Pro & Contra: Brauchen wir ein Bugfix-macOS?

Redesign-Gerüchte sorgen bei manchen für Augenrollen. Statt neuer Funktionen wünschen sie sich mehr Stabilität. Muss Apple auf die Feature-Bremse treten?

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Pro & Contra: Brauchen wir ein Bugfix-macOS?

(Bild: Mac & i)

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Am 9. Juni zeigt Apple seine neuen Betriebssysteme, darunter macOS 16 und iOS 19. Die Gerüchteküche erwartet ein umfassendes Redesign und KI-Neuerungen. Von dieser Aussicht sind längst nicht alle Nutzer begeistert, die Rufe nach einem großen Bugfix-Update – wie einst Mac OS X Snow Leopard – werden immer lauter. Sollte Apple endlich auf die Bremse treten und für mehr Stabilität sorgen, statt hektisch im Jahrestakt immer neue Funktionen hinzuzufügen?

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Das Pro & Contra stammt aus Mac & i-Heft 3/2025, das am 30. Mai erscheint. Die neue Ausgabe lässt sich ab Donnerstag im heise shop bestellen – als Print-Magazin (vorerst versandkostenfrei) oder als PDF.

Für Wolfgang Kreutz ist es höchste Zeit für eine macOS-Version, bei der sich Apple auf die Beseitigung der vielen Bugs konzentriert.

(Bild: (C) 2023 Jonas Gonell, all rights reserved)

macOS wirkt stabiler denn je: Kernel Panics habe ich schon lange nicht mehr erlebt, auf Apple-Silicon-Macs sogar noch nie. Doch was nützen weniger Totalabstürze, wenn der Rest nicht reibungslos läuft – teils seit Jahren? Auf einen zuverlässigen Multi-Monitor-Betrieb mag ich gar nicht mehr hoffen. Probleme beim Mounten und Auswerfen von externen Volumes begleiten mich schon lange. Die Foren sind voll von Klagen über wackelige Zugriffe auf Netzwerkfreigaben. Verbuggte APIs zwingen Entwickler zu Workarounds, damit ihre Apps zuverlässig laufen.

Sollten die GerĂĽchte stimmen, wird Apple neben dem verschobenen Siri 2.0 und dem unrĂĽhmlichen Apple Intelligence erhebliche Entwicklerressourcen in das Redesign von macOS 16 stecken. Da dĂĽrften etliche offene Baustellen liegen bleiben. Ich befĂĽrchte ein kleines Desaster, das Apple wohl erst mit macOS 16.5 oder gar 17 halbwegs in den Griff bekommt. Warum so pessimistisch? Nun, seit Jahren gelingt es Apple nicht mehr, alle angepriesenen Funktionen bis zum Release ĂĽberhaupt fertigzustellen.

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Ich verstehe ja Apples Panik bei KI, weil der Abstand zur Konkurrenz immer größer wird. Aber nur weil Apple hier spät dran ist, werde ich meine Macs nicht durch PCs ersetzen. Denn dank Apple Silicon und passender Tools sind es schon jetzt tolle KI-Maschinen. Andere dürfen gern vorlegen und experimentieren. Statt eher lächerliche KI-Bildchen zu integrieren, sollte Apple sich Zeit lassen, um in gewohnter Manier das Beste aus allen Welten zusammenzuführen – durchdacht, intuitiv und nahtlos ins System integriert. Statt sich auf halbgare KI-Features und Redesigns zu konzentrieren, sollte Apple jetzt innehalten und sich dem Fundament widmen: Bugfixes, Zuverlässigkeit und Feinschliff. Ein Update ganz ohne neue Funktionen – wie einst Mac OS X 10.6 Snow Leopard – wäre ein starkes Signal an jene, die Apple trotz aller Unzulänglichkeiten die Treue gehalten haben. (wre)

Feature-Gebummel kann sich Apple aktuell schlicht nicht erlauben, meint Leo Becker.

Den Luxus des Funktionsverzichts hat Apple gerade jetzt nicht: Rasant weiterentwickelte KI-Modelle stellen alles auf den Kopf, und die Konkurrenz ist längst in Bewegung. Alteingesessenen IT-Riesen kann ein solcher Umbruch erstaunlich schnell den Boden unter den Füßen wegziehen. Die paar halbherzigen Funktionen, die Apple Intelligence bislang gebracht hat, sind viel zu wenig. Dass Apple wichtige Siri-Verbesserungen präsentiert und sogar vermarktet hat, aber bislang nicht umsetzen konnte, war ein ungewohntes Debakel. Auf die Funktionsbremse zu treten, wäre das völlig falsche Signal. Stattdessen braucht es Vollgas – bei macOS 16 wie iOS 19.

Dabei geht es nicht allein um KI, viele Bereiche der Apple-Betriebssysteme schreien nach Neuerungen: Mit besser steuerbaren Mitteilungen, einem soliden Clipboard-Manager, einer leichteren Verwaltung der Menüleiste sowie mächtigeren Schnittstellen für Tools zur Automatisierung und Erweiterung des Betriebssystems wäre viel gewonnen – ganz abgesehen von einer durch die Bank konsistenten Bedienoberfläche. Zudem muss Apple die Systeme fit für zukünftige Hardware wie Foldables und Smart Glasses machen. Mit geruhsamer Fehlerbeseitigung ist es da nicht getan.

Natürlich dürfen Bugs nicht einfach wegignoriert werden, wie es derzeit teils der Fall scheint. Ein effizienterer Apple-Prozess für Bugreports und eine konsequente Behebung der gemeldeten Probleme würde sicher helfen – auch ganz ohne plakative Feature-Bremse. Selbst Mac OS X Snow Leopard, das Apple einst als "Null neue Funktionen"-Version mit mehr Stabilität anpries, brachte übrigens eine Reihe an schweren neuen Bugs mit. Das reichte bis zum möglichen Datenverlust; solche Desaster hat macOS zum Glück schon länger nicht mehr gesehen. Eine konsequente Fehlerbeseitigung und eine schnelle Fortentwicklung der Betriebssysteme müssen sich nicht zwangsläufig ausschließen. Mehr als genug Ressourcen hätte Apple jedenfalls, um das zu stemmen. (lbe)

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