Mobile GeForce RTX 5000: Nvidia dementiert fehlende ROPs, OEMs sehen das anders
Nvidia sagt, mobile GeForce RTX 5000 seien nicht vom Problem der fehlenden ROPs betroffen. Notebookhersteller sagen uns was anderes. Und doch haben alle Recht.
Nvidia GeForce RTX 5080 fĂĽr Gaming-Notebooks
(Bild: c't / mue)
Wir haben gestern nach eigenen Recherchen gemeldet, dass auch die kommenden Notebook-GPUs der Baureihe GeForce RTX 5000 von einer bekannten Kinderkrankheit betroffen sind: Manche Mobil-Chips haben wie die Desktop-Varianten weniger Raster-Endstufen (Raster Operation Pipelines, ROPs), als ihre Datenblätter angeben. Das ist ein Fehler, der mitunter spürbare Einbußen bei der 3D-Performance nach sich zieht. Er steckt tief im jeweiligen Siliziumchip und lässt sich nicht per Treiber- oder Firmware-Update beheben, sondern nur durch einen Austausch.
Unsere Meldung hat international fĂĽr Aufsehen gesorgt. Einerseits wegen unserer Recherche und andererseits, weil Nvidia im Laufe der Nacht gegenĂĽber US-Medien Stellung genommen hat und unsere Meldung augenscheinlich dementiert. Auch wir haben das kurze Statement inzwischen in Deutsch und Englisch vorliegen:
"Es bestehen keine weiteren Probleme, alle Partner fĂĽhren weiterhin Kontrollen als Teil unseres Standardtestverfahrens durch."
("No further issues, all partners continue to run checks as part of our standard testing procedure.")
Wir haben uns zwischenzeitlich nochmals rückversichert und bleiben wiederum bei unserer Aussage, dass auch mobile GPUs der GeForce RTX 5000 von dem Fehler betroffen sind. Aber: Obwohl es widersprüchlich erscheinen mag, lassen sich unser und Nvidias Standpunkt vollständig zur Deckung bringen, wenn man etwas tiefer in die Materie einsteigt.
Zwischen den Zeilen … und den Buchstaben …
Nvidias Stellungnahme sagt, dass es "keine weiteren Probleme" gibt. Das stimmt dahingehend, dass der Fehler der fehlenden ROPs eben nicht neu ist, sondern schon von den Desktop-Varianten bekannt. Chips für Notebooks und Desktop-Grafikkarten laufen vom selben Band; zu welcher Variante ein spezifisches Die wird, entscheidet sich erst nach der Fertigung beim sogenannten Binning. Hier werden Parameter wie Taktverhalten, Energieaufnahme und Defekte einzelner Baugruppen ermittelt und der Chip danach ins am besten passende Körbchen (Englisch: bin) geworfen.
Schon deshalb wäre es verwunderlich, wenn Mobil-Chips nicht auch initial durchs Kontrollraster gerutscht wären, als Nvidias Qualitätskontrolle das Problem noch nicht auf dem Schirm hatte. Technische Details zum Fehler hat Nvidia bislang nicht offiziell kundgetan (und wird es wohl auch nie); das Unternehmen spricht sehr pauschal von einer Produktionsanomalie. Immerhin: Der Fehler sei erkannt und mittlerweile behoben worden, wie Nvidia heute in einem Telefonat betonte.
Wir bestreiten auch nicht, dass es Standardtestverfahren gibt, mit denen sowohl einzelne Komponenten als auch fertig zusammengebaute Notebooks vor der Auslieferung in verschiedenen Stufen ĂĽberprĂĽft werden. DafĂĽr gibt es PrĂĽfverfahren, die teils Komponentenhersteller wie Nvidia definieren und teils die Hersteller des jeweiligen Notebooks.
In diesem Fall hat Nvidia nach dem Bekanntwerden der ROP-Problematik nun kurzerhand einen weiteren Test definiert, nämlich den auf fehlende ROPs. Das haben uns mehrere Quellen bestätigt. Betroffen sind dem Vernehmen nach alle Chips, die Nvidia bis zu einem bestimmten Zeitpunkt geliefert hat – vermutlich bis Nvidia auf den Fehler aufmerksam wurde. Damit bestückte Notebooks müssen nun noch einmal zum Appell antreten. Und zwar vollständig und nicht nur stichprobenhaft.
Wichtig: Uns wurde zugetragen, dass die Tests nicht rein prophylaktisch waren. Es wurden tatsächlich Notebooks identifiziert und aus dem Verkehr gezogen, deren GPUs zu wenig ROPs hatten. Bei den Desktop-Grafikkarten spricht Nvidia von einer Fehlerrate von 0,5 Prozent. Zahlen, die uns zu neuen Gaming-Notebooks zugespielt wurden, liegen leicht höher, aber qualitativ in derselben Größenordnung. Angesichts der oben skizzierten engen technischen Verwandtschaft wären wir ehrlich gesagt auch erstaunt gewesen, wenn sie grob anders ausfallen würden.
