Weltrauminternet: Konkurrenz fĂĽr Elon Musks Starlink

Das Starlink-System von Elon Musk bekommt Konkurrenz durch Chinas SpaceSail und Amazons Project Kuiper. Chinas BemĂĽhungen wecken BefĂĽrchtungen im Westen.

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Viele Satelliten

(Bild: CG Alex/Shutterstock.com)

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Von
  • Andreas Knobloch
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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Das Rennen um die Vorherrschaft im Bereich des Hochgeschwindigkeits-Satelliteninternets im Weltraum nimmt Fahrt auf. Ein vom chinesischen Staat unterstütztes Unternehmen und Amazons weltraumgestützte Internetkonstellation Kuiper machen dem Starlink-System von SpaceX zunehmend Konkurrenz. Darauf verweist die Nachrichtenagentur Reuters in einem längeren Artikel.

Vor allem der in Shanghai ansässige Konzern SpaceSail baut demnach seine Präsenz in zahlreichen Ländern weltweit aus. Im November vergangenen Jahres unterzeichnete das chinesische Unternehmen eine Vereinbarung mit dem brasilianischen Staatsunternehmen Telebrás zur Bereitstellung von Satelliten-Kommunikations- und Breitband-Internetdiensten. Unabhängig davon befindet sich die Regierung in Brasília in Gesprächen mit dem von Amazon-Grüner Jeff Bezos finanzierten Internetdienst Project Kuiper und dem kanadischen Unternehmen Telesat. Das berichtete die Nachrichtenagentur Reuters am Montag exklusiv mit Berufung auf einen an den Verhandlungen beteiligten brasilianischen Beamten.

Brasilien setzte in der Vergangenheit auf das US-Raumfahrunternehmen SpaceX von Milliardär Elon Musk, um das Starlink-Internet des Unternehmens in abgelegene Gebiete wie in den Amazonas zu bringen. Die Bereitstellung des Satelliteninternets führte dort aber auch zu unvorhergesehenen Problemen. Vor allem aber liegen Brasiliens Justiz und von Musk kontrollierte Unternehmen seit einiger Zeit immer wieder im Clinch. Erst in der vergangenen Woche wurde Musks Kurznachrichten-Plattform X vom brasilianischen Obersten Gerichtshof zu einer Strafzahlung verurteilt. Vor diesem Hintergrund dürfte die brasilianische Regierung das Entstehen von Konkurrenz zu Starlink begrüßen, die ihr weitere Optionen für Satelliteninternet eröffnet.

Noch aber ist das SpaceX-Projekt Starlink mit seinen Tausenden Satelliten in der Pole-Position. Das ehrgeizige Projekt von Musk soll Verbrauchern ĂĽberall auf der Welt Hochgeschwindigkeits-Internet liefern. Laut Reuters hat Starlink seit 2020 mehr Satelliten in die erdnahe Umlaufbahn gebracht als alle seine Wettbewerber zusammen. Starlink verfĂĽgt laut Reuters-Bericht derzeit ĂĽber etwa 7.000 Satelliten. Bis zum Ende des Jahrzehnts sollen es 42.000 sein.

Die Vormachtstellung von SpaceX und Starlink wird dem Bericht zufolge von Peking als Bedrohung empfunden. Die chinesische Regierung investiert demnach sowohl stark in Unternehmen zur Bereitstellung von Satelliteninternet als auch in die militärische Forschung zu Instrumenten, die Satellitenkonstellationen aufspüren. Das gehe aus chinesischen Unternehmensunterlagen und akademischen Arbeiten hervor, deren Einzelheiten bisher nicht veröffentlicht wurden, so Reuters.

Der chinesische Starlink-Konkurrent SpaceSail hat angekündigt, in diesem Jahr 648 Satelliten in Betrieb zu nehmen und bis 2030 bis zu 15.000. Es ist Chinas "erster internationaler Vorstoß in den Satellitenbreitbandbereich", so Reuters. Drei weitere chinesische Konstellationen befinden sich in der Entwicklung. Peking plant demnach, in den kommenden Jahrzehnten 43.000 Satelliten zu starten und investiert in Raketen, die mehrere Satelliten tragen können.

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Das chinesische Bestreben wiederum hat bei westlichen Entscheidungsträgern Besorgnis ausgelöst. Sie befürchten laut Reuters, dass dadurch die Reichweite von Pekings Internetzensur ausgeweitet werden könnte. Forscher des US-Think-Tanks American Foreign Policy Council erklärten kürzlich in einem Papier, dass Washington die Zusammenarbeit mit den Ländern des Globalen Südens verstärken sollte, wenn es "Chinas wachsenden Vorstoß in die digitale Vorherrschaft ernsthaft infrage stellen" wolle.

Hinzu kommt die militärische Komponente. Die rasche Expansion von Starlink und sein Einsatz im Krieg in der Ukraine habe in China zu einer erheblichen staatlichen Finanzierung konkurrierender Satellitennetze geführt, schreibt Reuters. Der Starlink-Dienst wurde wenige Tage nach Russlands Angriff auf die Ukraine dort freigeschaltet. Berichten zufolge nutzen die ukrainischen Streitkräfte die Technik beim Drohnenkrieg gegen russische Panzer und Truppen.

Laut einer Reuters-Recherche konzentriert sich Chinas Forschung im Bereich der erdnahen Satellitentechnologie auf kosteneffiziente Satellitennetzwerke und Kommunikationssysteme mit geringer Latenz. Das unterstreiche Chinas Bestreben, die Technologielücke zu schließen, heißt es. Ein Teil der chinesischen Forschung scheint auf Starlink abzuzielen, so Reuters. In einer Patentanmeldung wird das US-Satellitensystem demnach als entscheidend für die Aufklärung und die militärische Kommunikation beschrieben, während es gleichzeitig "eine Bedrohung für die Netzwerk-, Daten- und militärische Sicherheit" darstelle. Wie Reuters mit Verweis auf eine in einer chinesischen Fachzeitschrift veröffentlichte Studie berichtet, entwickelt Peking auch Instrumente zur Verfolgung und Überwachung der Starlink-Konstellation.

(akn)