Gehaltsangaben in Stellenanzeigen: Arbeitgeber lassen ITler meist im Dunkeln

Über Geld spricht man nicht – das gilt in Deutschland laut einer Analyse auch für Lohnangaben in Stellenanzeigen. Die sind besonders bei IT-Jobs selten.

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Stapel Münzen vor Geldscheinen

(Bild: Marian Weyo/Shutterstock.com)

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Gehaltsangaben in Stellenanzeigen sind in Deutschland alles andere üblich – und insbesondere in der IT ist die Zahl niedrig, wie aus einer Analyse der Jobplattform Indeed hervorgeht. Demnach würden im Schnitt nur 7,1 Prozent der Anzeigen für IT-Jobs Gehaltsangaben machen. Schlusslicht sei dabei die Software-Entwicklung mit 6,7 Prozent. Zusammen mit dem Wirtschaftsingenieurwesen hätten die Stellenanzeigen für Entwickler sogar europaweit den geringsten Anteil an Stellenausschreibungen mit Gehaltsangaben.

Gehälter in der IT würden häufig individuell verhandelt, während in anderen Branchen oft Tarifverträge für mehr Transparenz und Gleichheit sorgen, erklärte Lisa Feist, Arbeitsmarktexpertin bei Indeed. "Gerade in der IT, wo die Gehaltsspannen sehr groß sind, führt dies zu erheblichen Unterschieden", führte Feist aus.

Generell seien besonders die besser bezahlten Jobs intransparent. Dort gebe es mehr Verhandlungsspielraum – aber auch größere Gehaltsunterschiede. Niedriglohnjobs seien hingegen transparenter als Stellen im Hochlohnbereich. Länderübergreifend seien besonders Stellen in den Bereichen Reinigungsdienste sowie Transportwesen die transparentesten.

Über alle Berufe hinweg machen laut der Indeed-Analyse in Deutschland nur 15,6 Prozent der Stellenanzeigen Angaben zum Gehalt. Damit sei Deutschland Schlusslicht unter den wichtigsten europäischen Volkswirtschaften. Dass es auch anders geht, zeigt der Ländervergleich: In Großbritannien enthalten demnach mehr als zwei Drittel der Stellenanzeigen Gehaltsangaben, in Frankreich, Irland und den Niederlanden seien es 40 bis 50 Prozent.

Auf Dauer werden die deutschen Arbeitgeber ihren Hang zur Gehaltsdiskretion aber nicht durchhalten können. Denn die EU will mit einer bereits 2023 verabschiedeten Richtlinie Licht ins Lohndunkel bringen. Bis Juni 2026 müssen Mitgliedsstaaten diese in nationales Recht umgesetzt haben, was bislang aber noch kein Mitgliedsland geschafft hat. In Deutschland dürfte das der kommenden Bundesregierung obliegen.

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Vorgesehen ist unter anderem, dass Gehaltsspannen direkt in der Stellenanzeige oder vor dem Bewerbungsgespräch genannt werden. Ebenfalls sollen Angestellte auch das Recht bekommen, Auskunft über durchschnittliche Gehaltshöhen im Unternehmen zu erhalten. Damit will die EU Lohndiskriminierung und die geschlechtsspezifischen Gehaltslücken bekämpfen, die sich auch in der IT finden.

(axk)