Anthropic: KI-Unternehmen verbietet KI-geschriebene Bewerbungen

Obwohl Anthropic selbst Sprachmodelle entwickelt, sind mit KI verfasste Bewerbungen nicht erlaubt. Das Unternehmen will die menschliche Kommunikation bewerten.

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Gehirn-Skizze vor Laptop

(Bild: Peshkova / shutterstock.com)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Das amerikanische KI-Unternehmen Anthropic bittet Jobinteressierte in seinen Stellenanzeigen, bei ihren Bewerbungen auf die Unterstützung von künstlicher Intelligenz zu verzichten. So findet sich derzeit in der Mehrheit der Jobgesuche eine entsprechende Forderung. Es handelt sich dabei um Positionen aus den Bereichen Softwareentwicklung, Finanzen, Kommunikation und Verkauf.

Vereinzelt sind technische Positionen wie etwa "Mobile product designer" davon ausgenommen, wie das Techmagazin 404 Media berichtet. Konkret heißt es in den Stellenanzeigen, dass das Unternehmen die Bewerber dazu ermutige, bei der ausgeschriebenen Stelle künstliche Intelligenz einzusetzen, um ihre Arbeit schneller und effektiver erledigen zu können. Während des Bewerbungsprozesses bittet Anthropic jedoch darum, auf den Einsatz von KI-Assistenten zu verzichten. "Wir möchten Ihr persönliches Interesse an Anthropic ohne Vermittlung durch KI verstehen und Ihre nicht KI-gestützten Kommunikationsfähigkeiten bewerten", begründet Anthropic dieses Vorgehen.

Bewerber müssen bestätigen, dass sie diese Bedingung gelesen und verstanden haben. Danach sollen Interessenten einen Aufsatz schreiben, in dem sie begründen, weshalb sie bei Anthropic arbeiten wollen. Das Unternehmen empfiehlt eine Länge von 200 bis 400 Wörtern. Hinter der Pflicht zum von Menschen geschriebenen Motivationsaufsatz scheinen aber keine Zweifel an der Fähigkeit von KI zu stehen. Anthropic-Gründer Dario Amodei ließ zumindest schon seine Ansicht durchblicken, dass KI die Menschheit in wenigen Jahren in fast allem übertreffen könne. Zudem soll der Einsatz großer Sprachmodelle wie Anthropic Claude auch den Bedarf an Stellen in den Bereichen Programmierung und Kommunikation senken.

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Einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens Bilendi & Respondi zufolge haben 17 Prozent der Deutschen schon einmal ein Bewerbungsschreiben von KI erstellen lassen. Etwa die Hälfte von ihnen machte damit positive, die andere Hälfte eher negative Erfahrungen. Bei Motivationsschreiben griffen 14 Prozent der Bewerber auf generative KI zurück; einen Lebenslauf schrieben 13 Prozent mit ihr. Auch hier zeigten sich gemischte Eindrücke. Mehr als 40 Prozent der Befragten wollen künftig KI im Bewerbungsprozess nutzen.

Seitens der Arbeitgeber erfolgt der Einsatz von künstlicher Intelligenz eher zurückhaltend. Laut dem Index Recruiting Report setzen 17 Prozent der befragten Unternehmen bei der Optimierung von Stellenanzeigen auf KI. Geplant sei dies bei weiteren 19 Prozent. Zur Analyse von Bewerbungsunterlagen dient KI in nur drei Prozent der Unternehmen, weitere acht Prozent planen dies. Bei Bewerbungstests und -interviews setzt nur ein Prozent der Betriebe auf KI.

(sfe)