"Haus der gestohlenen iPhones": Wie in China geklaute Handys verkauft werden
In Shenzhen nahe Hongkong gibt es einen Ort, der sich auf die professionelle Vermarktung von iPhones aus Diebstählen spezialisiert hat. User können wenig tun.
Klau eines iPhones (Symbolbild).
(Bild: Shutterstock / Donenko Oleksii)
Apple hat über die Jahre immer schwerer zu knackende Methoden entwickelt, um gestohlene iPhones vor einer Inbetriebnahme durch Diebe zu schützen. So kann ein Handy des Herstellers ohne PIN oder Apple-Account nicht zurückgesetzt werden, Nutzer können es aus der Ferne tracken und sperren – und mit dem sogenannten Stolen Device Mode werden auch neuere Klaustrategien bekämpft. Allerdings haben sich auch die Kriminellen professionalisiert: Die Geräte werden trotzdem weiterverkauft. Einer längeren Reportage der Financial Times zufolge hat sich ein internationales Klau-Geschäft entwickelt, bei dem eine bestimmte Adresse in Shenzhen, der chinesischen Elektronikmetropole, die direkt neben Hongkong liegt, eine zentrale Rolle spielt. Im "Haus der gestohlenen iPhones" werden Geräte vermarktet sowie – oft über Erpressungen – versucht, die Apple-Handys dennoch zu entsperren.
Erpressungsversuche ĂĽber Kontaktnummer
Laut dem Bericht ließen sich die Wege gleich mehrerer in westlichen Städten gestohlener iPhones nach Shenzhen verfolgen – gerne über einen Zwischenstopp in Hongkong. Zwar sind entsperrte Modelle am wertvollsten, doch auch die Komponenten lassen sich noch verkaufen. Die Verkäufer geben an, sie hätten keine Ahnung, warum sie US- und Europa-Modelle vorrätig halten. Perfide: Nicht selten wird bei gesperrten iPhones versucht, die legitimen Besitzer zu erpressen. Dabei wird die Nummer oder E-Mail-Adresse verwendet, die die Geräte im Verschwunden-Modus anzeigen, wenn man das so eingestellt hat.
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Einer der Kriminellen schrieb einer beklauten Person, man sei nur "Recycling-Verkäufer" und habe das Gerät nicht gestohlen. Doch wenn die Sperre nicht entfernt werde, könne es vorkommen, dass die Hauptplatine "gehackt" werden, um an Kreditkarten oder Familiendaten zu gelangen. "Deshalb empfehlen wir, dass Sie die Sperre so schnell wie möglich deaktivieren, damit wir das Gerät zurücksetzen und alle Daten löschen können."
Offener Handel mit geklauter Ware
Laut Angaben der Londoner Polizei ist der Handy-Diebstahl in der britischen Metropole ein Geschäft, mit dem mindestens 50 Millionen Pfund im Jahr generiert werden. Die Behörde hat im Rahmen einer Aktionswoche 1000 geklaute Geräte sichergestellt und 230 Personen verhaftet. Im "Haus der gestohlenen iPhones" kümmert man sich derweil um Geräte, die nicht entsperrt werden können. Darauf spezialisierte Betriebe erwerben sie von den Ankäufern und versuchen dann, sie doch zu knacken.
Ein schlechtes Gewissen haben die Unternehmen laut FT nicht. Auch die Betreiber der gesamten "Mall", die sich "Tongtiandi Communication Market" nennt, wollten keine Stellung zu den Umtrieben in ihrem Gebäude nehmen. Es wurde häufig angegeben, dass die Verkäufer "Privatpersonen" seien. "Was die verkaufen, ist deren Sache, Sie sollen die befragen", so eine der Antworten. Dass es in Hongkong sehr einfach ist, Produkte zu importieren – es herrscht Freihandel – macht die Stadt zu einem idealen Ausgangspunkt in der illegalen Lieferkette. User können nichts tun – außer ihre Geräte aus der Ferne zu löschen und zu sperren.
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(bsc)