KI-Update kompakt: Perplexity Comet, ChatGPT, Wettervorhersage, Stimmgesundheit
Das "KI-Update" liefert werktäglich eine Zusammenfassung der wichtigsten KI-Entwicklungen.
- Isabel GrĂĽnewald
- The Decoder
Perplexity kĂĽndigt eigenen Browser Comet an
Perplexity hat einen neuen Browser namens "Comet" angekündigt, der auf "agentische Suche" ausgerichtet sein soll. Mehr Details sind bisher nicht bekannt. Auch ein konkretes Erscheinungsdatum gibt es noch nicht, Interessierte können sich jedoch auf eine Warteliste setzen lassen.
Das Hauptprodukt des von einem ehemaligen OpenAI-Mitarbeiter gegründeten Unternehmens ist bisher eine KI-Antwortmaschine, die auf Fragen in natürlicher Sprache mit Texten statt Linklisten antwortet. Zudem bietet Perplexity mit "Assistant" bereits einen KI-Agenten an, der eigenständig Aufgaben ausführen kann.
Ob Perplexity einen vollständig eigenen Browser entwickelt hat oder auf Googles Chromium-Unterbau zurückgreift, bleibt offen.
Nvidia profitiert vom Hype um DeepSeek
Die seit Anfang dieses Jahres deutlich gestiegene Nachfrage nach den vergleichsweise günstigen KI-Modellen des chinesischen Start-ups DeepSeek wirkt sich offenbar positiv auf Nvidia aus. Jetzt berichtet Reuters, dass der Marktführer für KI-Beschleuniger zuletzt deutlich mehr Bestellungen aus China verzeichnet. Demnach benötigen chinesische Unternehmen für die Integration der DeepSeek-Modelle in ihre Produkte und Dienste neue H20-Chips, die bislang leistungsfähigsten KI-Beschleuniger, die Nvidia nach China exportieren darf.
Der H20-Chip basiert auf derselben Hopper-Architektur wie die leistungsstärkeren KI-Chips, ist aber speziell auf die Exportbeschränkungen der USA angepasst. Wie Reuters unter Berufung auf eingeweihte Kreise berichtet, haben chinesische Konzerne wie Tencent, Alibaba und ByteDance ihre Bestellungen für den H20 deutlich hochgefahren. Die KI-Chips würden für die eigenen Produkte genutzt, wo DeepSeek integriert wird, aber über Cloud-Dienste werden die KI-Modelle auch anderen Firmen in China zur Verfügung gestellt.
Trump will angeblich KI-Regulierungen aushöhlen
Der US-Präsident Donald Trump will offenbar gegen den US Chips Act vorgehen. Drei unabhängigen Berichten zufolge stehen rund 500 Entlassungen im US-amerikanischen National Institute of Standards and Technology (NIST) an. Sie sollen primär Mitarbeiter treffen, die sich um den US Chips Act und Regulierungen rund um Künstliche Intelligenz (KI) kümmern. So soll das Team für die Bestimmung und Auszahlung der Fördergelder zum Bau neuer Halbleiterwerke um 57 Prozent schrumpfen; das Team für Forschungsinvestitionen um 67 Prozent.
Mit einer Verknappung der verantwortlichen Leute legt Trump Förderungen jedoch potenziell lahm. Je weniger Mitarbeiter sich um die Subventionen kümmern können, desto länger dauern die Vorgänge. Dabei ignoriert der US-Präsident, dass staatliche Förderungen für Chiphersteller weltweit üblich sind, auch in Asien und Europa. Er sieht solche Subventionen als verschenktes Geld an. Stattdessen will er Hersteller durch Zölle zwingen, in den USA zu bauen.
OpenAI verteilt verbesserte ChatGPT Deep Research-Funktion
OpenAI erweitert den Zugang zu seiner Deep Research-Funktion auf alle ChatGPT Plus, Team, Education und Enterprise Nutzer. Die seit Februar fĂĽr Pro-Nutzer verfĂĽgbare Funktion wurde dabei laut OpenAI deutlich verbessert und kann nun Bilder mit Quellenangaben einbetten sowie hochgeladene Dateien besser verarbeiten.
