OpenAI-Chef Altman: "Lasst es uns mit KI versuchen"
OpenAI-CEO Sam Altman ist bei der TU Berlin zu Gast und wirbt vor skeptischen Studenten für KI. Eine Idee: Ein Mega-Infrastrukturprojekt wie Stargate in der EU.
Moderatorin Prof. Fatma Deniz (TU Berlin) und OpenAI-CEO Sam Altman.
(Bild: TU Berlin/Screenshot/Youtube)
OpenAI-Chef Sam Altman hat sich bei einem Besuch in Deutschland für ein europäisches Stargate ausgesprochen. "Ich bin überzeugt, dass die meisten Europäer KI gerne nutzen möchten, um Wirtschaftswachstum und Wissenschaft voranzubringen", sagte Altman am Freitag im Rahmen einer Podiumsdiskussion der TU Berlin. "Sie wünschen sich europäische Infrastruktur und wir würden gerne etwas wie ein Stargate Europa machen."
Stargate ist ein Infrastrukturprojekt für Künstliche Intelligenz, das der neue US-Präsident Donald Trump kurz nach seiner Amtsübernahme angekündigt hat. Für 500 Milliarden US-Dollar sollen riesige KI-Rechenzentren gebaut werden, von denen hauptsächlich OpenAI profitieren wird. Mit an Bord sind SoftBank, Oracle und Nvidia. Der saudi-arabische Investitionsfonds MGX ist an der Finanzierung beteiligt, die aber offenbar nicht als gesichert gilt.
Bigger is Better
"Mit viel größeren Computern können wir viel größere Modelle trainieren", sagte Altman in Berlin. "Mit Stargate können wir die Fortschritte der vergangenen Jahre auch in den nächsten Jahren fortsetzen. Ich denke, dass uns das zu extrem leistungsfähigen Modellen verhilft."
Andererseits ist Rechenleistung auch für die Anwenderseite wichtig. "Die Menschen wollen diese Systeme wirklich intensiv nutzen", betonte Altman. Zwar könne OpenAI jedes Jahr die Leistung der Vorjahresgeneration bis zu zehnmal günstiger anbieten. "Aber die Nachfrage steigt um mehr als das Zehnfache. Hunderte Millionen Menschen nutzen unsere Produkte, bald werden es Milliarden sein."
Aber die EU ist nicht die USA. "In Europa wird viel über Regulierung gesprochen", sagte Nicole Büttner, Gründerin und CEO der KI-Beratung Merantix Momentum. Sie plädiert dafür, mehr die Chancen von KI in den Blick zu nehmen. "Wir haben Kapital, wir haben großartige Talente, wir haben interessante Daten, die wir mit den neuen Technologien kombinieren können, die unter anderem von europäischen Forschern geschaffen wurden."
Europäische Datenschätze
Die Datenpools hält auch KI-Professor Volker Markl für ein Pfund, mit dem die Europäer wuchern könnten. "Hier liegt eine große Chance, natürlich gibt es die Fragen nach Regulierung und ob die Hardware skaliert, aber ich denke, eine Schlüsselfrage wird sein, die Datenschätze zu heben und da müssen wir hin."
"Wir werden uns an die Gesetze halten und respektieren die Wünsche der Europäer. Ihr entscheidet, wir halten uns an die Regeln", sagte Altman mit Blick auf die EU-Regulierung. Erst kürzlich hatte das Unternehmen eine Niederlassung in München eröffnet. "Aber ihr werdet entscheiden müssen, welchen Nutzen die verschiedenen Regulierungsrahmen haben, und ob es wirtschaftliche Folgen gibt, die gesellschaftliche Auswirkungen haben."
Was die Skalierung der Technik angeht, zeigte sich Altman optimistisch. "Es git diese Schwarzmaler, die sagen, das skaliert nicht auf Dauer", sagte der OpenAI-Chef. "Dann haben wir ein neues Paradigma gefunden und haben jetzt diese wirklich smarten Modelle, die eine Weile skalieren werden. Und ich rechne damit, dass wir danach wieder ein neues Paradigma finden werden."
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Künstliche Allgemeine Intelligenz
Und wann kommen wir dann bei der Künstlichen Allgemeinen Intelligenz (Artificial General Intelligence) an? Altman versucht, die Erwartungen ein bisschen zu dämpfen. "In ein paar Jahren werden wir etwas erreichen, von dem die Leute sagen: Ich habe wirklich nicht gedacht, dass Computer das können", erklärt der OpenAI-Gründer. "Danach werden wir etwas haben, das den wissenschaftlichen Fortschritt von zehn Jahren in einem Jahr schafft, aber das ist noch eine Weile hin."
Ob das dann eine Künstliche Allgemeine Intelligenz ist, will auch Altman nicht sagen: "Die Kernfrage ist doch, was für einen Nutzen das für Menschen hat. Ich glaube nicht, dass es wichtig ist, wenn ein Haufen Experten dann darüber streitet, ob das AGI ist oder nicht. Die einzige Frage ist, ob es der Menschheit hilft."
Ob nun AGI oder nicht, auf dem Weg dahin könnte Open Source helfen: "Es gibt drei Bereiche: die Modelle, die Trainingsdaten und die Trainingsverfahren", sagte Markl. "Aus einer wissenschaftlichen Perspektive wäre es natürlich sehr wertvoll, alle drei quelloffen zu haben." Transparenz sei vor allem für den Einsatz von KI-Technologien hilfreich. "Der Zugang zu den Infrastrukturen ist wichtig und nicht jeder wird ihn bekommen", ergänzte Büttner. "Wir können darüber streiten, ob das richtig ist, aber es ist nun mal ein Flaschenhals und daher ist es gut, dass es Open Source gibt und sich dadurch mehr Menschen beteiligen können." Rechenzentren für KI bleiben eine begrenzte Ressource, auch wenn große Konzerne wie Microsoft, Meta oder Amazon massiv in die Infrastruktur investieren.
Und dann ist da die Frage nach dem enormen Energiebedarf der KI, für den zahlreiche Unternehmen wieder auf Kernenergie setzen. Das ist nur einer der Punkte, den einige TU-Studenten im Vorfeld der Veranstaltung kritisiert hatten. Sie werfen Altman vor, mit US-Präsident Donald Trump zu kungeln und hatten vor der Podiumsdiskussion mit Flugblättern gegen den "Trump-Supporter an der TU" protestiert. Die Einladung Altmans widerspreche den Nachhaltigkeitszielen der TU und gebe "rechtem Gedankengut eine Bühne".
Für Altman ist der Energiebedarf der Technologie eine Investition in die Zukunft. "Die Modelle werden unglaublich effizient." Auf die Antwort eines Chatbots heruntergebrochen seien sie wahrscheinlich effizienter als ein Mensch und die Nahrung, die er dafür zu sich nehmen muss. Wenn man jetzt hunderte Gigawatt einsetzen müsste, um mithilfe von KI effiziente Fusionstechnologie zu entwickeln, sei das der richtige Weg.
"Ich denke, wir sind wirklich geliefert, wenn wir nicht neue wissenschaftliche Lösungen für die Herausforderungen des Klimawandels entwickeln", sagte Altman. "Wir haben bisher klar versagt, schnell genug zu reagieren. Lasst uns das mit KI versuchen."
(vbr)