ESA-Bericht warnt vor Weltraumschrott und überfülltem Orbit

Die ESA hat den Space Environment Report 2025 veröffentlicht. Sie warnt, es werde eng in manchen Umlaufbahnen, und fordert eine Entfernung von Weltraumschrott.

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Weltraumschrott

Verteilung von Weltraumschrott im Orbit.

(Bild: ESA)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Immer mehr Satelliten kreisen um die Erde - zum Missfallen der Experten: Die Europäische Raumfahrtagentur (European Space Agency, ESA) warnt vor immer mehr Satelliten und immer mehr Weltraumschrott im Orbit.

Mit der Zahl der Satelliten nehme auch die Menge an Weltraumschrott in der Umlaufbahn zu, schreibt die ESA in ihrem aktuellen Space Environment Report, der seit 2017 jährlich erscheint. Die Erdumlaufbahn sei jedoch eine begrenzte Ressource.

Inzwischen würden mehr Satelliten ins All geschossen, als wieder herunterkämen. Grund dafür sind auch die Megakonstellationen für Satelliteninternet wie die von Starlink. In besonders frequentierten Bereichen habe die Dichte aktiver Objekte inzwischen in die gleiche Größenordnung erreicht wie der Weltraumschrott. Hinzu kommt, dass zu viele Satelliten am Ende ihrer Mission nicht abgesenkt oder in einen Friedhofsorbit überführt werden, sondern in ihrem Orbit verbleiben, obwohl sie nicht mehr im Einsatz sind.

Einige Umlaufbahnen seien inzwischen überfüllt, sodass die Gefahr von Kollisionen steige, moniert die ESA. Mit jeder Kollision wird jedoch das Risiko größer, da danach die Zahl der Trümmerteile wächst.

Das ist keine Theorie: Im Jahr 2024 sei es zu mehreren großen sowie vielen kleineren Fragmentierungsereignissen gekommen, teilte die ESA mit. Diese hätten zusammen "Tausende neuer Trümmerobjekte" verursacht. Allerdings sind diese Ereignisse nicht immer auf Kollisionen zurückzuführen – Fragmentierungen ohne Kollisionen waren laut ESA 2024 die Hauptursache für das Entstehen von Weltraumschrott.

"Es besteht ein wissenschaftlicher Konsens darüber, dass die Zahl der Weltraumtrümmer auch ohne zusätzliche Starts weiter zunehmen würde, weil durch Fragmentierungsereignisse neue Trümmerobjekte schneller hinzukommen, als Trümmer auf natürliche Weise wieder in die Atmosphäre eintreten können", schreiben die Autoren in dem Bericht.

Es reiche deshalb nicht aus, keine neuen Trümmer entstehen zu lassen: Der Weltraummüll müsse entfernt werden. Hier hat der Bericht eine gute Nachricht: 2024 verglühten mehr Raketenteile und Satelliten als in den Jahren zuvor. Etwa 90 Prozent der Raketen in erdnahen Umlaufbahnen verlassen diese innerhalb von 25 Jahren gemäß den Standards für den Wiedereintritt, die vor 2023 galten. "Etwa 80 Prozent erfüllen auch den neuen, verschärften Standard, die Umlaufbahnen innerhalb von fünf Jahren zu verlassen", teilte die ESA mit.

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Verschiedene Programme, die den Orbit überwachen, beobachten rund 40.000 Objekte. Davon sind etwa 11.000 aktive Satelliten. Die tatsächliche Anzahl dürfte deutlich höher sein: Nach ESA-Schätzungen gibt es in der Erdumlaufbahn etwa 54.000 Objekte mit einem Durchmesser von mehr als 10 Zentimetern und 1,2 Millionen zwischen 1 und 10 Zentimetern.

Die Zahl der Teile zwischen 1 Millimeter und 1 Zentimeter soll rund 130 Millionen betragen. Auch diese können schon erheblichen Schaden an anderen Satelliten, der Internationalen Raumstation (International Space Station, ISS) oder einem der Weltraumteleskope anrichten.

(wpl)