Norwegische Reederei rĂĽstet Frachter mit Abgasreinigungssystem aus
Die Seeschifffahrt soll dekarbonisiert werden, fordert unter anderem die Europäische Union. Die norwegische Reederei Solvang zeigt, wie das gehen kann.

Gastanker Clipper Eris: Das Kohlendioxid soll eingelagert oder fĂĽr industrielle Zwecke genutzt werden.
(Bild: Solvang)
Etwa 90 Prozent des Welthandels geht über den Seeweg. Allerdings sind Schiffe nicht gerade sauber. Die norwegische Reederei Solvang zeigt mit der Clipper Eris, wie die Emissionen durch Schiffe gesenkt werden können.
Die Clipper Eris, ein 160 Meter langer Flüssiggastanker, ist das weltweit erste Schiff, das mit einem System zur Kohlendioxidabscheidung und -speicherung (Onboard Carbon Capture And Storage, OCCS) ausgestattet worden ist. Dadurch reduzierten sich die Kohlendioxidemissionen um bis zu 70 Prozent, teilte Solvang mit. An dem Projekt waren neben der Reederei die Maschinenhersteller Wärtsilä und MAN Energy Solutions sowie die norwegische Forschungsgesellschaft Stiftelsen for industriell og teknisk forskning (SINTEF) beteiligt.
Das Schiff lief bereits 2019 vom Stapel. Im vergangenen Jahr hat die Werft Seatrium in Singapur die Anlage zur Abgasreinigung eingebaut. Die Arbeiten wurden Mitte Januar abgeschlossen. In diesen Tagen beginnen die Tests.
Das Kohlendioxid wird in Tanks an Deck gespeichert
Wie bei vielen Seeschiffen wird auch die Maschine der Clipper Eris, die eine Leistung von 7,1 Megawatt hat, mit Schweröl oder Heavy Fuel Oil (HFO) betrieben. Die 7-Megawatt-OCCS-Anlage von Wärtsilä wäscht aus dem Abgas das Kohlenstoffdioxid, verflüssigt es und speichert es in Tanks an Deck. Es kann später entweder unterirdisch eingelagert oder industriell genutzt werden, etwa für die Herstellung synthetischer Kraftstoffe.
"Die Kohlendioxidabscheidung an Bord in Kombination mit der vorhandenen Reinigungstechnologie ist eine bedeutende Abkürzung zur Dekarbonisierung der weltweiten Hochseeflotte", sagt Solvang-Chef Edvin Endresen. Damit die Industrie in Systeme zur Verringerung von Emissionen investieren könne, sei eine Vorhersehbarkeit erforderlich. Er fordert deshalb die Internationale Seeschifffahrtsorganisation (International Maritime Organization, IMO) auf, Regeln für die Senkung von Emissionen zu schaffen und diese durchsetzen.
Die EU fordert weniger Emissionen
Die Europäische Umweltagentur (EEA) und die Europäische Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs (EMSA) fordern im European Maritime Transport Environmental Report 2025, dass die Schifffahrtsindustrie ihre Emissionen senken soll. Um die Klima- und Umweltziele der Europäischen Union zur Verringerung von Energieverbrauch, Umweltverschmutzung und Emissionen sowie zum besseren Schutz der Artenvielfalt zu erreichen, müsse die Branche in den kommenden Jahren ihre Bemühungen verstärken.
Die beiden EU-Agenturen vermerken positiv, dass der maritime Sektor Fortschritte bei der Nachhaltigkeit mache. So habe sich etwa das Aufkommen von MeeresmĂĽll aus der Fischerei und der Schifffahrt im Laufe des vergangenen Jahrzehnts halbiert.
Handlungsbedarf sehen sie aber bei der Wasserverschmutzung durch Öl und Abwasser sowie bei der Umstellung auf sauberere Treibstoffe. Laut dem Bericht machen Fracht- und Containertransport, die kommerzielle Fischerei, der Transport mit Tankern sowie Kreuzfahrten rund drei bis vier Prozent der gesamten Kohlendioxidemissionen in der Europäischen Union aus. Weltweit sind es rund 2,6 Prozent.
(wpl)