Prozess in Berlin: Referent fĂĽr Digitalisierung machte wohl Schul-iPads zu Geld
Ein Betriebswirt im Dienst des Berliner Senats soll mindestens 34 iPads gestohlen und privat verkauft haben. Sie waren eigentlich fĂĽr Schulen gedacht.
Verschiedene iPads älterer Bauart. Im Berliner Fall ging es um 34 Apple-Tablets aus den Reihen Pro und Air.
(Bild: Apple / Mac & i)
Ein Mitarbeiter des Berliner Senats, der sich explizit um das Thema Digitalisierung in Schulen kümmern sollte, hat Tablets von Apple samt anderem Computerzubehör für Schulen des Landes bestellt und soll diese dann privat weiterverkauft haben. Das berichtet die Zeitung B.Z. unter Berufung auf ein Geständnis des Mannes während eines Prozesses in der Hauptstadt. Die Klau-Aktion soll im Rahmen des sogenannten DigitalPakt Schule erfolgt sein. Der nicht ganz 30 Jahre alte studierte Betriebswirt sei als "Referent für Digitalisierung" tätig gewesen.
iPad Pro, iPad Air und Zubehör
In dem Verfahren wegen Untreue und Betruges vor dem Berliner Amtsgericht gab es auch gleich eine Entschuldigung des Angeklagten. Er bereue den Vorfall "zutiefst" und entschuldige sich. Offenbar gab es von Seiten des Senats keine ausreichenden Sicherheitsmechanismen, die den Diebstahl hätte verhindern können.
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Ein erstes Delikt soll im Frühjahr 2021 erfolgt sein, dort ging es "nur" um vier Displays, vier Festplatten für den externen Gebrauch sowie vier iPad-Air-Modelle. Kostenpunkt: etwa 7000 Euro. Die Geräte waren laut "Bedarfsanmeldung" für eine Wilmersdorfer Schule gedacht. Die Auslieferung erfolgte sogar, doch der Angeklagte wurde dann bei der Schule vorstellig und teilte dieser mit, die Geräte müssten an andere Bildungseinrichtungen umverteilt werden, denn es fehle an Voraussetzungen, darunter laut B.Z. eine "ausreichende Verkabelung".
Verteidiger: "Gewaltiges Versagen" des Dienstherren
Eine Umverteilung erfolgte jedoch gar nicht. Stattdessen verkaufte der Digitalreferent die Geräte später "privat" und "übers Netz", so der Angeklagte laut Bericht. Dreieinhalb Monate später verschwanden insgesamt 30 iPad-Pro-Modelle, die eigentlich nach Hellersdorf in ein OSZ (Oberstufenzentrum) sollten. Der Wert: über 52.000 Euro. Auch diese wurden verkauft. Der Gewinn soll bei 45.000 Euro gelegen haben. Ein echtes Ziel bei der Aktion soll es nicht gegeben haben, es sei ihm nicht um das Geld gegangen, so der Angeklagte. Er sei "wie vernebelt im Kopf" gewesen.
Der Verteidiger des Mannes gab an, dass der Dienstherr des Angeklagten, also der Berliner Senat, es dem Täter "sehr einfach gemacht" habe. Man habe ihn "werkeln lassen". Das sei ein gewaltiges Versagen. Ein Urteil ist bislang nicht gefallen. Der Richter versucht derzeit noch, herauszufinden, wem das Geld für die geklauten Produkte zusteht, ob dem Land Berlin oder dem Bund. Das Verfahren wird Ende Februar fortgesetzt.
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(bsc)