Europol: Fast alle Formen des organisierten Verbrechens haben digitalen Bezug
Von Betrug über Ransomware bis zum Drogenhandel: Das Internet ist laut Europol zum Hauptschauplatz schwerer Kriminalität geworden. Feindbild: Verschlüsselung.
(Bild: Shutterstock/My Eyes4u)
Die DNA der organisierten Kriminalität verändert sich grundlegend. Davor warnt die EU-Polizeibehörde Europol in ihrem am Dienstag veröffentlichten Bericht zur Bedrohung durch das organisierte Verbrechen. Kriminalität ist demnach nicht länger an traditionelle Strukturen gebunden wie etwa noch zu Zeiten von Mafia und Camorra. Vielmehr habe es sich "an eine Welt angepasst, die von globaler Instabilität, Digitalisierung und neuen Technologien geprägt ist". Kriminalität finde im Netz einen ertragreichen Nährboden: "Digitale Infrastrukturen treiben kriminelle Operationen voran und ermöglichen die Ausweitung und Anpassung illegaler Aktivitäten in beispielloser Geschwindigkeit."
Nahezu alle Formen schwerer und organisierter Kriminalität hätten mittlerweile einen digitalen Fußabdruck, sei es als Werkzeug, Ziel oder Vermittler, heißt es in der Lagebewertung 2025. Von Cyberbetrug über Ransomware bis hin zu Drogenhandel und Geldwäsche habe sich das Internet "zum Hauptschauplatz der organisierten Kriminalität" entwickelt. Netzwerke nutzten zunehmend auch die digitale Infrastruktur aus, um ihre Machenschaften vor den Strafverfolgungsbehörden zu verbergen. Gleichzeitig würden Daten "zur neuen Währung der Macht werden – gestohlen, gehandelt und von kriminellen Akteuren ausgebeutet".
KI-gestĂĽtztes Social Engineering und Big Crime Data
Vor allem KI erweitere den Spielraum der organisierten Kriminalität massiv, betont Europol. Straftätige missbrauchten neue Technologien in der Regel schnell und nutzten sie als Katalysator und Verstärker. Die Technik helfe Kriminellen, Operationen zu automatisieren und auszubauen. Als die am schnellsten wachsenden Bedrohungen macht das Amt Cyberangriffe etwa per Ransomware oder DDoS aus, die auf kritische Infrastrukturen, Regierungen, Firmen und Individuen zielen. Online-Betrugsversuche würden durch KI-gestütztes Social Engineering und den Zugriff auf riesige Datenmengen forciert. Keine Abnahme gebe es auch bei der sexuellen Ausbeutung von Kindern im Netz, wobei generative KI die Produktion von Missbrauchsmaterial und Online-Grooming erleichtere.
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"Die Gewalt im Zusammenhang mit der organisierten Kriminalität nimmt in mehreren Mitgliedstaaten zu und greift auf die Gesellschaft insgesamt über", schlägt Europol Alarm. Dieses Phänomen werde "durch verschlüsselte Kommunikationstools und Online-Plattformen vorangetrieben, die grenzenlose Rekrutierung, Erpressung und Koordination erleichtern".
Europol-Chefin Catherine De Bolle forderte daher schon 2021 eine "regulierte Verschlüsselung". Tech-Firmen sollen in diesem Sinne "vernünftige, technisch machbare Lösungen" entwickeln und möglichst Klartext liefern. Aktuell erlauben es digitale Verstärkungstaktiken kriminellen Netzwerken laut dem Bericht, zu expandieren, Gewinne zu maximieren und ihre Widerstandsfähigkeit zu stärken. Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, müssten Strafverfolger auf die wichtigsten kriminellen Märkte sowie "die ihnen zugrunde liegenden Mechanismen" abzielen.
(dahe)