Pilotprojekt im Norden: Spatenstich für großen Batteriespeicher
Im Norden wird viel Windstrom produziert. Ein neuartiges Projekt soll helfen, Stromüberschüsse besser zu nutzen und Stromnetze zu stabilisieren.
Dr. Simon Konzelmann (Direktor Betrieb Tennet Germany), Tobias Goldschmidt (Minister für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur des Landes Schleswig-Holstein), Hans-Georg Volquardts (Bürgermeister Osterrönfeld) und Markus Meyer (Geschäftsführer der Fluence Energy GmbH) setzen den symbolischen ersten Spatenstich für den Netzbooster in Audorf (v.l.n.r.)
(Bild: Tennet)
- Marie-Claire Koch
- mit Material der dpa
Das Projekt Netzbooster soll helfen, die Stromnetze zu stabilisieren und besser auszulasten – auch für günstigere Strompreise. Jetzt beginnt im Kreis Rendsburg-Eckernförde der Bau des Netzboosters Audorf. Der Netzbooster soll Netzsteuerungstechnologie mit einem großen Batteriespeicher kombinieren, der mit dem Umspannwerk Audorf in Osterrönfeld verbunden wird, teilte das Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur des Landes Schleswig-Holstein anlässlich des Spatenstichs mit. Demnach sollen Stromüberschüsse gezielt genutzt und Engpässe auf bestehenden Leitungen vermieden werden. Anfang 2022 startete bereits der Bau einer Anlage mit einer 250-Megawatt-Batterie in Baden-Württemberg. Die Anlagen sollen die angespannte Lage im Stromnetz entschärfen und helfen, die Preise zu senken.
Technisch notwendiger Zwilling entsteht in Bayern
Damit das System funktioniert, braucht es laut Ministerium einen "technisch notwendigen Zwilling". Dieser wird vom Stromnetzbetreiber Tennet im bayerischen Ottenhofen bei München errichtet. Fällt also beispielsweise etwa eine Leitung aus, kann der Batteriespeicher im Norden als Zwischenspeicher für den hier produzierten Windstrom dienen, bis etwa ein Offshore-Windpark abgeregelt und so die Einspeiseleistung ins Netz reduziert wurde.
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"Der generelle Lastfluss verläuft aus dem windenergiereichen Norden in den energiebedürftigen Süden. Aus diesem Grund wird der Netzbooster im Norden als spätere Energiesenke (Netzbooster leer) und der Netzbooster im Süden als Energiequelle (Netzbooster voll) verwendet", steht dazu auf der Website von Tennet. Der Netzbooster im windreichen Norden soll "künftig im Störungsfall – zum Beispiel, wenn eine Leitung ausfällt – als Zwischenspeicher für den Windstrom dienen, bis die Einspeiseleistung im Norden reduziert wurde", erklärt das Ministerium. Der Netzbooster soll damit laut Ministerium "in der Verbrauchsregion im Süden seine vorgehaltene Stromladung in das Stromnetz einspeisen, bis regelbare Kraftwerke im Süden die ausgefallene Leistung übernehmen".
Das Projekt setzt Tennet unter anderem zusammen mit dem Speicherhersteller Fluence um. Dafür soll laut Angaben von Tennet das "für kritische Netzinfrastrukturen entwickelte Fluence Ultrastack-System" zum Einsatz kommen. "Die Inbetriebnahme des Netzboosters in Audorf ist für das Frühjahr 2027 geplant", so Tennet. Die Anlage von Audorf verfügt über eine Leistung von 100 MW und eine Kapazität von 100 MWh. Ebenso "auch der 'Zwilling' in Bayern", heißt es von einer Sprecherin des Ministeriums auf Nachfrage. Für den geplanten Speicher kommen Kathoden aus Lithiumeisenphosphat (LiFePO4) zum Einsatz.
Goldschmidt: Innovative Ideen helfen, Kosten zu senken
"Um Kosten zu senken und den Naturverbrauch beim Netzausbau zu reduzieren, müssen wir verstärkt auf Innovation und Technologie setzen", sagte Schleswig-Holsteins Energiewendeminister Tobias Goldschmidt (Grüne). Die Netzbooster sorgten dafür, "dass wir weniger Netze brauchen, weil wir sie besser auslasten". Das senke in der Folge die Kosten und die Energiewende komme schneller voran. "Der Ausbau der Stromnetze sorgt dafür, dass Elektrizität überall in Europa verfügbar und bezahlbar bleibt und klimafreundlich wird", so Goldschmidt.
(mack)