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1&1: "Open RAN hat die Laborumgebung verlassen und ist Realität"

1&1 kommt beim Bau des eigenen Mobilfunknetzes nach anfänglichen Schwierigkeiten voran, bis Ende des Jahres sollen alle Kunden im neuen Netz sein.

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Mobilfunkmast von 1&1

(Bild: heise online/sht)

Lesezeit: 3 Min.
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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

1&1 meldet Fortschritte bei der selbst gewählten Herkulesaufgabe, ein neues Mobilfunknetz aufzubauen. Mittlerweile umfasse das neue Open-RAN-Netz 1000 aktive Antennenstandorte, erklärte das Unternehmen aus Montabaur auf dem MWC 2025 in Barcelona. Das sei aber noch lange nicht das Ende. “1&1 hat in den letzten Monaten große Fortschritte bei der Selektion und Sicherung von Antennenstandorten gemacht", sagt Michael Martin, CEO der 1&1 Mobilfunk GmbH in Barcelona. "Stand März 2025 gibt es 1000 Standorte, weitere 5000 werden entwickelt."

Bei den Far-Edge-Rechenzentren seien von den geplanten 500 Standorten bislang 241 fertig gebaut und am Netz, so Martin weiter. Ein Far-Edge-Rechenzentrum ist etwa 40 Quadratmeter groß und beherbergt die Rechnerkapazitäten, die bei einem herkömmlichen Netz an den Maststandorten selbst zu finden sind. 1&1 baut diese Zentren teils in vorhandene Gebäude ein, teils als de facto schlüsselfertigen Containerbau. Die vier geplanten Hauptrechenzentren in Münster, Montabaur, München und Berlin sind fertig und am Netz.

Kritik bekommt vor allem ein Partnerunternehmen ab: “Unser Hauptlieferant für Antennenstandorte stellt nach wie vor nicht die vertraglich vereinbarte Anzahl bereit, während unsere übrigen Partner einen weitgehend zuverlässigen Zulauf gewährleisten.” Die Suche nach geeigneten Flächen gestalte sich zudem aufgrund immer engmaschiger Mobilfunknetze und Konkurrenz durch den Flächenbedarf von Photovoltaik auf Gebäudedächern nicht einfach. Namen nennt Martin nicht, aber die Zusammenarbeit mit dem Infrastrukturbetreiber Vantage Towers lief von Beginn an nicht reibungslos.

Mittlerweile versorgt 1&1 nach eigenen Angaben mehr als die Hälfte der insgesamt gut 12 Millionen Kunden bereits im neuen Netz, pro Woche kämen etwa 250.000 Neu- und Bestandskunden hinzu. Bis Ende des Jahres will 1&1 die Migration abgeschlossen haben und nur noch auf dem Open-RAN arbeiten. Martin weiter: “Open RAN hat die Laborumgebung längst hinter sich gelassen und ist, zumindest für uns, die Realität."

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Im vergangenen Jahr hatte 1&1 mit einem massiven Ausfall des neuen Netzes zu kämpfen. Schuld daran soll ein fehlerhaftes Softwareupdate gewesen sein, das eine Fehlerkette ausgelöst habe. Zeitweilig habe man kaum noch Kunden ins Open-RAN-Netz migrieren können, so Martin. Die Auswirkungen beschäftigen noch immer die Juristen, denn mit dem zuständigen Ausbaupartner verhandelt 1&1 um möglichen Schadensersatz.

An der Tatsache, dass ein weiteres Mobilfunknetz Vorteile für Anbieter und Endkunden hat, lässt Martin keinen Zweifel: “Das vierte Netz ist ein Gewinn – für die Verbraucher und für das Land. Vier Netze sind in Westeuropa nicht ohne Grund der Standard.” Studien hätten zudem ergeben, dass mehr Auswahl bei den Netzen die Preise für die Endkunden drücken – anders als Fusionen von Netzbetreibern, welche die Preise in die Höhe treiben würden.

(sht)