Nvidia beeinflusst frĂĽhe Tests der GeForce RTX 5060 erheblich
FrĂĽhe Tests der GeForce RTX 5060 haben fast keinen Aussagewert. Nvidia gibt die Spieleauswahl, Einstellungen und Vergleichsmodelle vor.
Die GeForce RTX 5060 kommt parallel zur IT-Messe Computex. Entsprechend stellen Hersteller dort ihre eigenen Karten aus.
(Bild: c't / chh)
Am heutigen 19. Mai geht die GeForce RTX 5060 in den Verkauf, voraussichtlich um 15 Uhr. Im Vorfeld schlagen Berichte über Nvidias mutmaßliche Einflussnahme in die Berichterstattung Wellen: Offenbar haben nur ausgewählte Medien vorab Testmuster und einen kompatiblen Grafiktreiber erhalten, um die neue Karte vor dem Verkaufsstart testen zu können.
Wie Gamestar und weitere Medien berichten, hat Nvidia den Treiber nur gegen erhebliche Zugeständnisse bereitgestellt. Der Hersteller habe darüber hinaus umfangreiche Vorgaben zu Testbedingungen gemacht. Damit wäre keine differenzierte Betrachtung möglich.
Spiele, Einstellungen und Vergleichs-Grafikkarten vorgegeben
Wer sich den Vorgaben fügt, soll die Grafikkarte nur mit bestimmten Spielen testen dürfen: "Avowed", "Cyberpunk 2077", "Doom: The Dark Ages", "Hogwarts Legacy" und "Marvel Rivals". Sie alle unterstützen die vierfache Multi-Frame Generation (MFG), also jeweils drei künstlich interpolierte Bilder zwischen zwei tatsächlich gerenderten Frames.
Und genau dieses Vierfach-MFG muss offenbar nach Firmenvorgaben mit der GeForce RTX 5060 in den Vorabberichten stets eingeschaltet sein. Zusätzlich soll Nvidia den Vergleich auf die GeForce RTX 3060 und RTX 2060 Super beschränken. Weil beide kein MFG beherrschen, erscheint der Vorsprung der RTX 5060 enorm.
Vergleiche mit der direkten Vorgängerin GeForce RTX 4060 sollen explizit nicht erlaubt sein. Dieses Modell beherrscht immerhin zweifaches MFG. Die meisten PC-Spiele unterstützen allerdings gar kein MFG – dort ist der Abstand zwischen den Generationen entsprechend viel geringer.
Auf dem Papier steigt die Rechenleistung der GeForce RTX 5060 verglichen mit der Vorgängerin überdurchschnittlich stark. Kommen die größeren Modelle wie die RTX 5060 Ti teilweise nicht einmal auf +10 Prozent, sind es bei der RTX 5060 immerhin +27 Prozent gegenüber der RTX 4060. Einen Flaschenhals könnten allerdings die 8 GByte Speicher darstellen – insbesondere hier verschleiern Zwangsvorgaben mögliche Probleme.
In Deutschland hat Gamestar als einziges Medium einen Vorabbericht zur GeForce RTX 5060 veröffentlicht. Im Bericht sind die Bedingungen offen kommuniziert. International sind unter anderem Gamesradar und Tom's Guide dabei.
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Unabhängigkeit zulasten der Pünktlichkeit
Der US-Youtube-Kanal "Gamersnexus" berichtet, dass Nvidia schon in den vergangenen sechs Monaten versucht haben soll, Testberichte stärker zu beeinflussen. Demnach habe das Unternehmen wiederholt gedroht, die Bemusterung einzustellen und den Zugang zu Entwicklern zu entziehen, wenn Gamersnexus Wünschen zur Testausführung nicht nachkomme. Schon da soll es um Vergleiche mit MFG bei neuen Grafikkarten gegen alte Modelle ohne MFG gegangen sein, die unfair wären.
c't und heise online veröffentlichen schon seit Jahren keine Testberichte mehr zu GeForce-Grafikkarten vor den Verkaufsstarts. 2018 führte Nvidia eine weitreichende Vertraulichkeitsvereinbarung (Non-Disclosure Agreement, NDA) als Voraussetzung für Vorabinfos ein. Die Redaktionen von c't und heise online haben dieses NDA nie unterschrieben. Tests kommen daher zeitlich versetzt mit gekauften Grafikkarten oder von Partnerherstellern bereitgestellten Modellen zustande.
(mma)