Überraschender Führungswechsel: Eutelsat mit neuem CEO

Der europäische Satellitenbetreiber Eutelsat bekommt einen neuen CEO. Der steht vor großen Herausforderungen – geopolitischer und finanzieller Natur.

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Darstellung eines OneWeb-Satelliten mit ausgefalteten Solarpanelen im Erdorbit

(Bild: OneWeb)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andreas Knobloch
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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Wechsel an der Spitze von Eutelsat. Der französisch-britische Satellitenbetreiber Eutelsat bekommt mit Jean-Francois Fallacher vom französischen Telekommunikationsriesen Orange einen neuen CEO. Das teilte das Unternehmen am Montag mit. Die Ernennung wurde auf einer Verwaltungsratssitzung am Sonntag beschlossen. Fallacher wird seinen Posten am 1. Juni übernehmen, heißt es in einer Pressemitteilung. Zu den Gründen für die Neubesetzung machte das Unternehmen keine Angaben. "Diese Ernennung stellt eine natürliche Veränderung dar, die Eutelsat vollständig auf das Telekommunikations-Ökosystem ausrichtet", hieß es lediglich.

Der 58-jährige Fallacher kommt zu Eutelsat nach einer langen Karriere bei Orange, wo der erfahrene Manager zuletzt Executive Vice President und CEO von Orange France war. Davor leitete er die Geschäfte von Orange in verschiedenen Ländern, darunter Spanien, Rumänien und Polen. Der Franzose tritt die Nachfolge von Eva Berneke an, die das Unternehmen seit Januar 2022 leitete und einige der wichtigsten strategischen und operativen Entscheidungen des Unternehmens verantwortet hat. Dazu gehören die Fusion mit dem britisch-indischen Satelliteninternet-Unternehmen OneWeb, der Zuschlag für den geplanten Aufbau der europäischen Starlink-Alternative IRIS2 als Teil des Spacerise-Konsortiums und der weltweit erste gelungene Probelauf einer 5G-Mobilfunk-Verbindung per Satellit. "Ich freue mich, zu einem so entscheidenden Zeitpunkt in der Geschichte von Eutelsat zu arbeiten. Die Technologie entwickelt sich schneller als je zuvor, und in dem zunehmend komplexen geopolitischen Kontext von heute sind Satellitennetzwerke ein Schlüsselelement in der Konnektivitätslandschaft geworden", sagte Fallacher.

Der Wechsel an der Eutelsat-Spitze erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem Europa nach einheimischen Optionen für die kommerzielle und militärische Satellitenkommunikation sucht, um sich unabhängiger vom Starlink-Satelliteninternet des US-Raumfahrtkonzerns SpaceX zu machen. So will die EU-Kommission beispielsweise der Ukraine dabei helfen, Kapazitäten für die Satellitenkommunikation zu sichern und bietet Eutelsat als Alternative zu Starlink an. Entsprechende Meldungen sorgten Anfang März für große Kursgewinne der Eutelsat-Aktie.

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Anfang Februar hatte es noch Meldungen gegeben, wonach Eutelsat finanziell in Bedrängnis geraten ist und mehr Geld für Anleihe-Zinsen aufbringen müsse. Das Jahr 2024 schloss das Unternehmen mit Verlust ab. Laut Branchenkennern steht der europäische Satellitenbetreiber vor einem erheblichen Investitionsbedarf für den Ausbau seines Satellitennetzwerks und benötigt dafür frisches Kapital. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters hat Eutelsat in der Vergangenheit erklärt, dass die OneWeb-Kooperation den Jahresumsatz der Gruppe bis 2027 auf zwei Milliarden US-Dollar steigern werde. Bis zum Ende des Jahrzehnts soll die zweite Generation von LEO-Satelliten von OneWeb gestartet werden. LEO steht für "Low Earth Orbit" und meint Satelliten in niedriger Erdumlaufbahn. Nun sagt Eutelsat jedoch, dass es mehr als dreimal so viele Satelliten benötigt wie ursprünglich angenommen, was eine Finanzierung von bis zu 2,2 Milliarden Euro erfordert. Der neue Mann an der Konzernspitze steht also vor großen Aufgaben.

(akn)