Wero für Solo-Selbstständige geht in Betrieb

Kleinstgewerbetreibende und Solo-Selbstständige mit Konto bei einer Genossenschaftsbank können nun Zahlungen über den europäischen Zahlungsdienst Wero annehmen.

vorlesen Druckansicht 64 Kommentare lesen
Zwei Personen halten ihre Smartphones nahe beeinander, im Hintergrund steht ein offener Laptop

Mit dem Echtzeit-Bezahldienst Wero können sich Nutzer Geld von Girokonto zu Girokonto schicken, je nach Institut entweder über ihre Banking- oder die Wero-App.

(Bild: European Payments Initiative)

Lesezeit: 6 Min.

Viele genossenschaftliche Banken wie die Volks- und Raiffeisenbanken oder Sparda-Banken werben in ihren Smartphone-Apps seit Kurzem für Wero-Pro. Dabei handelt es sich um einen Teil des europäischen Smartphone-Bezahldienstes Wero, der sich zum Beispiel an solo-selbstständige Flohmarktverkäufer, kleine Handwerksbetriebe, Nachhilfelehrer oder auch kleine Hofläden oder Selbstbedienungsstände mit geringem Umsatz richtet. Kunden der Sparkassen sollen Wero-Pro noch im Lauf des Jahres 2025 einrichten können, Termine für weitere Banken wie etwa der Postbank stehen noch nicht fest.

Während einer Einführungsphase, die bis 31. Mai läuft, verlangen die Genossenschaftsbanken kein Entgelt für den Dienst. Anschließend wird Wero-Pro vergleichbar mit PayPal oder Twint in der Schweiz für Gewerbetreibende kostenpflichtig. Die Höhe des Disagios bestimmt jede regionale Bank selbst. Die Hannoversche Volksbank beispielsweise berechnet ausweislich ihrer Werbung 0,65 Prozent des Umsatzes.

Wero-spezifische Sockelbeträge oder Fixkosten erhebt die Bank nicht, weitere Kosten können aber durch Kontoführungsentgelte entstehen. Andere Genossenschaftsbanken dürften ähnliche Preise aufrufen. Die liegen damit etwas unterhalb der Kosten gängiger Kredit- und Debitkarten und deutlich unterhalb PayPals. Für den Zahler bleibt eine Wero-Transaktion ähnlich wie bei PayPal in jedem Fall kostenlos, egal ob er das private Wero oder Wero-Pro nutzt.

Videos by heise

Die Anmeldung ist unkompliziert. Geschäftskonten werden automatisch auf Wero-Pro umgestellt, Inhaber von Privatkonten müssen von Wero auf Wero-Pro wechseln. Das konnten wir mit wenigen Klicks in den Wero-Einstellungen der VR-Banking-App unter "Geräte und Konten" erledigen. Dort lässt sich Wero-Pro auch wieder deaktivieren. Ein Hin- und Herschalten für einzelne Zahlungen ist vorerst nicht möglich.

Wero ist im Sommer 2024 als reiner Smartphone-Bezahldienst auf den Markt getreten. Geld zahlt und kassiert man mit Wero-Pro genauso einfach wie bei privaten (P2P-) Wero-Zahlungen. So kann man in der VR-Banking-App im Wero-Bereich über das Symbol oben einen QR-Code mit dem zu zahlenden Betrag erzeugen ("QR-Code Geld anfordern"). Den scannt der Zahler dann mit seiner Wero-App und bestätigt. Möglich ist zudem, den Betrag über "QR-Code anzeigen" offen zu lassen, dann gibt der Zahlende die Höhe seiner Zahlung ein.

Das "Pro" oben im Wero-Bereich der VR-Banking-App zeigt an, dass Wero-Pro aktiviert ist. Die Umstellung von einem privaten Wero-Konto auf Wero-Pro ist ebenso simpel wie der Weg zurück.

(Bild: Screenshot c't / Markus Montz)

Alternativ fordert man das Geld über die Mobilnummer oder Mailadresse des Zahlers an und kann ihn bei Bedarf auch automatisch zu selbst gewählten Terminen daran erinnern. Eine Funktion, mit der beispielsweise ein kleiner Landwirtschaftsbetrieb einen QR-Code für Hofverkauf ohne Personal ausdrucken könnte, fanden wir nicht, doch lässt sich das mittels Screenshot umsetzen. Kunden erhalten anschließend einen Beleg samt Referenznummer, jedoch keinen rechtsgültigen Bon. Das Geld fließt ohne Zwischenstationen direkt und in wenigen Sekunden vom Girokonto des Zahlers auf das Girokonto des Empfängers.

