Jony Ive: Nicht darüber nachdenken, was Steve Jobs dazu gesagt hätte
Steve Jobs hätte in diesen Tagen seinen 70. Geburtstag gefeiert. Apples früherer Chefdesigner Jony Ive, der ein enger Freund von Jobs war, erinnert sich.
Der tägliche Lunch gehörte zu den Traditionen, die Jony Ive (links) und Steve Jobs pflegten
(Bild: Apple)
Was hätte Steve Jobs zum neuen iPhone 16e gesagt? Wie hätte er die Vision Pro gefunden? Und welche Einstellung hätte er zu seinem eigenen 70. Geburtstag gehabt, der dieser Tage stattgefunden hätte? Apples früherer Chefdesigner Jony Ive ertappt sich immer wieder dabei, sich selbst die Was-hätte-Steve-gesagt-Frage zu stellen. Dabei habe der im Alter von 56 Jahren gestorbene Apple-Mitbegründer seinem engen Freund aufgetragen, genau das nicht zu machen.
In der BBC-Radiosendung Desert Island Discs wurde Ive, der Apple vor einigen Jahren verlassen hat, jetzt unter anderem zu seinem Lebenslauf und seiner Zeit bei Apple befragt. Der gebürtige Brite begann im Jahr 1992 bei Apple und traf dort 1997 nach dessen Rückkehr auf Steve Jobs. Dieser habe ihn auf eine Weise verstanden, wie kein anderer, sagt Ive bis heute und zeigt sich unglücklich über das Rauhbein-Image, das Jobs nachgesagt wird. Vielmehr sei es nötig gewesen, eine Idee so intensiv zu verfolgen, dass sie keine Idee bleibt, sagt Ive.
Für Jobs wäre Ive bei Apple geblieben
Zehn Jahre lang nach dessen Tod habe er keinen Text über Jobs lesen können, bekennt Ive, der sich immer noch sehr mitgenommen durch den Verlust seines Freundes und Weggefährten zeigt. Es sei eine kontinuierliche Konversation gewesen, die die beiden gepflegt hätten, die auch im Privaten enge Verbindungen unterhielten. Ob er Apple auch verlassen hätte, wenn Jobs noch leben würde? Nein, sagt Ive, er könne sich nicht vorstellen, woanders zu arbeiten, wenn Jobs heute noch leben würde.
Was er an Jobs unter anderem wertgeschätzt hat, sei der Fokus auf das Erschaffen, der unter seiner Leitung möglich gewesen wäre. Auch seien die beiden beim ersten iMac auf einer Wellenlänge gewesen, dass viele Menschen den Computer im Jahr 1997 noch gar nicht verstanden hatten. Der Gebrauch von Farben und Elementen wie einem Handgriff sollte das Verhältnis von Mensch zu Maschine lebendiger gestalten, erklärt er.
Sein Weggang bei Apple sei die richtige Entscheidung gewesen, auch wenn der Übergang nicht einfach gewesen sei, erinnert sich Ive. Seit dem Jahr 2019 hat er mit dem Designer Marc Newson seine eigene Firma LoveFrom. Ive hat seither auch viele Projekte betreut, die nichts mit Technik zu tun haben. Vor einiger Zeit wurde aber laut, dass er mit OpenAI-Chef Sam Altman an einem KI-Projekt arbeite. Künstliche Intelligenz wecke bei ihm gemischte Gefühle: Ihn sorge die rasante Entwicklung, ohne Luft zu holen und darüber nachzudenken, doch er sei zugleich fasziniert von den Möglichkeiten.
Vor- und Nachteile der Technik
Generell zeigt sich Ive im Gespräch immer wieder als abwägend zwischen den Vor- und Nachteilen von Technik. Dass manche vom Smartphone-Gebrauch süchtig werden, beschäftige ihn als Designer des iPhones, wenngleich er immer noch den immensen Nutzen sieht, der von der Erfindung ausgehe. Generell habe ihn Technologie nie alleine der Technologie wegen interessiert, sondern wegen der Menschen, sagt Ive, und wie sich diese damit verbinden können.
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Eingebettet ist die knapp einstündige Sendung in verschiedenen Musikbeiträgen, die Ive ausgewählt hat, und deren Bedeutung für ihn er im Verlaufe der Sendung erklärt. Für jene, die Ive noch aus seiner Apple-Zeit kennen, ist es auch ein Wiederhören mit seiner ruhigen, sonoren Stimme, die von den Einspielern bei Produktvorstellungen Apples bekannt ist.
(mki)