Boeing will Schuldgeständnis an tödlichen 737-MAX-Abstürzen wohl zurückziehen
Das US-Justizministerium ist unter Trump offenbar gnädiger gestimmt mit Großunternehmen. Das möchte Boeing angeblich ausnutzen und sein Geständnis widerrufen.
(Bild: Trevor Mogg/ Shutterstock.com)
Der US-Flugzeugbauer Boeing hatte sich letztes Jahr schuldig bekannt, US-Behörden über ein Avionik-System in die Irre geführt zu haben. Probleme damit führten zu zwei Abstürzen und 346 Toten. Doch jetzt wird berichtet, dass Boeing sein Geständnis zurückziehen will, um eine mögliche mildere Strafe seitens des neuen US-Justizministeriums unter Donald Trump zu erreichen. Denn das Verfahren ist weiterhin nicht abgeschlossen, und die neue US-Regierung untersucht derzeit etliche noch anhängige Fälle.
Im Juli 2024 und 5 Jahre nach den tödlichen 737-MAX-Abstürzen hatte Boeing das Verbrechen eingestanden. Das Unternehmen bekannte sich der Verschwörung zum strafrechtlichen Betrug an der US-Regierung schuldig und vermied damit ein Gerichtssaalverfahren. Zwar musste niemand ins Gefängnis, aber die vorgesehene Geldstrafe für das Verbrechen entspricht 0,03 Prozent des jüngsten Jahresumsatzes Boeings. Doch letzten Dezember hat ein Gericht in Texas den vorgeschlagenen Deal abgelehnt, sodass der Fall nicht mehr unter dem vorherigen US-Präsidenten Joe Biden abgeschlossen wurde.
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Unter dem neuen Präsidenten Donald Trump hofft Boeing auf eine mildere Behandlung oder zumindest Änderungen an der zuvor zugestimmten Vereinbarung, heißt es seitens des Wall Street Journal (veröffentlicht bei MSN). Derzeit verhandeln der Flugzeugbauer und das Justizministerium noch über Änderungen an dem Deal, der am 11. April dem zuständigen Richter Reed O’Connor vorgelegt werden soll. Sowohl Boeing als auch das Justizministerium lehnten auf Anfragen jegliche Stellungnahmen ab.
Boeing will zahlen, aber nicht überwacht werden
Boeing hatte sich durch das Schuldgeständnis dazu verpflichtet, neben der Strafzahlung von 243,6 Millionen US-Dollar weitere mindestens 455 Millionen Dollar in seine Compliance- und Sicherheitsprogramme zu investieren. Zudem akzeptierte der Flugzeugbauer einen unabhängigen Beobachter, der die Sicherheits- und Qualitätsverfahren von Boeing drei Jahre lang überwachen soll. Zwar plant das Unternehmen nicht von seinen Investitionen in die Sicherheitsprogramme abzurücken, heißt es aus mit der Angelegenheit vertrauten Quellen, aber Boeing versucht durch einen geänderten Deal mit dem Justizministerium, den unabhängigen Beobachter zu vermeiden.
Richter O’Connor hatte die bisherige Vereinbarung abgelehnt, weil zur Auswahl des unabhängigen Beobachters Prinzipien der Vielfalt, Gerechtigkeit und Inklusion eingehalten werden sollten. Das war noch bevor sich Trump und seine Gefolgschaft gegen diese Prinzipien gestellt hatten. Es ist unklar, ob O’Connor mit einer Streichung dieses Passus aus dem Deal einverstanden ist und der neuen Vereinbarung zustimmen wird. Denn der Richter hatte zuvor bereits gesagt, das Verbrechen Boeings "kann durchaus als das tödlichste Wirtschaftsverbrechen in der US-Geschichte angesehen werden".
(fds)