KI-Update Deep-Dive: Wie KI das Influencer-Marketing verändert

KI verändert das Influencer-Marketing rasant. Eine Expertin spricht über die Arbeit hinter den Kulissen, virtuelle Avatare und die Zukunft der Authentizität.

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Inhaltsverzeichnis

Influencer-Marketing ist längst ein etablierter Zweig der Werbeindustrie. Doch die rasante Entwicklung künstlicher Intelligenz (KI), insbesondere generativer KI, stellt die Branche vor neue Herausforderungen und Möglichkeiten. Jeanette Okwu, Gründerin und CEO der Agentur beyond influence sowie Vorstandsvorsitzende im Bundesverband Influencer Marketing (BVIM), beobachtet diese Veränderungen seit über einem Jahrzehnt aus nächster Nähe. In der aktuellen Folge des Podcasts erklärt sie die komplexen Prozesse hinter den Kampagnen und wie KI die Spielregeln verändert, betont aber auch den wachsenden Wert menschlicher Interaktion.

Was auf Instagram oder TikTok oft wie leicht verdientes Geld aussieht, ist in Wahrheit das Ergebnis akribischer Arbeit. Okwu beschreibt den Alltag im Influencer-Marketing als „extrem kleinteiligen, zeitaufwendigen, nervenaufreibenden und emotionalen Prozess“. Ihre Agentur sucht passende Persönlichkeiten für Marken, prüft deren Follower-Struktur genau – „denn der Influencer ist das Tor zum Kunden für diese Marken“ – verhandelt Verträge, begleitet die Content-Erstellung und misst den Erfolg. Dabei geht es nicht nur um Reichweite. „Wenn da jemand 500.000 Follower hat, aber niemand den Content sieht oder konsumiert, dann brauche ich nicht 5.000 Euro auszugeben“, erklärt Okwu die Notwendigkeit, genau „unter die Haube“ zu schauen. Es ist eine Mischung aus Datenanalyse und Erfahrung, bei der auch das Bauchgefühl eine Rolle spielt.

Nun drängt generative KI mit Macht in diese Welt. „Wir werden jetzt von KI-Content bombardiert“, stellt Okwu fest. Immer häufiger tauchen KI-generierte Bilder und Videos in den Feeds auf, oft schwer von menschlich erstellten Inhalten zu unterscheiden. Große Marken wie Prada oder Balmain setzen bereits auf eigene virtuelle Avatare, sogenannte CGI-Influencer, um ihre Produkte zu präsentieren. Einige davon haben durch ausgefeilte Hintergrundgeschichten eine riesige Fangemeinde gewonnen. Okwu sieht hier aber auch Risiken: „Wenn dieser CGI aber zu realistisch ist, dann ist das ein bisschen freakisch.“ Eine klare Kennzeichnung sei unerlässlich, um Irreführung zu vermeiden, besonders da der europäische AI Act dies vorschreibt, die Regelungen aber global uneinheitlich sind.

Auch Kreative selbst experimentieren mit KI. Einige erstellen digitale Zwillinge von sich, die mit Followern interagieren können. Andere nutzen KI-Tools, um den „komplexen Produktionsprozess“ zu vereinfachen – von der Ideenfindung bis zur Videooptimierung. „Wenn ich Influencer wäre, würde ich das auf jeden Fall nutzen“, meint Okwu bezogen auf Tools zur Prozessoptimierung. Sie warnt jedoch vor unreflektiertem Einsatz, etwa bei Schönheitsfiltern, die „negative Auswirkungen (...) auf junge Leute und deren Body Image“ haben können. Die entscheidende Frage bleibe oft, wie viel KI im Content stecken darf, damit er noch als authentisch und urheberrechtlich schützbar gilt – eine Frage, bei der die Rechtsprechung laut Okwu noch hinterherhinkt.

Podcast: KI-Update
KI-Update

Wie intelligent ist Künstliche Intelligenz eigentlich? Welche Folgen hat generative KI für unsere Arbeit, unsere Freizeit und die Gesellschaft? Im "KI-Update" von Heise bringen wir Euch gemeinsam mit The Decoder werktäglich Updates zu den wichtigsten KI-Entwicklungen. Freitags beleuchten wir mit Experten die unterschiedlichen Aspekte der KI-Revolution.

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Trotz der technologischen Fortschritte und der Flut an künstlichem Content sieht Okwu eine positive Zukunft für menschliche Influencer. Sie ist überzeugt, „dass in dieser ganzen Flut von KI-Content (...) die menschlichen Influencer immer wichtiger werden.“ Der Wunsch nach echter Verbindung und glaubwürdigen Persönlichkeiten steige. „Das wird immer mehr größeren Wert annehmen, dass sich Leute mit Leuten unterhalten, dass sie Content von Menschen bekommen“, prognostiziert die Expertin. Auch reale Begegnungen, Konferenzen und Events würden „sehr anwachsen und an Wert gewinnen.“ Die Herausforderung für die Branche und die Kreativen liege darin, Authentizität zu wahren und Technologie sinnvoll als Werkzeug zu nutzen, ohne den menschlichen Kern zu verlieren.

(igr)