KI-Update kompakt: AI Overviews, KI in der Medizin, Anthropic, Affinity
Das "KI-Update" liefert werktäglich eine Zusammenfassung der wichtigsten KI-Entwicklungen.
- Marko Pauli
- The Decoder
Lernplattform Chegg kritisiert Googles AI Overviews
Die US-amerikanische Lernplattform Chegg hat eine Wettbewerbsklage gegen Google eingereicht. Das Unternehmen kritisiert die KI-generierten Zusammenfassungen der Suchmaschine, die sogenannten AI Overviews. Diese würden zum einen unzuverlässige und teils fehlerhafte Informationen liefern. Zum anderen verhindere Google durch die automatischen Zusammenfassungen, dass Nutzer die Original-Webseiten besuchen.
Chegg wirft Google vor, Verlage zur Bereitstellung ihrer Inhalte für die AI Overviews zu zwingen. Die einzige Alternative sei, komplett aus den Google-Suchergebnissen zu verschwinden. Dies verstoße gegen das Wettbewerbsrecht. Eine weitere Sammelklage gegen die AI Overviews läuft bereits von einer Zeitung aus Arkansas.
Die Klage reiht sich ein in die grundsätzliche Debatte um die Nutzung von Web-Inhalten durch Google. Bisher argumentierte der Konzern, er bringe den Webseiten durch die Suchergebnisse Besucher und damit Werbeeinnahmen. Mit den KI-Zusammenfassungen entfallen diese Klicks jedoch zunehmend.
Elon Musk will KI entscheiden lassen, wer gekĂĽndigt wird
Elon Musk hat dafĂĽr gesorgt, dass Millionen US-Staatsbedienstete am Wochenende eine E-Mail erhielten, in der sie dazu aufgefordert wurden, genau darzulegen, was sie eigentlich erledigt haben. Eine Nichtbeantwortung der E-Mail wĂĽrde als KĂĽndigung gewertet, hat Elon Musk gedroht. Das berichtet NBC News unter Berufung auf mehrere eingeweihte Personen. In der Nacht zu Dienstag ist die Frist zur Beantwortung ausgelaufen.
Diese E-Mail ging bei mehr als zwei Millionen Bundesbediensteten ein, berichtet die Nachrichtenagentur dpa. Mehrere Ministerien, auch solche unter Leitung von Trump-Vertrauten, haben ihre Angestellten aber dann angewiesen, die E-Mail nicht zu beantworten.
Wie NBC News nun unter Berufung auf anonyme Quellen berichtet, sollen die Antworten mithilfe von KI ausgewertet werden. Die Algorithmen sollen dann entscheiden, "wessen Arbeit kritisch notwendig ist und wessen nicht". Deshalb sei die E-Mail auch um die Anweisung ergänzt worden, keine Links oder Anhänge zurückzuschicken. Die hätten von der KI nicht verarbeitet werden können.
Elon Musk hatte kurz nach der Amtsübernahme von US-Präsident Donald Trump die Verantwortung für eine neue Behörde übernommen, die die Regierungseffizienz erhöhen soll, aber vor allem mit massenhaften Entlassungen für Aufsehen sorgt. Damit hat das "Department of Government Efficiency" seitdem eine Menge Kritik auf sich gezogen, die E-Mail ist nur die jüngste in einer Reihe von Maßnahmen, über die letztlich wohl Gerichte entscheiden.
KI in der Medizin - Eine Stellungnahme der Ärztekammer
Die Bundesärztekammer (BÄK) hat eine umfassende Stellungnahme zum Einsatz Künstlicher Intelligenz in der Medizin veröffentlicht. Die Technik soll helfen, den Fachkräftemangel zu bewältigen und Kosten einzusparen.
KI unterstützt bereits heute in verschiedenen medizinischen Bereichen: In der Radiologie hilft sie bei der Erkennung von Tumoren, in Krankenhäusern optimiert sie Prozesse durch zentrale Datenplattformen. Auch in der Telemedizin, bei der Patientenaufklärung und beim Krankheitsmanagement kommen KI-Systeme zum Einsatz.
Für die Zukunft sieht die BÄK weitere Anwendungsfelder wie smarte Implantate, die Bewegungsdaten erfassen und sich per Sensoren steuern lassen. Im EU-Forschungsprojekt MELISSA wird zudem an einem KI-gestützten Diabetes-Management gearbeitet. Die Ärztekammer fordert dabei Transparenz über die Funktionsweise der KI-Systeme für das medizinische Personal. Auch Datenschutz und ärztliche Schweigepflicht müssen gewährleistet bleiben.
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Anthropic veröffentlicht Claude 3.7 Sonnet
Anthropic hat mit Claude 3.7 Sonnet sein erstes Reasoning-Modell auf den Markt gebracht. Im Gegensatz zu OpenAI setzt das Unternehmen jedoch auf ein hybrides Modell, das einerseits schnell antworten kann, andererseits auch in der Lage ist, ausfĂĽhrlich und Schritt fĂĽr Schritt zu denken.
