Unternehmen sparen Billionen: Ohne Open Source wäre Software 3,5-mal teurer

Open-Source-Software hat einen Billionenwert für die Wirtschaft. Forscher warnen aber, dass Unternehmen zu wenig zur Entwicklung quelloffener Tools beitragen.

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Gestapelte Euro-Münzen

(Bild: Patrick Daxenbichler/Shutterstock.com)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Open-Source-Software hat einen wirtschaftlichen Wert von 8,8 Billionen US-Dollar. Ohne quelloffene Programme müssten Unternehmen rund 3,5-mal mehr Geld für Software ausgeben. Das geht aus einer Studie der Harvard Business School hervor. Für rund 95 Prozent dieses Wertes sind weltweit 3000 Entwickler verantwortlich. Zudem ist Open-Source-Software in 96 Prozent aller Codebases enthalten.

Weil quelloffene Anwendungen meist kostenlos sind und ihre Nutzungszahlen nur eingeschränkt messbar sind, ließ sich ihr Wert nicht aus dem Produkt von Preis und Absatz ermitteln. Stattdessen errechneten die Forscher einerseits den Angebotswert, der die Kosten für die Neuentwicklung quelloffener Programme beschreibt. Andererseits berechneten sie den Nachfragewert. Er beschreibt die Kosten, die in Unternehmen anfallen würden, falls sie jede Open-Source-Anwendung selbst entwickeln müssten.

Den Berechnungen der Forscher zufolge beträgt der Angebotswert bei 4,15 Milliarden US-Dollar. Hingegen liegt der Nachfragewert mit 8,8 Billionen US-Dollar um den Faktor 2000 höher. Im Vergleich dazu betrugen die weltweiten Ausgaben für Software im Jahr 2020 etwa 3,4 Billionen US-Dollar. Außerdem machen etwa fünf Prozent der Entwickler rund 93 Prozent des Angebots- und 96 Prozent des Nachfragewerts aus. Diese ungleiche Verteilung entstehe durch die Beträge weniger Entwickler auf eine Vielzahl von Repositories, so die Studienautoren.

Ebenso untersuchten die Forscher den kommerziellen Wert unterschiedlicher Programmier- und Auszeichnungssprachen. So verfügt die Sprache Go über einen Angebotswert von rund 803 Millionen US-Dollar. Es folgen JavaScript mit 758 Millionen US-Dollar, Java mit 658 Millionen US-Dollar und C mit 406 Millionen US-Dollar. Obwohl Python auf Rang zwei der beliebtesten Sprachen auf GitHub liegt, beträgt ihr Angebotswert nur 55 Millionen US-Dollar. Auf der Nachfrageseite verfügt Go mit mehr als fünf Billionen US-Dollar über den höchsten Wert, der mehr als viermal höher liegt als bei JavaScript auf Rang zwei.

Um die Nutzung von Open-Source-Software in Betrieben zu ermitteln, nutzen die Forscher zwei unterschiedliche Datensätze. Einer von ihnen identifiziert den quelloffenen Code, der in Produkte von Unternehmen einfließt. Der zweite Datensatz zeigt den Code, der auf den Websites der Firmen vorliegt. Jedoch umfassen die Daten nicht alle Open-Source-Projekte. Quelloffene Betriebssysteme erfassten die Forscher nicht. Für die Errechnung des wirtschaftlichen Wertes griffen die Studienautoren auf Gehaltsdaten aus den 30 Ländern mit den höchsten Nutzeranteilen auf GitHub zurück.

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In ihrer Studie weisen die Forscher darauf hin, dass es sich bei Open-Source-Software um ein modernes Allgemeingut handelt. Sie warnen vor einer Übernutzung und mahnen Unternehmen an, angesichts des wirtschaftlichen Wertes selbst zur Entwicklung quelloffener Programme beizutragen. Ebenso sehen sie politische Entscheider in der Pflicht, Open-Source-Projekte zu fördern. Zuletzt diskutierte auch Max Mehl von DB Systel auf der FOSS-Backstage-Konferenz den Wert von Open Source in der kommerziellen Softwareentwicklung.

(sfe)