Jupiter: Neues Supercomputermodul für europäische KI-Fabrik
Am Forschungszentrum Jülich entsteht eine europäische KI-Fabrik. Dafür bekommt der Exaflops-Supercomputer Jupiter ein drittes Rechenmodul.
(Bild: Forschungszentrum Jülich)
Sechs neue KI-Fabriken will das EuroHPC JU (European High-Performance Computing Joint Undertaking) nächstes Jahr in Betrieb gehen lassen; eine davon am Forschungszentrum Jülich. Dafür nehmen das EuroHPC Joint Undertaking, das Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie die Wissenschaftsministerien in Nordrhein-Westfalen und Hessen 55 Millionen Euro in die Hand. Entstehen soll die JAIF, die Jupiter AI Factory, eine neue KI-Gemeinschaft, deren Schwerpunkt auf der Bereitstellung von Dienstleistungen und Ressourcen für die Industrie liegt.
Geplant ist im Rahmen der JAIF ein neues Supercomputermodul für den Exascaler Jupiter namens Jarvis (Jupiter Advanced Research Vehicle for Inference Services). Jarvis soll die beiden vorhandenen Jupiter-Module Booster und Cluster ergänzen und als Cloud-Plattform speziell für Inferenz-Anwendungen dienen.
Booster fürs Training, Jarvis für Inferenz
Fürs KI-Training soll weiter das Modul Booster mit seinen rund 24.000 Nvidia-GPUs dienen. Danach soll Jarvis die nachfolgende Inferenz übernehmen, also die Anwendung. Zu ihr zählen etwa Texterzeugung, Bildanalyse oder komplexe Berechnungen ebenso wie die weitere Optimierung der Modelle, das Refinement Learning. Dazu soll Jarvis auch neue Inferenztechniken wie das Inference Time-Scaling unterstützen.
Den Zugang zur JAIF erhalten neben Forschungseinrichtungen und dem öffentlichen Sektor Start-ups, Mittelstand und Industrie. Der Fokus liegt auf den Anwendungsfeldern Gesundheitswesen, Energie, Klimawandel, Bildung, Medien, öffentlicher Sektor und Finanzen. Der Service der JAIF beinhaltet neben dem Zugang zu den Jupiter-Ressourcen ein KI-Ökosystem mit Support für KI-Anwendungsfälle. Zur Unterstützung gehören Benutzerschulungen und Beratungen sowie Services zu Datenkuratierung, Basismodellen und Anwendungsoptimierung.
Schlüsselprojekt der EU
Getragen wird die Jupiter AI Factory von mehreren deutschen KI-Einrichtungen: Neben dem koordinierenden Jülich Supercomputing Centre (JSC) sind das KI-Center der RWTH Aachen University, die Fraunhofer-Institute für Angewandte Informationstechnik (FIT) und für Intelligente Analyse- und Informationssysteme (IAIS) sowie das Hessian Center for Artificial Intelligence (hessian.AI) beteiligt. Darüber hinaus arbeitet die JAIF eng mit den deutschen KI-Servicezentren WestAI und hessian.AISC sowie dem KI Bundesverband zusammen.
Die Jupiter AI Factory gilt als Schlüsselprojekt des "AI Innovation Package to support Artificial Intelligence Start-ups and SMEs" der Europäischen Kommission, da mit der Fertigstellung von Jupiter im Laufe des Jahres die mit Abstand größten HPC- und KI-Rechenressourcen in Europa zur Verfügung stehen. Geplant ist aber auch eine enge Zusammenarbeit mit den anderen fünf europäischen AI Factories, die frisch von der Europäischen Kommission beschlossen wurden, und den sieben bereits im Dezember 2024 initiierten KI-Fabriken.
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Im Rahmen des jüngsten Beschlusses der Europäischen Kommission wird auch die französische HPC-Behörde GENCI, die mit Alice Recoque den zweiten Exascale-Rechner Europas baut, an dessen Standort eine AI Factory einrichten. Vier weitere sollen 2026 in Österreich, Bulgarien, Polen und Slowenien den Betrieb aufnehmen. Für alle sechs AI Factories stehen insgesamt rund 485 Millionen Euro an nationalen und europäischen Geldern zur Verfügung.
Erste AI Factories initiiert
Bereits im Dezember 2024 hat die EU die ersten sieben europäischen AI Factories initiiert, darunter die AI Factory HammerHAI (Hybrid and Advanced Machine Learning Platform for Manufacturing, Engineering, And Research @ HLRS), koordiniert und angesiedelt am Höchstleistungsrechenzentrum Stuttgart (HLRS) in Zusammenarbeit mit dem GWDG (Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung mbH Göttingen), dem BADW-LRZ (Leibniz-Rechenzentrum der Bayerischen Akademie der Wissenschaften), dem KIT (Karlsruher Institut für Technologie) und der Sicos BW GmbH, einer Ausgründung des KIT und der Universität Stuttgart.
Auch für HammerHAI sind neue Rechenressourcen am HLRS geplant. Beschlossen wurden ebenfalls die AI Factories "BSC AIF" im Barcelona Supercomputing Centre, "IT4LIA" im Cineca in Bologna, "Lumi AIF" am CSC in Kajaani, Finnland, "Meluxina-AI" bei LuxProvide in Bissen, Luxemburg, "Mimer" an der Universität von Linköping, Schweden, und "Pharos" bei GRNET in Athen.
(sun)