Die Nutzung wird zunächst in Paketen angeboten. Während Plus-, Team-, Enterprise- und Education-Nutzer monatlich zehn “Deep Research”-Anfragen erhalten, können Pro-Nutzer bis zu 120 Anfragen stellen. Das System durchsucht zahlreiche Online-Quellen und erstellt auf deren Basis detaillierte Berichte. Deep Research zeigt bei der Faktentreue deutliche Verbesserungen gegenüber anderen OpenAI-Modellen. Auch bei der Halluzinationsrate, also der Tendenz, falsche Informationen zu generieren, schneidet Deep Research besser ab als die Vergleichsmodelle. Die verbesserte Faktentreue wird durch intensive Nutzung der Online-Suche und spezielle Trainingsverfahren erreicht. Diese sollen das Modell belohnen, wenn es bei der Wahrheit bleibt, und es davon abhalten, Falsches zu behaupten. Trotz aller Fortschritte bleibt eine kritische Betrachtung wichtig: Eine Fehlerquote von 13 Prozent bedeutet bei längeren Rechercheberichten immer noch eine erhebliche Anzahl an Fehlern. KI-Suchfunktionen eignen sich daher vor allem für allgemeine Themen oder für Experten, die die generierten Inhalte schnell bewerten können.
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Google startet kostenlose Version seines KI-Programmierassistenten
Google hat eine kostenlose Version seines KI-Programmierassistenten Gemini Code Assist für Einzelpersonen eingeführt. Entwicklerinnen und Entwickler erhalten damit monatlich bis zu 180.000 Code-Vervollständigungen und KI-gestützte Code-Reviews auf GitHub, ohne dafür bezahlen zu müssen. Der auf dem Sprachmodell Gemini 2.0 basierende Assistent wurde speziell für die Programmierung optimiert und ist in den beliebten Entwicklungsumgebungen Visual Studio Code und JetBrains verfügbar. Nutzende können damit Codezeilen vervollständigen, neue Codes generieren oder sich Funktionen per Chatbot erklären lassen. Gemini Code Assist für Einzelpersonen unterstützt ein Token-Kontextfenster von bis zu 128.000 Token im Chat, was für viele Anwendungsfälle ausreicht – allerdings nicht für große Entwicklungsprojekte. Google hat die Unterstützung für 22 verbreitete Programmiersprachen wie HTML, Python oder R offiziell bestätigt. Laut einer Studie von Google Cloud setzen bereits mehr als 75 Prozent der Entwicklerinnen und Entwickler auf KI bei einigen ihrer täglichen Aufgaben. Mit dem großzügigen Kontingent an kostenlosen Nutzungen hofft Google, sich einen Wettbewerbsvorteil im zunehmend umkämpften Markt für KI-Codingassistenten zu verschaffen.
PhotoDoodle verändert Bilder präzise per Textanweisung
Forschende aus China und Singapur haben gemeinsam mit ByteDance die Bildbearbeitungs-KI PhotoDoodle entwickelt. Das Modell kann aus wenigen Beispielbildern verschiedene Stile lernen und setzt Bearbeitungsanweisungen mit guter Präzision um. Als Grundlage dient das Bildgenerierungsmodell Flux.1 des deutschen Start-ups Black Forest Labs. In umfangreichen Tests zeigte PhotoDoodle gute Fähigkeiten bei der Umsetzung von Prompts wie "Füge ein rosa Monster hinzu, das auf das Gebäude klettert" – tatsächlich fügt sich das Monster nahtlos und in hoher Qualität in das Bild. Das Forschungsteam hat einen Datensatz mit sechs verschiedenen künstlerischen Stilen und über 300 Bildpaaren veröffentlicht, um weitere Arbeiten in diesem Bereich zu fördern. Zukünftig streben die Entwickler an, Stile aus nur einem einzigen Bildpaar lernen zu können. Man kann sich schon vorstellen, dass dieses Feature für soziale Netzwerke äußerst interessant sein könnte. ByteDance betreibt mit TikTok ja eines der weltweit größten.
KI-Wettervorhersage von Europas Wetterdienst
Das Europäische Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (EZMW) hat ein neues KI-basiertes Wettermodell namens AIFS (Artificial Intelligence Forecasting System) öffentlich zugänglich gemacht. Das Modell bietet etwa 20 Prozent genauere Vorhersagen und benötigt nur ein Tausendstel der Energie herkömmlicher Systeme.