Mit Wero-Pro nimmt das Bankenkonsortium aus Deutschland, Frankreich, Belgien und den Niederlanden die angekündigte nächste Ausbaustufe des Handy-Bezahlsystems in Angriff. Die Geldinstitute sind zusammen mit ihrer Entwicklungs- und Marketinggesellschaft European Payments Initiative (EPI) für Wero verantwortlich. Wero-Pro ist abgesehen von den deutschen Genossenschaftsbanken bereits in Belgien verfügbar, französische Kreditinstitute sollen im Lauf des Jahres 2025 folgen, niederländische 2026.

Nach dem Beginn als P2P-Bezahldienst zwischen Privatpersonen in Bankings-Apps und dem Launch einer eigenen Wero-App wollen die Banken hinter Wero das datenschutzfreundlich konzipierte und auf Server in der EU gestützte Bezahlsystem im nächsten Schritt gemeinsam mit der EPI bis Ende 2025 in Webshops bringen. Dafür laufen bereits seit einigen Monaten Tests; so meldete EPI Ende 2024, dass Käufer bei einem Test erfolgreich im Onlineshop des Fußball-Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern gezahlt hätten.

Die Postbank nutzt anstelle der eigenen Banking- die Wero-App für den Dienst, ihre Kunden können allerdings noch keine Wero-Pro-Zahlungen entgegennehmen.

(Bild: Screenshot c't / Markus Montz)

Daran anknüpfend hat EPI mittlerweile erste Verträge mit Zahlungsabwicklern geschlossen, die Onlinehändler an Wero anbinden können. Dazu zählen als sogenannte Acquirer die deutsche VR Payments, die über den genossenschaftlichen Bankenverband zum EPI-Konsortium gehört, sowie ebenfalls als Teils des Konsortiums der italienisch-dänische Konzern Nexi. In Kürze dürfte der französische Worldline-Konzern hinzustoßen. Er tritt in Deutschland meist über seine Tochter Payone auf (an der die Sparkassen-Finanzgruppe beteiligt ist) und befindet sich ebenfalls in dem Konsortium um Wero.

EPI verhandelt nach eigenen Angaben außerdem mit weiteren Acquirern und hat bereits Verträge mit den technischen Zahlungsdiensten Computop und PPRO unterzeichnet. Im regulären Betrieb soll Wero erstmals im Laufe der zweiten Jahreshälfte 2025 als Zahlungsmöglichkeit bei Onlinehändlern auftauchen. Den Betrieb will EPI dann Stück für Stück und zunächst in Deutschland und Belgien hochfahren.

Für Käufer und Händler haben EPI und die beteiligten Banken ähnlich wie bei anderen Zahlungsdiensten Käufer- und Verkäuferschutz vorgesehen. Darüber hinaus will EPI Rechnungskäufe, Ratenzahlungen und Abonnementzahlungen über Wero anbieten und plant Zusatzleistungen wie Anbindung an Bonuspunkteprogramme. An die ersten Ladenkassen soll der Dienst bis Ende 2026 kommen und über QR-Codes oder NFC funktionieren.

Für den weiteren Verlauf des Jahres 2025 haben weitere in Deutschland vertretene Banken angekündigt, ihren Kunden Wero bereitzustellen. Dabei handelt es sich um die Norisbank, die ING-Diba und die Deutsche Bank. Mit weiteren Instituten soll es Verhandlungen geben. 2026 soll Wero zudem in den Niederlanden loslegen. Zuvor migriert EPI den dort äußerst beliebten Online-Zahlungsdienst iDEAL, den es 2023 zusammen mit Payconiq erworben hatte, auf Wero.

Die dritte Kreditinstituts-Gruppe, die in Deutschland Wero anbietet, sind die Sparkassen. Wero-Pro soll dort in der zweiten Jahreshälfte 2025 starten. Der Screenshot aus der Sparkassen-App zeigt den Darkmode.

(Bild: Screenshot c't / Markus Montz)

Über alle beteiligten Länder hinweg hat Wero nach letzten Angaben EPIs derzeit über 40 Millionen Kunden. Der Großteil davon stammt aus Frankreich, wo die beteiligten Banken ihr bereits stark verbreitetes Bezahlsystem Paylib in Wero überführt haben. Die belgischen Kreditinstitute wiederum haben die Kunden ihres bisherigen Bezahlsystems Payconiq übernommen. In Deutschland haben sich dem Vernehmen nach bisher 1,2 Millionen Kunden von Sparkassen, Genossenschaftsbanken und der Postbank für den Dienst registriert. Aus rechtlichen Gründen konnten die deutschen Geldhäuser ihre bisherigen Kunden der Bezahldienste Kwitt und Giropay nicht ohne – wenn auch sehr einfache – Neuregistrierung in Wero überführen.

(mon)