Tiktok, die dürfen sich nämlich derzeit nicht zurückziehen. Das ist Teil von Trumps Aufschubs-Dekret.
Das Problem: Bytedance hat bisher immer betont, dass ein Verkauf gar nicht infrage kommt. Es hatte unter Biden ja bereits eine Frist fĂĽr den Verkauf gegeben, die am Sonntag ablief. Zwar konnte Tiktok darauf hoffen, dass Trump eingreifen wĂĽrde, aber es war zu vermuten, dass auch er den Betrieb an Interessen knĂĽpft. Auch diese Frist wird ablaufen.
Eine Rückschau: Trump hatte in seiner ersten Amtszeit noch selbst versucht, Tiktok zu verbieten. Als er feststellte, dass er über den Dienst junge Leute ansprechen könnte – und er glaubt, dass er sie dadurch als Wähler gewonnen hat –, schlug seine Meinung um. Tiktok wurde zu den Guten. Als neuen Feind hatte er bereits Mark Zuckerberg und Meta ausgemacht, nachdem er auf den Plattformen gesperrt wurde. Grund war der Aufruf zum Sturm auf das Kapitol.
Nun ist aber auch Zuckerberg zum neuen Freund geworden. Der Meta-Chef hat offensichtlich ausreichend Geld fĂĽr Trumps Inauguration gespendet, einig sind sich die beiden zudem, dass auf Metas Plattformen weniger Moderation sinnvoll ist.
(emw)