Schleswig-Holstein: Kein pauschales Handyverbot, aber klare Regelungen gefordert

In Schleswig-Holstein sollen sich nun auch die letzten Schulen klarer zu privaten Mobilgeräten auf ihrem Gelände verhalten. Ein Erlass soll Druck erzeugen.

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(Bild: Ground Picture/ Shutterstock.com)

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Auch in Schleswig-Holstein soll die Nutzung privater Mobilgeräte wie Smartphones und Tablets in Schulen verbindlicher geregelt werden. Dafür will der Kieler Landtag noch in diesem Sommer einen Erlass herausgeben, der dann für das kommende Schuljahr gilt. Ein generelles Verbot, digitale Endgeräte mitzuführen, werde der Erlass nicht umfassen – das sei "unverhältnismäßig". Er soll allerdings mehr Druck auf die Schulen ausüben, verbindliche Regeln innerhalb der Schulgemeinschaft zu verhandeln, die das bisher noch nicht getan haben. Außerdem gibt Bildungsministerin Dorit Stenke (CDU) die Richtung vor: Bis einschließlich Klassenstufe 9 sollte der Umgang mit privaten Mobilgeräten genau umrissen werden.

Laut Stenke will das Land mit dem Erlass Schulen einen rechtssicheren Rahmen an die Hand geben. Zugleich sollen diese damit aber auch dazu "angehalten [werden], die private Nutzung digitaler Endgeräte während der Schulzeit zu untersagen." Wie die konkreten Regelungen vor Ort aussehen, sollen die Schulen indessen selbst ausklamüsern und dies dann gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern, Lehrkräfte und Eltern umsetzen – ein Prozess, den Schulen auch ohne Erlass zum Teil schon durchlaufen haben. Stenke will Schulen allerdings nicht zu komplett digitalfreien Zonen machen. Digitale Geräte können "selbstverständlich zu Unterrichtszwecken weiter eingesetzt werden“, erklärte sie.

Stenke führte unter anderem die jüngste OECD-Studie an, um den Schritt der Regierungsparteien CDU und Grüne zu begründen. Die Studie attestierte deutschen Jugendlichen lange Bildschirmzeiten. Für 15-Jährige liege diese aktuell bei durchschnittlich sieben Stunden am Tag, erklärte sie in ihrer Rede. Die langen Bildschirmzeiten könnten Aufmerksamkeitsdefizite, Konzentrationsstörungen oder den Verlust sozialer Kompetenzen fördern. Ziel der Schulen in Schleswig-Holstein müsste es deshalb sein, dass sie "digitale Freiräume" sind "und zugleich Medienkompetenz vermitteln". Eine "Kultur der Digitalität" an den Schulen könne viele Vorteile bringen, etwa individuelles Lernangebote.

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Schon seit dem Jahr 2023 gibt es in Schleswig-Holstein einen entsprechenden Erlass zu privaten Mobilgeräten für Grundschulen. Die Regierungsfraktionen CDU und Grüne reagieren nun zwar zunächst mit einem weiteren Erlass für die Sekundarstufe I, forderten in der Landtagssitzung aber auch ihre eigene Regierung dazu auf, neben dem Erlass "eine schulgesetzliche Regelung auf den Weg zu bringen". Dem jetzt angekündigten Erlass soll Ministerin Stenke zufolge der "Kieler Dialog" vorausgegangen sein, durch den "im letzten halben Jahr [...] aus ganz verschiedenen Perspektiven auf die Handy-Nutzung von Kindern und Jugendlichen geblickt" wurde. Die Vorstellung der Ergebnisse des Dialogs war Teil der Tagesordnung im Landtag.

In den vergangenen Wochen beschäftigten sich verschiedene Landtage mit dem Umgang mit privaten Mobilgeräten in Schulen und den Gefahren einer frühen Social-Media-Nutzung von Kindern und Jugendlichen. Die Bundesländer ringen um klarere Regeln. Auf Bundesebene macht sich Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) sowohl für deutlichere Einschränkungen der privaten Mobilgeräte in Schulen, als auch Altersbeschränkungen für Social-Media stark. Sie begrüßt die verstärkte Diskussion zu diesen Themen.

(kbe)