Klimawandel: Die Ozeane erwärmen sich immer schneller
Die Temperatur der Meere steigt immer schneller, wie eine aktuelle Studie zeigt. Die Autoren appellieren, die Verbrennung fossiler Brennstoffe zu stoppen.
Welle: Die Erwärmung wird sich weiter beschleunigen.
(Bild: Brett Allen / Shutterstock.com)
2023 und Anfang 2024 waren die Meere so warm wie nie zuvor – an 450 Tagen in Folge erreichten die Temperaturen Rekordhöhe. Ein Grund war das Phänomen El Niño. Aber nicht nur: Laut einer Studie der Universität Reading in England erwärmen sich die Ozeane immer schneller.
Derzeit steigen die Meerestemperaturen um 0,27 Grad Celsius pro Jahrzehnt. In den späten 1980er Jahren waren es 0,04 Grad Celsius. Die Erwärmung der Ozeane hat sich demnach in den letzten vier Jahrzehnten mehr als vervierfacht, wie Christopher Merchant, Richard Allan und Owen Embury in der Fachzeitschrift Environmental Research Letters schreiben.
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"Wenn die Ozeane eine Badewanne mit Wasser wären, dann lief der Wasserhahn in den 1980er Jahren langsam und erwärmte das Wasser nur um einen Bruchteil eines Grades pro Jahrzehnt. Jetzt aber läuft der Wasserhahn viel schneller, und die Erwärmung hat sich beschleunigt", sagt Merchant. "Um die Erwärmung zu verlangsamen, muss der Heißwasserhahn zugedreht werden, indem wir die weltweiten Kohlenstoffemissionen reduzieren und uns Richtung netto null bewegen."
Die Erde absorbiert immer mehr Energie
Für die Studie berechnete das Team die Geschwindigkeit des Temperaturanstiegs mit einem statistischen Modell aus Satellitendaten seit 1985. Ein Grund für die immer schneller steigenden Temperaturen ist das wachsende Energieungleichgewicht auf der Erde: Immer mehr Energie wird von der Erde absorbiert, immer weniger entweicht in den Weltraum.
Dieses Ungleichgewicht ist darauf zurückzuführen, dass die Konzentration der Treibhausgase zunimmt und die Erde weniger Sonnenlicht ins All reflektiert als früher. Das Ungleichgewicht hat sich seit 2010 etwa verdoppelt.
Nach Ansicht der Forscher wird sich die Erwärmung weiter beschleunigen: Zwar gebe die globale Erwärmung der Ozeane aus den letzten Jahrzehnten keinen Anhaltspunkt dafür, was in der Zukunft passieren wird. Es sei aber plausibel, dass der Temperaturanstieg der vergangenen 40 Jahre bereits in den kommenden 20 Jahren übertroffen werde.
Das ist für die gesamte Klimaentwicklung von Bedeutung: Die Oberflächentemperatur der Ozeane gibt das Tempo der globalen Erwärmung vor. Diese sich beschleunigende Erwärmung unterstreiche deshalb die Dringlichkeit, die Verbrennung fossiler Brennstoffe zu reduzieren, um einen noch schnelleren Temperaturanstieg zu verhindern und das Klima zu stabilisieren.
Mit der Erwärmung der Ozeane werden Schwerwetterereignisse wie extreme Stürme wahrscheinlicher.
(wpl)