China will Proben in der Venusatmosphäre sammeln und zur Erde bringen

China hat bereits Proben auf dem Mond gesammelt und zur Erde gebracht. Eine ähnliche Mission ist zur Venus geplant, die unter anderem nach Leben suchen soll.

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Auf Grundlage von Daten der US-Sonde Magellan erstelltes Computermodell der nördlichen Halbkugel der Venus.

(Bild: NASA/JPL)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Die Venus ist unser nächster Nachbar im Sonnensystem. Doch wegen der extremen Bedingungen erscheint es wenig attraktiv, dorthin zu fliegen: Auf der Oberfläche herrschen Temperaturen von über 460 Grad Celsius und ein Druck von 92 bar – das entspricht dem Druck in einer Wassertiefe von rund 900 Metern. Nun plant China eine Mission zu dem Planeten, inklusive Rückkehr zur Erde.

Im Herbst vergangenen Jahres haben die Chinesische Akademie der Wissenschaften, die Raumfahrtbehörde und die für das bemannte Raumfahrtprogramm zuständige Behörde das Raumfahrtprogramm bis Mitte des Jahrhunderts vorgestellt. Zu den Zielen, die angeflogen werden sollen, gehört die Venus: Demnach plant China zwischen 2028 und 2035 eine Mission in die Atmosphäre des Planeten. Dort sollen Proben genommen werden, die anschließend zur Erde zurückgebracht werden.

Details wurden seinerzeit jedoch keine genannt. Kürzlich kursierte in sozialen Medien eine Folie, die weitergehende Informationen zeigt. Demnach soll mit der Mission die Atmosphäre des Planeten direkt vor Ort untersucht werden. Zudem sollen Proben in der Atmosphäre genommen und zur Erde zurückgebracht werden. Geklärt werden soll so, ob in der für Menschen extrem giftigen Atmosphäre aus Kohlendioxid und Schwefelsäure Leben existiert. 2020 wurde in der Fachzeitschrift Nature Astronomy eine Studie veröffentlicht, nach der in der Venusatmosphäre Phosphin vorkommt, was als möglicher Hinweis auf Leben dort gewertet wurde. Die Studie ist allerdings umstritten.

Ein weiteres Forschungsziel soll die Frage sein, weshalb die Wolken in der Venusatmosphäre in der Lage sind, ultraviolette Strahlung zu absorbieren. Das sollten sie eigentlich nicht können.

Dass neben einer Untersuchung vor Ort auch Proben in der Atmosphäre gesammelt werden sollen, lässt den Schluss zu, dass die Mission aus voraussichtlich zwei Raumfahrzeugen bestehen wird: einer Sonde, die in die Atmosphäre absteigt und Proben sammelt, sowie einem Orbiter, an den erstere andockt, und der dann die Proben zur Erde bringt.

China ist längst zu einer der führenden Weltraumnationen aufgestiegen, die mit den Mondlandern Chang'e 5 und Chang'e 6 bereits erfolgreich Probenrückholmissionen durchgeführt hat. Eine zum Mars ist in Planung.

Eine solche Mission zur Venus stehe jedoch vor einigen Schwierigkeiten, sagte Rachana Agrawal dem US-Wissenschaftsmagazin IEEE Spectrum: Vor allem die Navigation des Probensammlers zum Orbiter sei problematisch, da durch die Wolken kein sichtbares Licht dringt. Das bedeutet, dass eine Orientierung an den Sternen nicht möglich ist.

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Da die Venus kein Magnetfeld habe, falle auch dieses als Navigationshilfe weg. Schließlich sei wenig über die Bedingungen in der Atmosphäre bekannt. Es könnte sein, dass das Raumfahrzeug in einer sehr dynamischen Umgebung starten müsse, sagte die Wissenschaftlerin. Auf der Erde würden Raketenstarts jedoch häufig wegen starker Winde abgebrochen. Agrawal gehört zu einem Team des Massachusetts Institute of Technology (MIT), das vor einigen Jahren eine Venusmission entworfen hat, die aber von der US-Raumfahrtbehörde NASA abgelehnt wurde.

(wpl)