Nach der Göttin der Türgriffe: Quasisatellit der Erde heißt jetzt Cardea

Der nächste Quasisatellit im Sonnensystem hat jetzt einen offiziellen Namen. Cardea ist ein Begleiter der Erde und wurde schon vor mehr als 20 Jahren entdeckt.

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Mann sitzt auf Campingstuhl auf einem Steg unter dem Sternenhimmel

(Bild: mooremedia/hutterstock.com)

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Einer der ersten als Quasisatellit der Erde identifizierten Asteroiden hat einen Namen bekommen und heißt jetzt offiziell Cardea. Benannt ist der Himmelskörper damit nach der römischen Göttin der Türgriffe, Türscharniere und Schwellen. Der Name wurde im Rahmen eines Wettbewerbs unter fast 3000 Einreichungen aus mehr als 90 Staaten ausgewählt, im Dezember standen sieben Finalisten zur Abstimmung. Das haben die Verantwortlichen des Wettbewerbs nun bekannt gegeben. Über 10.000 Stimmen entfielen auf "Cardea". Die offizielle Namensgebung erfolgte vor ein paar Tagen durch die für die Benennung kleiner Himmelskörper zuständige Arbeitsgruppe der Internationalen Astronomischen Union WGSBN.

Quasisatelliten oder Quasimonde sind eine spezielle Art von Begleitern von Himmelskörpern, die sie in relativ großen Entfernungen umrunden und dabei hauptsächlich unter dem gravitativen Einfluss jenes Himmelskörpers stehen, den beide zusammen umkreisen – im Sonnensystem also zumeist die Sonne. Obwohl schon länger theoretisch postuliert, sind bisher nur vergleichsweise wenige dieser Objekte bekannt. Ihren Namen tragen sie auch deswegen, weil es von der Oberfläche des einen Himmelskörpers so aussehen kann, als würde es sich um einen Satelliten beziehungsweise Mond handeln. Als überhaupt erster Quasisatellit wurde ein Asteroid ermittelt, der die Venus umkreist und nach einem Missverständnis Zoozve getauft wurde.

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Cardea wurde 2004 entdeckt und hieß bislang lediglich 2004 GU9. Eingereicht wurde der Vorschlag mit der Begründung, dass Cardea im alten Rom den Übergang symbolisiert habe. So wie sie an den Türen über Grenzzustände gewacht habe, lebe der Quasisatellit im Raum zwischen der Erde und dem Kosmos. Es handle sich also um einen "himmlischen Torwächter des Dazwischens". Als Finalisten standen noch Bakunawa (nach einem mythischen Drachen der Philippinen), Ehaema (nach einer estnischen Legende), Enkidu (nach einem sumerischen Epos), Ótr (nach einem gestaltwandelnden Zwerg aus der norwegischen Mythologie), Tarriaksuk (nach Legenden der Inuit) und Tecciztecatl (nach dem aztekischen Mondgott) zur Auswahl.

(mho)