Click of Death: Die Festplatte, die IBMs Festplattensparte den Garaus machte
Im März 2000 stellte IBM neue Festplatten vor. Berühmt-berüchtigt wurden 40GV und 75GXP vor allem aufgrund hoher Ausfallraten.
(Bild: c't / ll)
IBM erweiterte seine Festplattenserie DTLA im Frühjahr 2000 um zwei Modellreihen, die Deskstar 40GV und 75GXP. Dazu nutzte das Unternehmen erstmals Glasscheiben als Trägermaterial statt wie üblich Scheiben (Platter) aus einer Aluminiumlegierung.
Die 40GV nutzte erstmals Scheiben mit einer Kapazität von 20 GByte; bei entsprechender Nachfrage hätte IBM daraus ein 100-GByte-Laufwerk bauen können. Das größere Problemkind aber war die 75GXP.
Insgesamt sechs Modelle mit verschiedenen Kapazitäten baute IBM damit, einerseits das Vielfache der Platter-Kapazität mit 15, 30, 45, 60 und 75 GByte sowie zusätzlich ein Modell mit 20 GByte – das nutzte eineinhalb Scheiben und damit auch drei Schreib-Lese-Köpfe. Doch nur kurz nach der Einführung der 75GXP bekam die Platte einen neuen Namen: IBM Deathstar. Der stammte natürlich nicht vom Hersteller, sondern von den Nutzern, die mit vielen Ausfällen konfrontiert waren.
Click of Death
Die Gründe für die hohen Ausfallraten waren vielschichtig. Es gab Berichte über Headcrashes aufgrund von Vibrationen sowie Problemen mit der Rampe, auf der sich der Schreib-Lese-Kopf für den Ruhezustand ablegte. Im Leerlauf soll sich Schmiermittel am Kopf abgelagert haben, was beim nächsten Zugriff umhergeschleudert wurde. Dies wiederum soll zu beschädigten Datensektoren geführt haben.
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Auch soll sich die Magnetschicht von den Glasplatten gelöst haben, was in einigen Fällen wieder die Glasplatter zum Vorschein gebracht hat. Weiterhin wurden von IBM Kompatibilitätsprobleme mit verschiedenen IDE-Controllern genannt, von Anwendern eher Konstruktionsfehler und fehlerhafte Firmware. Kühlung half nicht.
Viele Ausfälle kündigten sich durch ein Klicken an, manchmal auch ein Schnarren. Durch das Klick-Geräusch entstand der Begriff "Click of Death". Die PC-Zeitschrift PC World kürte 2006 "die schlechtesten Tech-Produkte aller Zeiten"; dabei belegte die Deskstar den 18. Platz.
IBM stellte noch ein Firmware-Update und ein Testprogramm zur Verfügung, aber das alles half nicht viel. 2001 musste IBM einen Umsatzrückgang im Festplattengeschäft hinnehmen. Wie hoch der war, gab IBM in seinem Geschäftsbericht nicht an. Sinkende HDD-Verkaufszahlen gab es zuvor allerdings nicht. Da das Unternehmen zudem das Ende der PC-Ära nahen sah und sich mehr auf mobile Endgeräte fokussieren wollte, verkaufte es 2002 seine Festplattensparte für 2,05 Milliarden US-Dollar an Hitachi.
Zunächst hielt IBM noch einen Anteil von 30 Prozent am Gemeinschaftsunternehmen Hitachi Global Storage Technologies, besser bekannt als HGST. Ende 2005 sollte HGST dann vollständig in den Besitz von Hitachi übergehen, womit die fast 50-jährige IBM-Geschichte der Entwicklung und Fertigung von Festplattenlaufwerken ein Ende nahm.
HGST wurde 2012 dann von Western Digital ĂĽbernommen, Teile der 3,5-Zoll-Laufwerksproduktion gingen aus kartellrechtlichen Bestimmungen an den Konkurrenten Toshiba. Heute ist der Name HGST aus dem Programm von Western Digital verschwunden, die drei letzten verbliebenen Festplattenhersteller sind Seagate, Toshiba und Western Digital.
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(ll)