Wer finanziert die elektronische Gesundheitskarte?

Die Kosten zur Einführung der elektronischen Gesundheitskarte sollen Krankenkassen und Ärzte bezahlen; die Upgrade-Kosten bei den Praxen sollen durch eine Rezeptvergütung an die Ärzte gegenfinanziert werden.

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Von
  • Detlef Borchers

Nach einem Bericht der Financial Times Deutschland nimmt die Finanzierung der elektronischen Gesundheitskarte Form an. So sollen die Krankenkassen bereit sein, die Kosten für die Ausgabe der neuen Karten und für die zentralen Rechner zu zahlen, auf denen die Daten liegen. Sie betragen nach Angabe der Zeitung zwischen 500 und 850 Millionen Euro. Die große Differenz wird dabei mit der noch ungewissen Ausgestaltung der Karte begründet. Unlängst wurde mit der Veröffentlichung des ersten Lösungskonzeptes bekannt, dass aus Kosten- wie aus Zeitgründen vorerst auf die qualifizierte digitale Signatur für die Patientenkarte verzichtet wird.

Weitere 300 bis 600 Millionen Euro sollen nach Angaben der Zeitung für die Umrüstung der Computer, Software, Kartenlesegeräte und der Internetzugänge bei Ärzten, Apothekern und Krankenhäusern anfallen. Diese Kosten sollen von den Umrüstern selbst getragen und mit der Zeit von den Krankenkassen erstattet werden, indem sie für das e-Rezept eine Gebühr an Ärzte und Apotheker überweisen. Vorbild für dieses Verfahren ist offensichtlich Frankreich mit seiner Einführung der carte vitale 1, die der derzeit in Deutschland eingesetzten Krankenkassenkarte entspricht. Die Einführung dieser Karte stand kurz vor dem Scheitern, als man sich entschloss, den Ärzten 50 Cents pro Rezept zu vergüten. Eine im Frühjahr 2004 veröffentlichte Analystenstudie von Soreon Research hat die verschiedenen Gratifikationsmodelle für die deutsche Gesundheitskarte durchgerechnet. Die Analysten kamen zu der mit einer guten Amortisationschance bezeichneten Empfehlung, den Ärzten und Apothekern auf 10 Jahre hinaus 28 Cents für das e-Rezept zu vergüten und gleichzeitig bei den Versicherten eine Kartengebühr von 5 Euro pro Quartal zu erheben. Diese Gebühr sollte nach den Empfehlungen der Studie über die ersten drei Jahre nicht erhoben werden, um die Einführung der Gesundheitskarte nicht zu gefährden.

Die niedergelassenen Ärzte und Apotheker sehen dem erzwungenen Upgrade von Hardware und Software mit Skepsis entgegen. Kopfzerbrechen bereitet weniger das Update der eingesetzten Software als der bIT4Health-Connector, eine "Blackbox" mit der Technik eines Standalone-PC, die zwischen der lokalen EDV und dem Internet-Zugang geschaltet werden muss. Positiv gestimmte Veröffentlichungen über die Black Box können nicht darüber hinwegtäuschen, dass bei dem als Firewall ausgelegten Connector noch viele Fragen offen sind. So sollte der Connector nach den ursprünglichen Plänen des bIT4Health-Konsortiums standardmäßig eine Verbindung ins Netz der Deutschen Telekom aufbauen, was die Verträge unterlaufen würde, die manche Ärzte und Apotheker mit günstigeren Providern geschlossen haben.

Zur elektronischen Gesundheitskarte und der Reform des Gesundheitswesens siehe auch:

(Detlef Borchers) / (jk)