KI am Arbeitsplatz: Nur vier Prozent der Jobs setzen stark auf KI
Bislang nutzen Mitarbeiter KI nur in wenigen Jobs für den Großteil ihrer Aufgaben. Bei der Softwareentwicklung ist die KI-Unterstützung besonders beliebt.
(Bild: Peshkova/ Shutterstock.com)
In etwa vier Prozent der Jobs kommt KI verstärkt zum Einsatz. In diesen Berufen nutzen Arbeitnehmer für drei Viertel ihrer Aufgaben Künstliche Intelligenz (KI). Das geht aus einer Untersuchung von Anthropic zur Nutzung des unternehmenseigenen KI-Modells Claude hervor. Das Unternehmen hat dazu über vier Millionen Konversationen des Chatbots analysiert und mit Aufgaben und Berufen in der O*NET-Datenbank des U.S. Department of Labor abgeglichen. Demnach verwenden 36 Prozent der Angestellten KI-Anwendungen für mindestens ein Viertel ihrer Tätigkeiten am Arbeitsplatz. Dabei arbeiten KI-Nutzer häufiger schrittweise mit einem Chatbot zusammen, als im ersten Durchlauf ein fertiges Ergebnis zu erwarten.
KI-Nutzung liegt bei Softwareentwicklung vorn
Mit 37 Prozent macht die Nutzung für mathematisch-technische Aufgaben den größten Anteil der Tätigkeiten aus, bei denen sich Mitarbeiter von KI unterstützen lassen. Dazu zählen vorrangig Softwareentwicklung und Programmierung. Zehn Prozent der Aufgaben entfallen auf Berufe aus dem Medien- und Gestaltungsbereich. Neun Prozent lassen sich auf Jobs in Bibliotheken und im Bildungssektor, darunter Nachhilfelehrer und Archivare, zurückführen. In körperlichen Berufen, etwa im Handwerk oder der Landwirtschaft, spielt Künstliche Intelligenz nur eine geringe Rolle.
Bei der Auswertung der Claude-Konversationen zeigte sich, dass kritisches Denken die am häufigsten nachgefragte Fähigkeit der KI-Anwendung ist. In mehr als 80 Prozent erforderte die Antwort auf Nutzeranfragen diesen Skill. Ebenfalls nutzten Anwender den Chatbot verstärkt für kognitive Aufgaben, die aktives Zuhören, Leseverständnis und das Schreiben von Texten erfordern. Am wenigsten nutzten sie Künstliche Intelligenz zur Reparatur, bei der Bedienung und Überwachung von Maschinen und zur Verwaltung von Sachmitteln.
Großteil nutzt KI kollaborativ
Die Autoren der Studie stellten fest, dass vornehmlich Arbeitskräfte mittlerer Gehaltsklassen bei der Arbeit Künstliche Intelligenz einsetzen. Zwar gebe es mit dem KI-Einsatz von Software- und Webentwicklern auch Ausnahmen, jedoch sei die KI-Nutzung in Berufen an beiden Enden der Gehaltsskala geringer. So seien Kellner und Anästhesisten die Berufe mit dem geringsten Einsatz des KI-Modells. Gleichzeitig erfordern die meisten Jobs, bei denen KI die Angestellten unterstützt, eine fortgeschrittene Ausbildung oder einen Bachelor-Abschluss.
57 Prozent der Nutzer erledigen berufliche Tätigkeiten in Kollaboration mit der KI-Anwendung: Sie geben iterativ weitere Anweisungen, um das Ergebnis des Chatbots zu verfeinern. Außerdem geben sie ihre eigenen Vorschläge an die KI, um Fragen zu stellen oder Feedback zu erhalten. Die anderen erwarten eine Automatisierung durch die Künstliche Intelligenz und geben in der ersten Anfrage alle Informationen an den Chatbot weiter. Allerdings schätzen die Forscher, dass der Anteil der kollaborativen KI-Nutzer höher ist, da sie nicht feststellen können, ob die Anwender nachträgliche Änderungen an den Ergebnissen des KI-Tools vorgenommen haben.
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Unter Berücksichtigung auf eine vorherige Untersuchung gehen die Autoren der Studie davon aus, dass Künstliche Intelligenz 80 Prozent der Arbeitskräfte bei mindestens 10 Prozent ihrer Aufgaben beeinflussen wird. Derzeit liege der Wert noch bei 57 Prozent. Einen möglichst geringen Einfluss von KI erwartet Anthropic indes von seinen Bewerbern. Von ihnen verlangt das Unternehmen, ihre Motivationsschreiben ohne KI-Unterstützung zu verfassen.
(sfe)