Computex

Ungewöhnlicher Trend: Tower-PCs mit aufgelöteten Mobilprozessoren

Auf der taiwanischen IT-Messe Computex präsentieren mehrere Hersteller große Desktop-PCs und Mikro-ATX-Boards mit Mobil-CPUs. Das soll nicht nur Geld sparen.

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Zwei Desktop-PCs stehen auf einem Tisch

Den Office-PC Asus ExpertCenter P700 mit Ryzen-Mobilprozessoren gibt es in zwei verschiedenen Gehäusegrößen.

(Bild: chh / c't)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Der Office-PC ExpertCenter P700 und die Gaming-Maschine TUF Gaming T500 haben außer dem Hersteller Asus noch eine weitere, unerwartete Gemeinsamkeit. Statt eines austauschbaren Desktop-Prozessors mit der Fassung AM5 oder LGA1851 baut der taiwanische Komponentenfertiger jeweils ein Mainboard mit einem aufgelöteten Mobilchip ein. Im TUF Gaming T500 sitzt der Zehnkerner Intel Core i7-13620H aus der vorletzten CPU-Generation Raptor Lake zusammen mit einer aktuellen GeForce RTX 5060 Ti. Hier spielt der für den Hersteller geringe Preis des Prozessors wohl die ausschlaggebende Rolle. Vermutlich hat er noch relativ viele davon auf Lager.

Zudem fällt der Energiebedarf der Mobil-CPU mit 115 Watt im Turbo und ansonsten 45 Watt nominal zu vielen Desktop-Modellen vergleichsweise moderat aus. Heatpipes leiten die Abwärme zu Kühllamellen mit einem Lüfter in der Gehäuserückseite. Die fehlende CPU-Fassung sowie der Einsatz von zwei SODIMMs für den Arbeitsspeicher spart Platz auf dem Mainboard, sodass zusammen mit einem kompakten TFX-Netzteil das Tower-Gehäuse viel kleiner ist als vergleichbare Geräte. Als Besonderheit liefert das Netzteil ausschließlich 12 Volt ans Board. Der Gaming-Rechner kostet je nach Ausstattung zwischen 1300 und 1500 Euro und soll in wenigen Wochen erhältlich sein.

Der Gaming-PC Asus TUF Gaming T500 vereint moderne GPU-Technik mit einige Generation alten Mobilprozessoren.

(Bild: chh / c't)

Der Office-PC ExpertCenter P700 setzt stattdessen auf den wesentlich moderneren Mobilprozessor Ryzen AI 7 350 der aktuellen Kracken-Point-Serie mit jeweils vier Zen-5- und Zen-5c-Kernen. Viel wichtiger ist jedoch eine Copilot+-taugliche Neural Processing Unit (NPU) für KI-Berechnungen mit 50 TOPS Rechenleistung. Die fehlt den aktuellen gesockelten Desktop-CPUs von AMD und Intel. Die Ryzen 9000 haben gar keine NPU und die Core Ultra 200S Arrow Lake sowie Ryzen 8000G nur schwache Ausführungen, die nicht für Microsofts Windows-11-Integration Copilot+ taugen.

Um die geringe Abwärme des Ryzen AI 7 350 im Asus ExpertCenter P700 abzuleiten, reicht eine einzelne Heatpipe aus.

(Bild: chh / c't)

Den Office-Rechner gibt es in zwei unterschiedlichen Gehäusegrößen, als Small Form Factor (SFF) und als etwas größeren Mini-Tower. In die erste Variante baut Asus die Profi-Grafikkarte Nvidia RTX A400 mit vier Mini-Displayport-Anschlüssen ein. In den Mini-Tower passen auch leistungsstärkere Karten bis zur GeForce RTX 5060 hinein. Wie beim TUF Gaming T500 setzt der Hersteller auf SODIMMs und ein Netzteil mit 12-Volt-only-Technik. Trotz all der moderneren Hardware liefert Asus den Office-PC zusätzlich zu einer schnellen NVMe-SSD mit einer Festplatte aus.

Der chinesische Mini-PC-Hersteller Minisforum wagt sich mit dem BD795M auf neues Territorium und zeigt auf der IT-Messe Computex ein Mikro-ATX-Mainboard für PC-Bastler. Auf diesem ist der leistungsstarke AMD-Mobilchip Ryzen 9 7945HX mit 16 Zen-4-Kernen aufgelötet. Die Dragon-Range-CPU verwendet den gleichen Aufbau wie die Desktop-Varianten der Ryzen 7000. Einziger Unterschied ist, dass die drei Chiplets statt auf einem Träger für die AM5-Fassung im FL1-Package für Notebooks untergebracht sind.

Der Kupferkern des eigens entwickelten Heatspreaders sitzt beim Minisforum-Board passgenau über den drei Chiplets des Ryzen-Mobilprozessors.

(Bild: chh / c't)

Damit übliche Desktop-Kühler passen, umschließt eine große Aluminiumplatte mit Kupferkern die CPU. Zur weiteren Ausstattung des BD795M zählen zwei SODIMM-Steckplätze, drei M.2-Slots sowie gängige Anschlüsse für HDMI, Displayport, SATA, USB 3.2 Gen 1 und 2,5-Gbit/s-Ethernet. Es kostet 440 Euro.

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(chh)