Digitalzwang-Debatte: Initiative D21 will "Digital Only" mit Hilfe für Offliner
Die Initiative D21 fordert die nächste Regierung auf, analoge Prozesse in der Verwaltung abzuschaffen – das sei auch ein Schlüssel zu mehr Nutzerfreundlichkeit.
(Bild: giggsy25/Shutterstock.com)
Die Initiative D21 will, dass Staat und Verwaltung ihre Leistungen für Bürger und Unternehmen künftig nur noch über digitale Kanäle anbieten. Sie fordert von der nächsten Bundesregierung ein "rechtsverbindliches 'Digital-Only'-Leitbild", das digitale Prozesse zum Standard macht. Statt ein "Recht auf Analog" aufrechtzuerhalten, solle der Staat Offliner beim Zugang zu digitalen Dienstleistungen unterstützen.
Die gemeinnützige Initiative schiebt damit die Debatte um den sogenannten Digitalzwang an. Im Bundestagswahlkampf fordert bereits die FPD, analoge Prozesse abzuschaffen. Die Linke, BSW und AfD verlangen ein Recht auf analoge Alternativen.
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Die Initiative D21 argumentiert, dass ein "Recht auf Analog" ineffiziente Doppelstrukturen zementiert und wertvolle Ressourcen fehlleitet. Ein "inklusives" Digital-Only-Leitbild erhöhe den Druck, intuitive und für alle zugängliche digitale Verwaltungsleistungen zu entwickeln. Um einer Spaltung der Gesellschaft entgegenzuwirken, müssten Unterstützungsmaßnahmen zu diesem Ansatz gehören. Nach einer Studie der D21 gehören 15 Prozent der Bevölkerung zu "Digitalen Vermeidern".
In einem Gastbeitrag für den c't-Newsletter D.digital begründete D21-Präsident Marc Reinhardt die Forderung ausführlich: Digital Only sei "kein technokratisches Dogma, sondern der Schlüssel zu einer leistungsfähigen Verwaltung, die allen dient". Ein Recht auf Analog möge zwar kurzfristig bequem erscheinen, sei letztlich aber eine "Einladung zur Stagnation". Den Gastbeitrag lesen Sie im kostenlosen Newsletter D.digital in voller Länge.
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Offensive für digitale Kompetenzen der Bevölkerung
Von der nächsten Bundesregierung fordert die Initiative D21 außerdem eine Offensive für digitale Kompetenzen der Bevölkerung. Bis 2030 sollten mindestens 80 Prozent der Bevölkerung über grundlegende digitale Kenntnisse verfügen und der Anteil der IKT-Fachkräfte deutlich steigen.
Als dritten Punkt wünscht sich die D21 eine zentrale Koordinierungsstelle für Cybersicherheitskompetenzen als Ergänzung zum BSI. Diese soll zum Beispiel "gezielte Aufklärungsprogramme für alle Altersgruppen umsetzen", da Cybersicherheit nicht nur Behörden und Unternehmen betreffe. Die Initiative D21 ist ein gemeinnütziges Netzwerk aus rund 140 Mitgliedsunternehmen und -organisationen.
(cwo)