Weit außerhalb des Suchbereichs: Nächster Kandidat für neunten Planeten
Seit Jahren wird nach einem weiteren Planeten am Rand des Sonnensystems gesucht. Nun gibt es noch einen Kandidaten, der andere Vorhersagen entkräften könnte.
(Bild: Dotted Yeti/Shutterstock.com)
Ein Forschungsteam aus Taiwan, Japan und Australien hat nach eigenen Angaben einen direkten Hinweis auf einen neunten Planeten am äußersten Rand des Sonnensystems gefunden. Das geht aus dem jetzt öffentlich gewordenen Forschungsartikel hervor, der für eine Veröffentlichung in einem Fachmagazin akzeptiert wurde. Fündig wurde die Gruppe demnach in Daten zweier Weltraumteleskope, die ihre Arbeit schon vor 14 beziehungsweise mehr als 44 Jahren eingestellt haben. Gesucht hat das Team in deren Infrarotaufnahmen nach Objekten, die sich zwischen den beiden Missionen hinreichend am Nachthimmel weiterbewegt haben. Und dabei haben sie den Kandidaten entdeckt.
Zweifel vom Experten
Wie das Team um Terry Long Phan von der taiwanischen Tsing-Hua-Nationaluniversität erklärt, liegen zwischen den zwei verglichenen Datensätzen 23 Jahre. Gesammelt wurden sie von dem 1983 gestarteten, längst inaktiven Infrared Astronomical Satellite (IRAS) und 2006 von Akari aus Japan. Gesucht wurde nach Objekten, die sich zwischen beiden Durchmusterungen im infraroten Spektrum langsam weiter bewegt haben. Anhand der eigenen Kriterien habe man 13 solcher Paare gefunden, nach einer visuellen Inspektion blieb davon eins übrig – der jetzt vorgestellte Kandidat für Planet 9. Die verfügbaren Daten reichen demnach aber nicht, um einen genauen Orbit des Objekts zu bestimmen. Dafür seien weitere Beobachtungen nötig.
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Nachdem der Pluto seit fast 20 Jahren nicht mehr als neunter Planet des Sonnensystems gilt, wird seit Jahren über einen noch weiter entfernten Himmelskörper spekuliert, der diese Rolle einnehmen könnte. Besonders die Astronomen Mike Brown und Konstantin Batygin vom California Institute of Technology (Caltech) forschen umfangreich dazu und legen immer wieder Arbeiten dazu vor. Gegenüber dem Wissenschaftsmagazin Science hat Brown nun darauf hingewiesen, dass der jetzt vermeldete Fund auf ein Objekt hinweist, das viel weiter von der Sonne entfernt wäre, als es für den "Planet 9" errechnet wurde. Das heißt nicht, dass es den Himmelskörper nicht gibt, aber es wäre nicht der Planet, für den er Hinweise sammelt.
Brown hat demnach auch die zur Verfügung stehenden Daten zu dem angeblichen Himmelskörper ausgewertet und ermittelt, dass dessen Umlaufbahn um die Sonne so extrem geneigt wäre, dass den restlichen Planeten entgegenläuft. Sollte der Fund bestätigt werden, würde der Himmelskörper außerdem ironischerweise endgültig beweisen, dass es den "Planet 9" von Brown nicht gibt. Denn beide Objekte könnten nicht existieren, ohne ihre jeweiligen Orbits zu destabilisieren, erklärt Brown: "Es ist irgendwie lustig, dass eine Forschungsarbeit, die vorgibt, einen Kandidaten für den neunten Planeten gefunden zu haben, in Wahrheit etwas entdeckt hat, dass im Grunde beweisen würde, dass wir die ganze Zeit Unrecht hatten", zitiert ihn Science.
Warten auf die weltgrößte Digitalkamera
Noch gibt es aber gar kein abschließendes Urteil über den vermeintlichen Fund. Science verweist auch darauf, dass es durchaus Astronomen und Astronominnen gibt, die meinen, dass man die ungewöhnlichen Orbits von Objekten hinter Neptun auch ganz ohne einen weiteren Planeten erklären könnte. Sollte es aber tatsächlich einen neunten Planeten weit draußen am Rand des Sonnensystems geben, dann könnten wir ihn womöglich bald finden. Brown und Batygin sind dem Bericht zufolge überzeugt, dass das Vera C. Rubin Observatory mit der weltgrößten Digitalkamera ihn dann nachweisen können sollte. Mitte des Jahres soll das Instrument seine Forschungsarbeit aufnehmen.
(mho)