KI-Update Deep-Dive: KI-gestützte Wahlhilfe für die Bundestagswahl

Das Online-Tool Wahl.Chat nutzt Künstliche Intelligenz, um Wählern in Deutschland die Wahlprogramme der Parteien näherzubringen.

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Inhaltsverzeichnis

In wenigen Wochen findet die Bundestagswahl statt und viele Menschen fragen sich, welche Partei ihre persönlichen Interessen am besten vertritt. Die Wahlprogramme bieten zwar detaillierte Informationen, doch wer hat schon die Zeit, hunderte von Seiten zu lesen? Neben dem etablierten Wahl-O-Mat gibt es dieses Jahr ein neues, KI-gestützte Tool: Wahl.Chat. Dort kann jeder mit den Wahlprogrammen der Parteien interagieren und so schnell und einfach Antworten auf individuelle Fragen erhalten.

Entwickelt wurde Wahl.Chat von einem Team aus deutschen Studenten der University of Cambridge. Im DeepDive des KI-Updates sprechen zwei von ihnen, Michel Schimpf und Robin Frasch, über die Entstehung, Funktionsweise und Ziele ihres Projekts.

Die Idee zu Wahl.Chat entstand aus der eigenen Erfahrung der Entwickler mit dem Wahl-O-Mat. "Wir hatten das Problem, wenn wir den Wahl-O-Mat genutzt haben, dass einige der Thesen einen selbst entweder nicht betreffen oder man sich denkt, da müsste ich jetzt erst mal recherchieren", erklärt Michel Schimpf. Wahl.Chat soll diese Lücke schließen und Wählerinnen und Wählern die Möglichkeit geben, gezielt Informationen zu den Themen zu erhalten, die sie persönlich interessieren. Dafür müssen sie keine persönlichen Daten preisgeben.

Das Tool basiert auf den KI-Modellen GPT-4o und -4o Mini von OpenAI. Die wurden von den Studenten mit den bereits vorhandenen Wahlprogrammen der Parteien gefüttert. Die KI durchsucht diese Dokumente und liefert relevante Antworten auf die Fragen der Nutzerinnen und Nutzer. "Wir weisen das KI-Modell an, diese Frage neutral zu beantworten – basierend auf den zur Verfügung gestellten Dokumenten, ohne wertende Adjektive und ohne Wahlempfehlungen zu geben", betont Schimpf. Um die Genauigkeit der Antworten zu gewährleisten, werden die Quellen der Informationen transparent angegeben.

Auf Wunsch der Nutzerinnen und Nutzer können sie sich die Positionen der Parteien auch einordnen lassen. Dabei kommt dann die KI-Antwortmaschine Perplexity AI zum Einsatz. Sie durchsucht aktuelle Medienquellen mit hoher journalistischer und wissenschaftlicher Qualität und generiert daraus dann eine kurze Machbarkeitsanalyse, erläutert Frasch: "Zum Beispiel: Wie könnte das aussehen, wenn diese Politik in dieser Form umgesetzt wird? Und welche möglichen kurzfristigen und langfristigen Folgen betreffen die Gesellschaft dann direkt?" Wer daran interessiert ist, wie sich die Parteien tatsächlich verhalten, kann sich zu den Themen auch das Abstimmungsverhalten im Bundestag anschauen. "Unser Ziel ist es, möglichst nah an die realpolitischen Geschehnisse heranzukommen."

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Podcast: KI-Update
KI-Update

Wie intelligent ist Künstliche Intelligenz eigentlich? Welche Folgen hat generative KI für unsere Arbeit, unsere Freizeit und die Gesellschaft? Im "KI-Update" von Heise bringen wir Euch gemeinsam mit The Decoder werktäglich Updates zu den wichtigsten KI-Entwicklungen. Freitags beleuchten wir mit Experten die unterschiedlichen Aspekte der KI-Revolution.

Die Macher von Wahl.Chat sehen ihr Projekt als Work in Progress. "Wir freuen uns über jedes Feedback", betont Schimpf. Momentan sind die Wahlprogramme der acht größten Parteien in Deutschland verfügbar. Sobald auch kleinere Parteien ihre Wahlprogramme veröffentlichen, sollen diese im Tool hinterlegt werden. Aktuell haben bereits rund 50.000 Menschen Wahl.Chat genutzt. Finanziert wird das Projekt durch Spenden. Obwohl das Tool momentan nebenbei entsteht, hoffen die Studierenden, Wahl.Chat möglicherweise auch über die Bundestagswahl hinaus fortführen zu können.

(igr)