Neue EU-Labels: Apple kritisiert Testmethoden, stuft iPhone und iPad herunter
In einem Paper erläutert Apple, wie die Firma mit den neuen Pflichtlabels der EU-Kommission umgeht. Das iPhone bekommt ein "B", mehrere iPads gar ein "G".
EU-Energielabel fĂĽr das iPad Pro M4 mit 11 Zoll: Wirklich so ineffizient?
(Bild: Screenshot Apple.com)
Apple hat damit begonnen, die neuen EU-Energielabels fĂĽr seine Produkte umzusetzen. Sie sind im Rahmen der sogenannten Ă–kodesign-Anforderungen der EU-Kommission seit letztem Freitag verpflichtend und dĂĽrften den ein oder anderen Nutzer eher verwirren, als ihm die Kaufentscheidung zu erleichtern. Das glaubt zumindest der iPhone-Konzern: Er hat zum Wochenende ein knapp 40 Seiten starkes Paper publiziert, in dem er auffĂĽhrt, wie er die Regelung umsetzt und was er daran als kritikwĂĽrdig betrachtet. Gleichzeitig gab Apple an, man habe aus GrĂĽnden der Vorsicht die Einstufungen reduziert. So bekommt das aktuelle iPhone 16 von Apple nur ein "B" als Effizienzlabel, obwohl das Unternehmen davon ausgeht, eigentlich "A" zu erreichen. Beim iPad wird es noch wilder: Drei Baureihen, das Standard-iPad, das Pro und das Air, bekommen von Apple die schlechteste Effizienzstufe "G". Nur das iPad mini erreicht mit "E" einen besseren Wert, aber immer noch die drittschlechteste Stufe.
Kritik an Testkriterien der EU
"Die neue EU-Verordnung zur Energieverbrauchskennzeichnung für Smartphones und Tablets schreibt mehrere vorläufige Prüfverfahren vor, die unklare Formulierungen enthalten", schreibt Apple in seinem Paper. "Infolgedessen werden einige Angaben auf dem Energieetikett durch die Entscheidungen der Hersteller und Prüflabore beeinflusst, die die Verordnung auslegen." Apples eigene Testergebnisse seien deshalb "freiwillig heruntergestuft" worden, um "um mögliche Unterschiede bei der Interpretation zu berücksichtigen". Der Konzern hofft, dass man mit der Kommission und den anderen Beteiligten künftig das Problem der "Unklarheiten bei den Prüfverfahren" beheben kann. Im Rahmen der Konsultation vor der Einführung der Energielabel ist das Apples Ansicht nach augenscheinlich nicht gelungen.
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Neben den Methoden zur Erfassung der Energieeffizienz hat Apple auch andere Herabstufungen vorgenommen. Dazu gehört der neue Wert zur Fallsicherheit der Geräte – also wie stark diese beschädigt werden, wenn sie etwa auf den Boden stürzen. Laut Apple fehlen in den EU-Bedingungen unter anderem Ansagen, welche Oberfläche verwendet werden muss, etwa welche Art von Holz oder Stahl, auf die die Geräte dann treffen. Das EU-Energielabel zeigt nun auch einen Wert für Reparierbarkeit (iPhone und iPad haben hier jeweils ein "C"), geben einen IP-Wert für Flüssigkeits- und Staubresistenz an. Außerdem wird die mögliche Akkulebensdauer in Ladezyklen und die "Batteriehaltbarkeit pro Zyklus" genannt.
Apple will sich bei Updates nicht festnageln lassen
In Sachen Updates würde die Ökodesign-Richtlinie gerne festlegen, dass Updates mindestens noch fünf Jahre nach Verkaufsende ausgegeben werden. Apple hält das zwar üblicherweise problemlos ein, doch möchte der Konzern das nicht garantieren. Auf Nachfrage verwies das Unternehmen lediglich auf die bestehende Praxis bei Sicherheits-Patches für alte Geräte sowie auf seinen Langlebigkeitsansatz.


Hier wird nun interessant, wie die EU-Kommission reagiert. Die Verordnung 2023/1670 schreibt "Herstellern, Importeuren oder Bevollmächtigten" nämlich verbindlich vor, mindestens 5 Jahre lang Software-Updates für verkaufte Geräte bereitzustellen. Ob dies auch schriftlich garantiert werden muss, bleibt offen.
Von der schlechten Energie-Effizienz-Bewertung sind nicht nur Apple-Tablets betroffen, sondern auch Android-Geräte wie das Galaxy Tab S10+, das ebenfalls ein "G" erhielt. Hintergrund ist offenbar die Art, wie die Geräte laut EU-Vorgaben getestet werden. Größere Bildschirme reduzieren dabei das Rating, was man auch daran erkennt, dass das iPad mini besser wegkommt. Offenbar hat Apple auch bei den iPads explizit schlechtere Werte angegeben, um bei den Vorgaben auf Nummer sicher zu gehen, wie Mac & i inzwischen aus informierten Kreisen vernommen hat.
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(bsc)