Nutzer können wählen, wann das Modell normal antworten und wann es vor der Antwort länger nachdenken soll. Im erweiterten Denkmodus reflektiert es, was die Leistung bei Mathematik, Physik, Programmieren und vielen anderen Aufgaben verbessert.
Erste Tests zeigten laut Anthropic eine Führungsrolle von Claude bei praxisnahen Programmieraufgaben. Es sei anderen Modellen bei der Planung von Code-Änderungen und komplexen Aktualisierungen weit überlegen. Mit Claude ließen sich anspruchsvolle Web-Apps und Dashboards von Grund auf neu erstellen, wo andere Modelle ins Stocken gerieten.
Mit Claude Code stellt Anthropic in einer limitierten Forschungsvorschau auch sein erstes agentenbasiertes Programmier-Tool vor. Claude Code kann Code suchen und lesen, Dateien bearbeiten, Tests schreiben und ausfĂĽhren, Code zu GitHub committen und pushen und Kommandozeilen-Tools verwenden.
Hugging Face veröffentlicht „Ultra-Scale Playbook“
Nach über sechs Monaten Entwicklungszeit und einem Jahr GPU-Rechenzeit stellt Hugging Face ein kostenloses Open-Source-Handbuch vor, das detailliert erklärt, wie große KI-Modelle effizient trainiert werden können. Das knapp 100 Seiten starke "Ultra-Scale Playbook" behandelt zentrale Themen des Trainings und erklärt unter anderem, wie DeepSeek für nur 5 Millionen Dollar trainiert werden konnte oder welche Parallelisierungstechniken Meta beim Training von Llama 3 einsetzte.
Laut Thomas Wolf, Mitgründer und CSO von Hugging Face, ist der größte Faktor für die Demokratisierung von KI, dass allen beigebracht werden kann, wie man leistungsstarke Modelle erstellt, trainiert und fein abstimmt. Mit dieser Veröffentlichung wird ein Teil des Wissens, das bisher vor allem den großen KI-Unternehmen vorbehalten war, der breiteren Community zugänglich gemacht.
Neues KI-Modell "Huginn" denkt ohne Worte
Ein Forscherteam des ELLIS Instituts TĂĽbingen, der University of Maryland und des Lawrence Livermore National Laboratory hat ein KI-Sprachmodell entwickelt, das durch eine rekursive Architektur seine Denkprozesse beliebig vertiefen kann.
Anders als gängige Reasoning-Modelle wie OpenAIs o3-mini, die Reasoning-Tokens – also Gedankenketten – generieren, benötigt das Huginn genannte Modell kein spezielles Training und “denkt” in mittleren Schichten des Netzwerks, bevor das erste Token in den letzten Schichten des Netzwerks generiert wird.
Huginn schneidet bei mathematischen Aufgaben und Programmierung besonders gut ab und übertrifft einige der größeren Open-Source-Modelle.
Auch wenn die absolute Leistung noch nicht bahnbrechend ist, sehen die Forscher großes Potenzial: Als Proof-of-Concept zeigt Huginn bereits beeindruckende Fähigkeiten bei geringer Größe und verhältnismäßig wenig Trainingsdaten. Die beobachtete Leistungssteigerung bei längerem Reasoning lässt vermuten, dass größere Modelle dieser Art eine vielversprechende Alternative zu klassischen Reasoning-Modellen sein könnten.
Affinity mit kostenlosem Update
Die Grafik- und Designsoftware Affinity erhält mit Version 2.6 erste KI-gestützte Funktionen. Anders als bei Cloud-Lösungen arbeiten diese komplett lokal auf dem eigenen Rechner. Die dafür nötigen vortrainierten Modelle haben eine Größe zwischen 200 und 800 Megabyte und müssen einmalig heruntergeladen werden.
Zu den neuen Funktionen gehört ein intelligentes Auswahlwerkzeug in Affinity Photo. Es erkennt automatisch Objekte per Mausklick und kann selbstständig Hauptmotive im Bild identifizieren. Das ermöglicht effizienteres Arbeiten, besonders wenn Vorder- und Hintergrund getrennt bearbeitet werden sollen.
Das kostenlose Update steht allen Nutzern von Affinity 2 zur VerfĂĽgung. Die Programme gibt es einzeln fĂĽr Windows und Mac zum Preis von 75 Euro. Die iPad-Version kostet 20 Euro.
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Zum Schluss noch der Hinweis, dass es heise KI PRO nur noch bis Freitag zum attraktiven Aktionspreis gibt. Unser Fachdienst zum Thema kĂĽnstliche Intelligenz begleitet Dich und Dein Team Schritt fĂĽr Schritt bei der Entwicklung und Implementierung einer zukunftssicheren KI-Strategie. Profitiere von fundiertem Fachwissen, Live-Webinaren und Talks mit KI-Experten, praxisnahen Anleitungen sowie dem Austausch mit unserer stetig wachsenden KI-Business-Community. Erfahre mehr auf pro.heise.de/ki und sichere Dir jetzt noch den attraktiven Aktionspreis fĂĽr heise KI PRO.
(mali)