Umstrittene Bildungsplattform des Bundes: Ausgaben von 154 Millionen Euro

Die "Nationale Bildungsplattform" wurde vom Rechnungshof scharf kritisiert. Eine Anfrage von c't zeigt nun, welche Summen das Projekt bereits gekostet hat.

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Aktuell ist von "Mein Bldungsraum" noch nicht viel mehr zu sehen als eine Info-Webseite und Quellcode auf der Plattform openCode.

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FĂĽr das Projekt "Mein Bildungsraum" beziehungsweise "Nationale Bildungsplattform" hat das Bundesministerium fĂĽr Bildung und Forschung (BMBF) von 2021 bis Mitte Dezember 2024 insgesamt rund 154 Millionen Euro ausgegeben. FĂĽr 2025 stehen weitere 97 Millionen Euro zur VerfĂĽgung. Das geht aus Unterlagen des BMBF hervor, die c't im Rahmen einer Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz erhielt.

Ein weiteres BMBF-Dokument zeigt, welche Organisationen das Ministerium im Rahmen des Projekts fördert. Demnach flossen bis Mitte Dezember rund 75 Millionen Euro an knapp 190 Empfänger, darunter Hochschulen und gemeinnützige Organisationen, aber auch zahlreiche Unternehmen. Darunter befinden sich nicht nur IT-Unternehmen, sondern auch Entwickler von Lerninhalten.

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Wie das BMBF auf Anfrage erläuterte, mussten die Empfänger die Kompatibilität der geförderten Projekte zur Bildungsplattform nachweisen. Eine Verpflichtung, Lerninhalte tatsächlich verfügbar zu machen, gab es jedoch nicht.

Die Bildungsplattform soll "Lernende, Lehrende und Bildungsangebote" bundesweit miteinander vernetzen. Trotz der hohen Kosten ist die anvisierte Plattform jedoch noch lange nicht einsatzbereit. Wie das BMBF auf Anfrage von c't erklärte, soll bis 2026 "ein Konzept eines Betriebs- und Betreibermodells finalisiert werden". Zielsetzung sei der reguläre Betrieb im Jahr 2027. Bislang ist also noch nicht einmal geklärt, wer die Bildungsplattform betreiben soll. Für die technische Weiterentwicklung ist inzwischen die Bundesagentur für Sprunginnovationen (SPRIND) zuständig.

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Auch das Problem, dass die Nationale Bildungsplattform mit Aktivitäten der Bundesländer konkurriert, ist nicht gelöst. Auf Anfrage von c't betonte ein Sprecher der Kultusministerkonferenz (KMK), dass die Länder bei ihren Lehr- und Lernplattformen zusammenarbeiten, konkret zum Beispiel "an der Entwicklung von Schnittstellen und einer Austauschplattform von Content, an einem deutschlandweit nutzbaren digitalen Identitätsmanagement und an einer Mediendatenbank mit KI-gestützten Services". Mit Sodix/Mundo existiert zudem eine Bildungsmediathek der Länder. "Es ist zu befürchten, dass 'Mein Bildungsraum' ein für den schulischen Bildungsbereich redundantes Angebot zu Sodix/Mundo darstellt", teilte die KMK mit.

Der Bundesrechnungshof hatte die BMBF-Pläne für die Nationale Bildungsplattform bereits 2022 scharf kritisiert. Der Bund habe die Entwicklung "trotz fehlender Finanzierungskompetenz und ohne Abstimmung mit den Ländern" begonnen sowie "ohne auch nur ansatzweise den Bedarf zu zeigen", schrieben die Rechnungsprüfer des Bundes damals (PDF). Das BMBF wehrte sich damals unter anderem mit dem Argument, die Finanzierungskompetenz des Bundes sei bei einer Aufgabe anzunehmen, die nicht durch ein Bundesland allein wirksam wahrgenommen werden könne.

Die ausfĂĽhrliche Recherche zum Thema "Nationale Bildungsplattform" lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von D.digital, dem Newsletter von c't zum Thema Digitalisierung in Deutschland.

(cwo)