Anders als traditionelle physikbasierte Wettermodelle kommt AIFS ohne Supercomputer aus. Das System wird mit täglich mehr als 800 Beobachtungsdaten aus verschiedenen Sensoren gespeist und erstellt aktuell viermal täglich Vorhersagen, die als Open Data verfügbar sind.
EZMW-Generaldirektorin Florence Rabier bezeichnet die Bereitstellung als Meilenstein. Zukünftig sollen mit dem System jeweils 50 leicht abweichende Prognosen erstellt werden, um die gesamte Bandbreite möglicher Wetterverhältnisse darzustellen. Diese sogenannten Ensembleprognosen sollen Wahrscheinlichkeiten verschiedener Wettersituationen deutlicher machen als physikbasierte Modelle. Langfristig plant das EZMW die Entwicklung von Hybridmodellen, die physikbasierte und KI-basierte Ansätze kombinieren, was den Energieverbrauch für Wetterprognosen insgesamt deutlich senken könnte.
Anthropic bekommt ĂĽber 3 Milliarden US-Dollar Finanzierung
Das US-Startup Anthropic soll in der aktuellen Finanzierungsrunde voraussichtlich 3,5 Milliarden US-Dollar einnehmen. Das berichtet die US-Zeitung Wall Street Journal. Das entspräche einer Firmenbewertung von 61,5 Milliarden US-Dollar. Vor Beginn der Finanzierungsrunde waren es noch 18 Milliarden US-Dollar. Anthropics Ziel für die Runde seien nur 2 Milliarden US-Dollar gewesen. Nun läuft die aktuelle Finanzierungsrunde aber besser als erwartet. Anthropic wurde 2021 von ehemaligen OpenAI-Führungskräften gegründet und hat das KI-Modell Claude entwickelt, das als einer der großen Konkurrenten von ChatGPT gilt. Die aktuelle Version ist Claude 3.7 Sonnet.
Fraunhofer entwickelt KI fĂĽr Stimmgesundheit
Die Stimmen von Lehrkräften werden permanent auf die Probe gestellt – ist die Stimme angeschlagen, wird die Berufsausübung erschwert. Ein KI-Tool des Fraunhofer-Instituts für Digitale Medientechnologie soll Menschen in Berufen mit viel Sprechanteil dabei unterstützen, die eigene Stimmgesundheit im Blick zu behalten, um Verschlechterungen und stimmbedingte Ausfälle zu reduzieren. Dafür überwacht der VoiceTracker die Stimme in Belastungssituationen über einen längeren Zeitraum. Relevante Umgebungsfaktoren wie Hintergrundlärm und die Akustik des Klassenraums können dabei berücksichtigt werden. "Lehrkräfte erhalten von unserer Software Rückmeldung zu ihrer Stimmqualität. Daraus können Empfehlungen abgeleitet werden, wie sie ihre Stimmen gezielt schonen und pflegen können", erläutert Alina Ernst, Projektleiterin in der Gruppe Assistive Sprech- und Sprachanalyse. Wie das Fraunhofer IDMT gegenüber heise online erklärte, sucht das Institut nun Umsetzungspartner, die das System verfügbar machen könnten.
Musikschaffende veröffentlichen Protest gegen KI-Pläne
Im Vereinigten Königreich haben mehr als tausend Künstler ein Album ohne Musik veröffentlicht, um gegen geplante KI-Regelungen der Regierung zu protestieren. Das Album "Is this what we want?" enthält ausschließlich Aufnahmen von Geräuschkulissen stillgelegter Aufnahme- und Aufführungsorte.
Der Protest richtet sich gegen ein Vorhaben der britischen Regierung, Unternehmen mit einer Sonderregelung zum Urheberrecht die Nutzung geschĂĽtzter Werke fĂĽr das Training von KI-Modellen zu erlauben. Urheber mĂĽssten der Nutzung in einer "opt-out option" aktiv widersprechen.
Der britische Komponist Ed Newton-Rex kritisiert laut Guardian, dass der Regierungsvorschlag "die Werke der Musiker des Landes kostenlos an KI-Unternehmen weitergeben würde, die damit die Arbeit der Musiker ausnutzen könnten, um sie zu verdrängen."
(igr)