Wieder Smartphone-Wechseloptik und viel Sofortbild – Fotonews der Woche 10/2025
Der MWC brachte einige Fotoneuheiten, Polaroid und TTArtisan beleben Sofortbilder und unser Podcast geht ganz zurück zum Anfang.
Retro ja, aber bitte bunt: Die TTArtisan 203T kommt im Herbst in vier Farben.
(Bild: TTArtisan)
Erst CP+ , dann MWC – die letzten Winterwochen sind seit einigen Jahren das Frühlingserwachen der Fotobranche, auch wenn die ganz großen Messen in Deutschland inzwischen ausgestorben sind. Es war so viel los, dass wir eine schon im Newsticker gemeldete und wirklich in jeder Beziehung große Neuerung auch in dieser Kolumne noch nachreichen müssen: Sony hat auf der CP+ sein erstes Super-Tele der G-Reihe vorgestellt. Also ein Glasmonster für Profis, die dafür 3000 Euro ausgeben können.
Moment: Ist das für ein Tele mit 400-800 Millimetern Brennweite, noch dazu aus der G-Klasse, nicht geradezu billig? Nein, denn anders als lange Sportoptiken mit f/4.0 und darunter arbeitet Sonys neues Objektiv nur mit Blenden von 6.3 bis 8. Das ist für hell erleuchtete Stadien und im Sonnenschein zwar ausreichend, aber auch nicht das, was man bei Sportfotografen sonst gewohnt ist. Denn die hat Sony im Auge, in seinen Ankündigungen stellt das Unternehmen immer wieder heraus, dass das Tele mit der Global-Shutter-Kamera A9 III auch mit deren vollen 120 Bildern pro Sekunde mithalten kann. Damit dabei der Autofokus noch funktioniert, braucht es möglichst leichtes Glas, also kleine Linsen, was weniger Lichtstärke mit sich bringt.
Und das wiederum bringt auch ein Gewicht von lediglich knapp 2,5 Kilo mit sich, was andere Vollformat-Optiken in diesem Brennweitenbereich locker um ein Kilogramm überschreiten. Dank doppelter Stabilisierung in Objektiv und Kamera soll sich das Tele auch aus der Hand gut nutzen lassen – wir werden das bei Gelegenheit überprüfen, denn das FE 400-800mm F6.3-8 G OSS wird bereits ausgeliefert. Seine weiteren Daten, und die zum kompakten Ultraweitwinkel FE 16mm F1.8 G finden sich in einer ausführlichen Meldung.
Ansteck-Kameras für Smartphones
Während bei Sonys Systemkameras der Trend also zu kleiner und schneller geht werden manche Objektive an – und nicht "in" – Smartphones wieder einmal größer. Sowohl Realme wie auch Xiaomi versuchen sich an der Idee, gleich eine halbe Kamera oder zumindest das Objektiv an ein Handy anzustecken. Denn der Wunsch nach immer besseren Fotos aus dem Smartphone ist weiterhin einer der Treiber der Branche, aber da setzt die Physik eben Grenzen. Viel Brennweite und viel Licht – siehe Sony-Tele – braucht eben viel Glas.
Bei Realme ist in einem Prototypen im Handy selbst ein 1-Zoll-Sensor eingebaut, vor dem dann wechselbare Optiken Platz finden. Der Vorteil: Man bezahlt den Sensor nur einmal. Anders bei Xiaomi. Hier bilden Objektiv und Sensor eine Einheit, das Smartphone liefert nur den Rest der Elektronik. Dafür ist der Sensor als MFT-Chip fast doppelt so groß wie ein 1-Zoll-Sensor, letzteren gibt es auch schon mit fest verbauten Objektiven in anderen Handys.
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Da es sich bei beiden Konzepten noch um Studien und nicht fertige Produkte handelt, darf man sich vielleicht einen MFT-Sensor im Handy mit wechselbaren Optiken wünschen, also das Beste beider Ansätze. Etwas offener scheint zudem das Realme-Design zu sein, denn es setzt zumindest mechanisch auf einen L-Mount mit Adapterrring. Allerdings verrät das Unternehmen bisher nicht, ob es auch an allgemeiner Kompatibilität zu L-Objektiven arbeitet. Das wäre dann wirklich mal eine ganz andere Art von Smartphone-Kamera.
Polaroids Now und Now+ leicht modernisiert
Das Handy mit Wechselobjektiv kam in den letzten Jahren nicht so recht in Schwung, anders als verschiedenste Sofortbildkameras. Folglich betreibt Polaroid nun Modellpflege und stellt die 3. Generation seiner Kameras "Now" und "Now+" vor. Letztere lässt sich auch per Smartphone-App steuern – ohne Bildübertragung –, beide Geräte sind zudem in neuen Farben erhältlich.
Balgen-Klapp-Softortbild
Gänzlich neu ist dagegen die TTArtisan 203T welche gleich zwei Trends vereinen will: Sofortbild und Retro-Charme. Denn so richtig "retro" sind Sofortbilder per se durch die bunten Instax-Kameras ja nicht mehr, deren Filme die TTArtisan übrigens benutzt. Da muss schon ein Balgen her, wie er schon im 19. Jahrhundert an Fotoapparaten zu finden war. Das sieht zwar sehr klassisch aus, ist aber nicht unbedingt so elegant wie bei einer Polaroid SX-70. Diese "Klappkamera" war in den 1970er-Jahren eine Revolution. Die TTArtisan bezeichnet der Hersteller auch als faltbar, in Wirklichkeit wird jedoch nur der Balgen eingefaltet und samt Objektiv hinter einer Klappe verstaut. Ob das alles nur nett aussieht, oder auch gute Bilder macht, kann man erst ab Herbst 2025 prüfen, dann soll die 203T auf den Markt kommen.
Nassplatten heute
Ganz zurück an die Anfänge der Fotografie bringt die neue Folge unseres Podcasts. Thilo Nass erzählt darin, dass das Arbeiten mit Kollodium-Nassplatten – das er aktiv betreibt – nicht nur eine technische Herausforderung ist. Die Fotografie an sich ist nicht nur durch die langen Belichtungszeiten anders. Die Szene, das Motiv, das Gerät müssen für ein einzelnes Bild vorbereitet werden, und dann erfolgt noch die endgültige Komposition beim Entwickeln. Natürlich ist diese Podcast-Ausgabe unsere Empfehlung für einen, sagen wir, Long Hear, statt Long Read zum Wochenstart.
(nie)