Elektrifizierung deutscher Bahnstrecken kommt nur schleppend voran
Seit Jahren kommt die Ausstattung von Bahntrassen mit Oberleitung nur schleppend voran. Aber die Befürworter der Elektrifizierung schöpfen neue Hoffnung.
Gleisanlagen in Lübeck.
(Bild: heise online / anw)
Die Elektrifizierung von noch nicht entsprechend ausgebauten Bahnstrecken in Deutschland geht nur schleichend voran. Im Jahr 2024 wurden lediglich 20 Kilometer Schiene mit Fahrdraht versehen, für das Jahr 2025 werden auch gerade mal 45 Kilometer erwartet. Damit ist ein Drittel der Bahnstrecken Deutschlands weiterhin nur mit Dieselfahrzeugen befahrbar, bilanzieren der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) und der Interessenverband Allianz pro Schiene.
Zwischen den Jahren 2020 und 2025 stieg der Anteil elektrifizierter Trassen gerade einmal von 61 auf 62 Prozent. Vor fünf Jahren lautete das Ziel der Bundesregierung, bis zum Jahr 2025 drei Viertel des Schienennetzes elektrisch befahrbar gemacht zu haben – davon ist die Realität weit entfernt.
Neue Hoffnung durch Regierungswechsel
Die beiden Verbände schöpfen trotzdem Hoffnung: Die neue Bundesregierung hat sich vorgenommen, die Elektrifizierung des Schienennetzes deutlich zu vereinfachen. Dass die zeitraubende Nutzen-Kosten-Berechnung laut Koalitionsvertrag künftig entfallen soll, begrüßen die beiden Verbände ausdrücklich, heißt es in einer Verlautbarung. Mit dieser musste bislang erst einmal der volkswirtschaftliche Nutzen des Ausbaus nachgewiesen werden. Ein klares Ausbauziel hat sich die neue schwarz-rote Regierung jedoch nicht gesteckt.
Die Verbände halten aber 80 Prozent bis zum Jahr 2035 für machbar. Neben dem Bürokratieabbau könne dazu die ebenfalls angekündigte Zusatzfinanzierung über den Klima- und Transformationsfonds beitragen, hoffen sie. Sie setzen darauf, dass auch die stärkeren Investitionen in Militärprojekte einen Anschub geben, weitere Strecken zu elektrifizieren, um dort Militärtransporte zu ermöglichen. Ein weiterer Faktor zur Beschleunigung könnte bei Nebenstrecken der Verzicht auf Oberleitungen sein, die für höhere Geschwindigkeiten ausgelegt sind. Eine Regeloberoberleitung für 100 km/h könne Bauaufwand und Kosten senken.
Videos by heise
Ein besonderes Augenmerk haben die beiden Verbände auf die Trassen an den Grenzübergängen gerichtet. Hier seien nur 28 von 57 Übergängen mit Oberleitung ausgestattet. Besonders an den Grenzen zu Polen und Tschechien gebe es Nachholbedarf.
(mki)