Videos by heise
Brunnenrettung
Weil es in der gestrigen Meldung vielleicht falsch herüberkam: Wir haben nichts gegen Nvidias zusätzlichen Test, um fehlerhafte GPUs zu identifizieren, sondern begrüßen ihn sogar. Klar, er bedeutet einen Extraaufwand für die Notebookhersteller, worüber diese alles andere als glücklich sind. Aber das ROP-Kind ist nun mal in den GeForce-Brunnen gefallen. Nvidia sorgt mit dem obligatorischen Zusatztest dafür, dass Erstkäufer, die mehrere Tausend Euro für ein nagelneues Gaming-Notebook auf den Tisch legen, eben keine Geräte mit fehlerhafter GPU bekommen, sondern nur solche, wo alles passt.
Ein Teil dessen, warum die Strategie mit Zusatztest hier aufgeht, ist der Fakt, dass die Notebooks eben noch nicht verschifft wurden – anders als bei den fehlerhaften Desktop-Grafikkarten, die schon bei Kunden eintrafen. Uns ist nicht bekannt, ob das ein glücklicher Zufall ist oder ob der Feinschliff am vBIOS gezielt erst jetzt erfolgte. Auch hier gilt wieder: Nicht der Feinschliff an sich ist ungewöhnlich, sondern der arg späte Zeitpunkt der Fertigstellung.
(Bild:Â c't / mue)
Noch auf der CES haben wir Fahrpläne gesehen, laut denen Testgeräte neuer Gaming-Notebooks schon im Februar unter NDA-Auflagen an ausgewählte Pressevertreter hätten gehen sollen, damit dann im März die Testberichte hätten erscheinen können. Der Zeitplan ist längst überholt: Selbst wenn Systeme schon im Umlauf wären, müssten alle Tests nochmal mit der erst jetzt fertiggestellten vBIOS-Version durchgeführt werden. Darin sind unter anderem Taktraten für das jeweilige Notebook festgelegt. Die können sich von Version zu Version ändern, falls noch was im Getriebe knirscht. Und das hat selbstverständlich Einfluss auf die Performance.
Ja, Nvidia hat tatsächlich bei allen Notebookherstellern seine Finger so tief in den Teigschüsseln, um GPU-Feinheiten individuell an spezifische Notebooks und deren Kühlsysteme anzupassen. Das ist wiederum ein Grund, warum Nvidia in den öffentlich einsehbaren Datenblättern zu den mobilen GeForce RTX 5000 keine Taktraten angibt, wohl aber ein sehr breites Fenster an zulässiger Abwärme. Anders als bei Desktop-Grafikkarten kommt es also vielmehr darauf an, was der jeweilige Notebookhersteller umsetzt.
Verkaufsstartfragezeichen
Auf der eben verlinkten Webseite spricht Nvidia ganz unten weiterhin von einem Verkaufsstart von Notebooks mit GeForce RTX 5000 im bereits laufenden Monat März. Ob das tatsächlich noch hinhaut, ist fraglich. Es liegt aber sicherlich nicht nur am ROP-Zusatztest oder vBIOS-Lieferzeitpunkt. Anders als Desktop-Grafikkarten müssen Notebooks lokalisiert werden: Hierzulande braucht es eine deutsche Tastatur im Gehäuse und ein Netzteil mit Schukostecker im Karton. Je nach Region kann dasselbe Notebook schon deshalb mal etwas früher oder später erscheinen; erfahrungsgemäß sind große einheitliche Märkte wie Nordamerika oder China immer etwas schneller dran als das hinsichtlich Lokalisierung stark fragmentierte Europa.
Die gestern getätigte Aussage, dass es bei den Gaming-Notebooks auch April oder Mai werden kann, bezieht sich auf Informationen aus deutschen Pressemitteilungen, sofern ein Hersteller dort (oder in Gesprächen mit uns) überhaupt schon so konkret wurde. Das sollte man auf dem Schirm haben, denn der Vorverkauf ist hierzulande wie im Rest der Welt bereits Ende Februar gestartet – in vielen Fällen ohne verbindliches Lieferdatum.
So oder so: Sobald es losgeht, schadet es sicherlich nicht, auf der Neuanschaffung mal ein Hilfsprogramm wie GPU-Z oder CPU-Z laufen zu lassen. Die erkennen nämlich die korrekte Anzahl an ROPS bei Nvidias GPUs – CPU-Z spuckt sogar eine Warnung aus, wenn es zu wenige ausliest.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
Mit Ihrer Zustimmung wird hier ein externer Preisvergleich (heise Preisvergleich) geladen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (heise Preisvergleich) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
(mue)