Bericht: DeepSeek zieht neues KI-Modell vor und will R2 noch vor Mai freigeben

DeepSeek plant, den Nachfolger des viel diskutierten KI-Modells R1 bereits in Kürze zu veröffentlichen. Dabei hilft eine für China untypische Firmenstruktur.

vorlesen Druckansicht 22 Kommentare lesen
Ein schwarzer Handybildschirm in einer Hand, darauf steht in Blau deepseek

(Bild: DIA TV/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis
close notice

This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Die chinesische KI-Firma DeepSeek will anscheinend von dem aktuellen Hype um das eigene KI-Modell R1 profitieren und den Nachfolger R2 früher als geplant herausgeben. Denn jetzt wird berichtet, dass DeepSeek R2 ursprünglich für Anfang Mai vorgesehen hatte, aber das neue KI-Modell so früh wie möglich freigeben will. Eine flache Firmenstruktur dürfte dabei helfen, denn DeepSeek organisiert sich anders als chinesische Unternehmen. R2 soll das Programmieren besser unterstützen und in mehr Sprachen als lediglich auf Englisch diskutieren können.

Bereits im November 2024 veröffentlichte DeepSeek R1 als neues KI-Sprachmodell mit Reasoning. Wie OpenAIs o1 benötigt auch DeepSeek R1 mehr Zeit zum Antworten, soll in vielen Fällen aber akkurater sein als andere KI-Modelle. Zudem ist es Open-Source und wurde offenbar mit weniger Aufwand trainiert. Das führte zur Bildung von Krisenstäben bei Konkurrenten und großen Tech-Unternehmen. Wie das Modell arbeitet und was es für die KI-Entwicklung bedeutet, zeigt ein Blick hinter die Kulissen des Reasoning-Modells R1 von DeepSeek.

Doch die KI-Modelle von DeepSeek beeindrucken nicht nur die Konkurrenz, sondern auch die US-Regierung. Schließlich hat diese die Führungsposition bei künstlicher Intelligenz (KI) zur nationalen Priorität erklärt. Denn der wohl auch mit dem neuen KI-Modell R2 anhaltende Erfolg von DeepSeek dürfte Behörden und Unternehmen Chinas weiter mobilisieren. Dutzende haben bereits begonnen, DeepSeek-KI in ihre Produkte und Dienste zu integrieren, schreibt Reuters.

Videos by heise

Doch bislang ist noch wenig bekannt von DeepSeek und dessen Gründer Liang Wenfeng, denn dieser tritt selten an die Öffentlichkeit. Liang wird von ehemaligen Mitarbeitern als "zurückhaltend und introvertiert" beschrieben und hat zuletzt im Juli 2024 ein Interview gegeben. Nach eingehenden Recherchen von Reuters arbeitet DeepSeek eher wie ein Forschungslabor und weniger als ein gewinnorientiertes Unternehmen.

Die KI-Firma verzichtet auf die traditionellen Hierarchien chinesischer Firmen und setzt auf eine flache Management-Struktur. Zudem vermeidet DeepSeek den typischen Druck von Tech-Unternehmen Chinas auf niedrig bezahlte Mitarbeiter sowie die "996" genannte Regel: Arbeit von 9 Uhr morgens bis 9 Uhr abends an 6 Tagen pro Woche. Ehemalige Mitarbeiter sprechen von 8-Stunden-Tagen in einer kollaborativen Atmosphäre. Auch die Entlohnung der Angestellten soll im Vergleich zu Konkurrenzunternehmen annähernd doppelt so hoch sein.

Schon bevor DeepSeek für weltweites Aufsehen sorgte, gab es Anzeichen, dass die chinesische Regierung Interesse an der KI-Firma entwickelt hat. Bereits im Januar repräsentierte DeepSeek-Gründer Liang den KI-Sektor bei einer Besprechung mit Chinas Ministerpräsidenten Li Qiang in Peking. Bemerkenswert ist dabei, dass er damit vor deutlich bekannteren und größeren Unternehmen ausgewählt wurde.

Der anschließende Erfolg DeepSeeks aufgrund des kosteneffektiven KI-Modells hat dazu geführt, dass die Regierung Chinas jetzt offenbar glaubt, hinsichtlich Innovationsfähigkeit mit den USA mehr als nur mithalten zu können. Mindestens 13 Stadtverwaltungen und zehn staatliche Energieunternehmen haben bislang mitgeteilt, dass sie DeepSeek in ihre Systeme integriert hätten. Dazu kommen bekannte Unternehmen wie Lenovo, Baidu und Tencent, die diese KI-Modelle in ihre Produkte eingebaut haben oder derzeit einbauen.

Allerdings gibt es in westlichen Staaten Kritik an der DeepSeek-KI. Die chinesische Open-Source-KI Deepseek V3 ist zensiert und blendet viele Fragen zur Politik Chinas aus. Zudem gibt es Datenschutzbedenken: Nach Italien verbietet auch Südkorea DeepSeek, um personenbezogene Daten zu schützen. Auch in Deutschland haben Behörden und IT-Sicherheitsfachleute gravierende Sicherheitsbedenken gegen DeepSeek angemeldet. Kritisiert wird auch hierzulande die offenkundig sehr weitreichende Speicherung von Nutzerdaten.

(fds)