Argentinien: Präsident Milei bewirbt Memecoin vor deren Kollaps

Der argentinische Präsident Javier Milei hat auf X Werbung für einen Memecoin gemacht, der danach massiv an Wert gewann und kollabierte. Die Kritik ist scharf.

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(Bild: Skorzewiak/Shutterstock.com)

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In Argentinien werden Rufe nach einer Amtsenthebung von Präsident Javier Milei laut, nachdem der eine Kryptowährung beworben hat, deren Wert kurzzeitig regelrecht explodierte, bevor sie direkt wieder kollabierte. Das berichtet der Buenos Aires Herald und ergänzt, dass die Kritik unmittelbar und parteiübergreifend geäußert worden sei. Viele hätten darauf hingewiesen, dass es für gewählte Amtsträger illegal ist, private Unternehmungen zu bewerben. Milei selbst habe den Beitrag auf der Kurznachrichtenplattform X nach etwa fünf Stunden entfernt und erklärt, dass er sich mit der Angelegenheit vertraut gemacht habe. Die, die Situation ausnutzen wollten, "um Schaden anzurichten", seien "dreckige Ratten".

Wie die Finanznachrichtenagentur Bloomberg erklärt, handelt es sich bei der beworbenen Kryptowährung namens $Libra einmal mehr um einen sogenannten Memecoin. Der Gesamtwert der digitalen Münzen sei nach Mileis Werbung innerhalb kürzester Zeit auf mehr als vier Milliarden US-Dollar hochgeschossen. Ganze acht Konten hätten dann den Großteil dieser Summe abgegriffen, bevor der Kurs kollabierte, ergänzt der Buenos Aires Herald. Das Geschehen erinnert damit an einen sogenannten "Rug Pull", eine Art von Betrug, bei dem unmittelbar nach der Vorstellung einer Kryptowährung massenhaft Geld von Investoren und Investorinnen abgegriffen und sich damit aus dem Staub gemacht wird.

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In Argentinien wurden bereits Stimmen laut, die darauf hinwiesen, dass Milei mit seiner Werbung für $Libra gegen Gesetze verstoßen haben könnte. Der Buenos Aires Herald zitiert einen Verfassungsrechtler, der gar einen Verstoß gegen mehrere Strafgesetze sieht. Ohne Mileis Beitrag auf X hätte niemand derart in die Memecoin investiert. Sollte Milei finanziell von dem Vorgang profitiert haben, könnten ihm bis zu sechs Jahre Gefängnis drohen, meint demnach Andrés Gil Dominguez. Aus der Opposition wurden bereits Rufe nach einer Amtsenthebung laut, dafür fehlen aber die Mehrheiten. Milei selbst hat die Kritik zurückgewiesen und versichert, dass er kein Hintergrundwissen gehabt habe, als er eine "gut gemeinte" private Initiative unterstützt habe.

Javier Milei ist seit Ende 2023 argentinischer Präsident. Der Vorgang erinnert an einen Memecoin, mit dem US-Präsident Donald Trump kurz vor seiner Amtsübernahme für Aufsehen gesorgt hat. Innerhalb von Stunden war der Wert des $TRUMP auf 70 US-Dollar gestiegen, nur um dann abzustürzen. Analysen zufolge haben wenige Dutzende Accounts immense Gewinne eingestrichen, über 810.000 Kryptogeld-Wallets kommen in der Summe auf realisierte oder bislang nicht realisierte Verluste in Höhe von 2,2 Milliarden US-Dollar. Später hat Trumps Ehefrau mit dem $MELANIA eine eigene Kryptowährung gestartet und den Höhenflug des $TRUMP beendet.

(mho)